Und täglich grüßt das Murmeltier …

… – oder vielmehr: Alle paar Jahre. Das dachte ich mir dieser Tage, als ich das erste Mal dieses Jahr in der Sonne saß, genüsslich Tee schlürfte und mir die Modetrends für die warme Jahreszeit zu Gemüte geführt habe.

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Foto by Ierdnall via FlickrCC BY-SA 2.0.

Die Siebziger sind zurück! Ernsthaft?

… die Achtziger habe ich mir noch gefallen lassen: OK, es gab vieles in den Achtzigern, das man nicht brauchte – gebleichte Hosen, vielleicht noch in Karottenform, Vokuhilas und andere gruselige Haarentgleisungen selbstredend eingeschlossen. Aber, ich gestehe: Nach Jahren des Schwarz-in-Schwarz sind Neonfarben, zumindest als Farbtupfer, nicht komplett an mir vorbeigegangen. Und knallfarbene Sneaker. Und Colorblocking – aber das gehörte ja streng genommen nicht unbedingt in die Achtziger.

Bell bottoms

von Redhead_Beach_Bell_Bottoms.jpg: Mike Powellderivative work: Andrzej 22 (Diskussion) (Redhead_Beach_Bell_Bottoms.jpg) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

Jetzt sollen es also wieder die Siebziger sein. Zurück ist er, der Hippie, schneller als man dachte – und zwar in seinen fiesesten Ausprägungen, wie ich finde. Zuallererst: Schlaghosen. Und bitte als Jeans. Oder auch Culottes. Vor Jahren habe ich mich einmal daran probiert – und alle Exemplare annähernd ungetragen wieder abgeschafft. Warum? Weil sie einen nicht schlanker machen, obgleich einem das immer jeder weismachen möchte. Mich erinnern sie häufiger, vor allem wenn sie zu flachen Schuhen oder gar Turnschuhen getragen werden, an den Fesselbehang von … Kaltblütern. Sorry. Und wenn wir es schon von Schuhen haben: Was genau trägt man dazu? Hoch sollte er sein, der Schuh, schon klar. Mit Stiefeln sieht es oftmals nicht gekonnt aus, offene Sandaletten passen selten … und somit hat die Schlaghose dieser Tage gleich den nächsten Trend aus den Siebzigern für uns mit im Schlepptau: Clogs.

Besser als Crocs allemal. Dafür darf man mich gerne steinigen, aber Crocs haben für mich überhaupt gar nichts „draußen“ verloren. Von mir aus – als Gartenschuh. Oder zum Kellerputzen. Ich persönlich würde mir eher die Füße abhacken als mich in solchen Plastikungetümen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Und ja, ich kann sehr wohl ungeschminkt und in Jogginghose zum Mülleimer gehen. Und auch zum Einkaufen. Nie aber in Crocs, ganz bestimmt nicht.

Clogs

Ragnar Jensen „Clogs“ via Flickr – CC BY 2.0.

Da sind sie also wieder, „unsere“ Clogs. Und dabei hatten wir das doch gerade erst – Dr. Scholl, Swedish Hasbeens und Softclox lassen grüßen. Zugegeben: Es gibt einige Schuhe mit Holzsohle, die meiner Meinung nach etwas haben: Ein paar nette Stiefelchen gab es schon immer, bei denen der Kontrast von Holz und Leder etwas hermacht. Auch Scholls Schlappen können ganz niedlich sein, je nach dem, wie man sie kombiniert. Aber die klassische Clogs-Form, vielleicht noch gepimpt mit einem Absatz wie gerade unter anderem bei Gucci zu sehen – das braucht doch wirklich keiner, oder? Und erst recht nicht zur Schlaghose, wie ich finde …

Noch schlimmer wird es, wenn dann eine der meines Erachtens fiesesten Modesünden der Siebziger zum Einsatz kommt, die ebenfalls als neuer Trend angesagt ist: Die Fransenlederjacke. Steven Seagal trug sie in fast jedem seiner Achtziger-Actionfilme – am liebsten in sandfarbenem Wildleder, gerne mit Ethnoakzenten und Perlen verziert. Damit macht das Verkloppen der Bösewichte scheinbar noch mehr Spaß. Ein optischer Genuss war es damals schon nicht – und heute möchte ich derlei eigentlich auch nicht sehen, außer vielleicht in irgendwelchen Rock-Clubs auf dem Land, wo es noch massenhaft Großstadtindianer zu geben scheint.

Wem es in der Lederfolklore zu warm wird, der darf sich gerne wieder mit Häkelwestchen zeigen – auch das scheint dieser Tage wieder en vogue zu sein. Auch, wenn die Dinger eigentlich so gut wