Les Liquides Imaginaires lieben Bäume …

… und haben ihnen deshalb ein olfaktorisches Denkmal gewidmet – ein neues Dufttrio namens Les Eaux Arborantes:

„Les Eaux Arborantes, auf Deutsch etwa „die Baumwasser“, sind eine spirituelle Hommage an die Bäume, die Wildnis, die Flora und Fauna. Der Baum ist das Totem dieser Trilogie, der als Gott verehrt wird, als mythisches Wesen und Beschützer. Wie die Schamanen sich in Trance durch ihre Rituale mit den Geistern der Natur vereinen, so werden die Parfums sinnliche „Führer“, die eine Symbiose mit den Kräften der Natur bilden. Les Eaux Arborantes, eine Reise nach oben, von der Erde zum Himmel, eine Fantasiereise in den Wasseradern der Bäume, die uns von den Wurzeln hinauf in die Krone mitnimmt.“

Bäume … neulich habe ich irgendwo auf Facebook einen schönen Spruch gelesen, den ich für Euch zwar nochmals gesucht, aber selbstredend nicht mehr gefunden habe. Er war von irgendeinem Literaten und besagte, dass, befände man sich einmal draußen im Walde, in dessen schönem Grün, man sofort sein Leben und vor allem seine Arbeit innerhalb von vier engen Wänden in Frage stellen müsse. Das Zitat war schon älter, ich glaube, ich hatte mich noch gewundert, dass der Autor gar nicht mehr lebt und unser 21. Jahrhundert mit seinen Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht mehr erlebt hat … allerdings somit auch keine Homeoffice-Tage und Laptops, mit denen man ohne Probleme an jedem Ort und eben auch in der freien Natur arbeiten kann.

as the crow flies jimmy brown „as the crow flies“ via Flickr – CC BY 2.0

Bäume und Wälder sind entspannend. Und gehören definitiv zu den Dingen, die ich an der Landschaft in unseren Breitengraden liebe. Ich pflege schon sehr lange zu sagen, dass ich nie in einem Land leben könnte, wo es keine Bäume gibt, keine vernünftigen. Und nein, ein Kaktus zählt nicht als Baum 😉

In vielen Kulturen und Religionen spielen Bäume eine gewichtige Rolle, wie uns Wiki gekonnt zusammenfasst:

„Zahlreiche Mythen erzählen von einem Lebens- oder Weltenbaum, der die Weltachse im Zentrum des Kosmos darstellt. Bei den nordischen Völkern war es z. B. die Weltesche Yggdrasil, unter deren Krone die Asen ihr Gericht abhielten. So spielt der Baum in den Mythen der Völker als Lebensbaum wie die Sykomore bei den Ägyptern oder in der jüdischen Mythologie eine Rolle. Kelten, Slawen, Germanen und Balten haben einst in Götterhainen Bäume verehrt und das Fällen solcher Götzenbäume ist der Stoff zahlreicher Legenden, die von der Missionisierung Nord- und Mitteleuropas berichten. In vielen alten Kulturen und Religionen wurden Bäume oder Haine als Sitz der Götter oder anderer übernatürlicher Wesen verehrt. Solche Vorstellungen haben sich als abgesunkenes religiöses Gut bis in die heutige Zeit erhalten. Als Baum der Unsterblichkeit gilt der Pfirsichbaum in China. Der Bodhibaum, unter dem Buddha Erleuchtung fand, ist im Buddhismus ein Symbol des Erwachens.“

Im Christentum finden sich natürlich ebenfalls zwei wichtige Vertreter: Der Baum des Lebens und der Erkenntnis.

Dass sich Les Liquides Imaginaires nach dem Wein nun den Bäumen widmen gefällt mir ausgesprochen gut und beweist Geschmack – zumal es meiner Meinung nach auch viel zu wenige wirklich monothematische Holzdüfte gibt. Ob wir sie hier finden werden in der Kollektion? Ich bin gespannt – und beginne heute mit  Tellus –  dem „Geist der Erde“:

tellus_2 „Die Nase in der Erde, begraben im Unterholz, verschiedene Gerüche von Wurzeln und Pilzen. Feuchte Erde, beduftet mit verwelkten Blumen, grabende Tiere und der Wechsel der Jahreszeiten. Tief in Mutter Erde gepflanzt, zieht der Baum seine Kraft aus der nährstoffreichen, zerfallenden Humusmasse.

Sein Geist: Ein tiefer Geist mit kräftigen und beständigen Wurzeln, der eine tellurische Kraft wirken lässt, ohne die nichts wachsen kann. Ein erdverbundener Duft von der Parfümeurin Nadège Le Garlantezec.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Erde, Patchouli, Cashmeran; Herznote: Lilie, Costus, Moos; Basisnote: Ambroxan, Tannenbalsam, Labdanum (Zistrose).

Der Name Nadège Le Garlantezec sagte mir auf Anhieb nichts – also musste eine schnelle Backgroundrecherche her. Wie die Dame den Weg zum Duft fand, hat sie dem Wallpaper* Magazin erzählt:

„Incongruous as it may seem, it was Napoleon who first turned Nadège Le Garlantezec to the delicate art of perfumery. ‘I went with my parents to visit Osmotheque, the worldwide library of lost perfumes, where I smelt Napoleon’s perfume. Then I decided I would like to work as a perfumer,’ she recalls.“

Für Tim Burton scheint sie eine Schwäche zu haben – was sie sehr sympathisch macht, wie ich finde. Und bisher zeichnet sie für folgende Düfte verantwortlich: Boucheron Quatre, Six Scents Series 4 No. 6 (mit Vth Avenue Shoe Repair) sowie Eutopie No. 6, der Schöne, den Harmen hier beschrieben hat, und jetzt Tellus.

Auf der Haut angekommen erinnert mich Tellus zuallererst an … ja, an welchen Duft? Ich muss das Experiment zigfach wiederholen, denn diese kleine Erinnerung beschränkt sich auf die allerersten Sekunden auf der Haut – und irgendwann habe ich es: 10 Corso Como, der alte. So, wie er anfangs mal war. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass man im Laufe der Jahre etwas an der Rezeptur geschraubt hat – teilt Ihr den Eindruck, falls Ihr den Duft kennt?

Steinig – anders kann ich den Eindruck nicht beschreiben. Zwischen Trockenheit und Feuchtigkeit oszillierend, von Harzen geküsst und grau, eindeutig grau schillert Tellus, und zwar auf kühle Art und Weise. Kühl geht es auch weiter, wird allerdings dann auch kühn: Ich entdecke sie wirklich, die angekündigten Wurzeln und Pilze, die sich am Fuße einer Tanne finden, wenn man sich dem Waldboden nähert. Feucht, erdig, pilzig und wurzelig, nicht trocken-holzig, geht es zu – nicht zu vergessen die deutlich zu vernehmenden Nadelbäume, jene majestätischen mit ihrem ätherischen Duft.

Mr. Mushroom
Jonathan Hover „Mr. Mushroom“ via Flickr – CC BY-ND 2.0

Ich liebe diesen Geruch – und gerade an dem Punkt, wo ich mich in ihm „sonne“, mich hinwegtragen lasse, aber in meinem Schwelgen zu der Frage gelange, ob ich so duften möchte … vollzieht Tellus eine Wendung: Der Fokus liegt jetzt nicht mehr auf dem Waldboden, Tellus lässt seinen olfaktorischen Blick in die Weite schweifen. Die sanfte Wärme der Sonnenstrahlen, die Boden und Steine wärmen, die stille und kontemplative Atmosphäre, welche einen ergreift, wenn man in aller Einsamkeit auf einer Lichtung sitzt oder auch nur über die schmalen Pfade wandelt, steht nun im Mittelpunkt – sanftes Moos, beschützende Wärme von zart-würzigen und verhalten-rauchigen Harzen und trockene Hölzer umfangen mich und lassen mich weiter schwelgen, weiter träumen.

Soppskog

Ole Husby „Soppskog“ via Flickr – CC BY-SA 2.0

Tellus stellt einen sehr gelungenen Auftakt dar, weswegen ich mich schon auf den Rest der neuen Les Liquides Imaginaires-Kollektion freue, die morgen folgt. Malerische Baumimpressionen in edle Flakons gefüllt – das ist was für mich, für Euch auch?

Viele liebe Grüße

von Eurer Baumliebhaberin Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Ute
    29. April 2015
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    Wunderbarer Artikel über die Bäume, den Wald und diese besonderen
    Düfte. Herzlichen Dank. Eine Genuss-Lektüre.

    Schon Freiherr Alexander von Humboldt hat gesagt:

    Habt Ehrfurcht vor dem Baum.
    Er ist ein einziges grosses Wunder,
    und euren Vorfahren war er heilig.
    Die Feindschaft gegen den Baum ist ein
    Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes
    und von niederer Gesinnung des einzelnen.

    Aber leiden fallen viele Bäume der Habgier
    des Menschen zujm Opfer – aus vielerlei Gründen.
    Dazu fällt mir das Lied ein von Alexandra:
    „Mein Freund, der Baum …““

    Liebe Sonnengrüsse von Ute

  2. Ulrike Knöll
    29. April 2015
    Antworten

    Hahaha, an Alexandra musste ich selbstverständlich auch denken, liebe Ute 🙂
    Freu Dich, morgen geht es weiter – und da sind noch sehr besondere Schmankerl dabei!

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  3. dariush
    21. Februar 2016
    Antworten

    Einer der besten Parfums Patchouli
    Sehr, sehr schön und luxuriös…
    Patchouli schönsten sind: (best perfums patchouli)
    1- lorenzo villoresi patchouli
    2- Tellus Les Liquides Imaginaires

  4. Ulrike Knöll
    10. März 2016
    Antworten

    Hallo lieber Dariush,

    Tellus mag ich auch sehr! Was hälst Du denn von Patchouly von Mazzolari oder von Lutens‘ Borneo 1834? Die mag ich ja auch sehr sehr gerne. Vielleicht hast Du es schon entdeckt: Bei uns im Shop gibt es zu einzelnen Ingredienzen und Themen Empfehlungslisten, die wir ständig erweitern. Zu Patchouli findest Du die Liste hier:
    http://www.ausliebezumduft.de/patchouli

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike

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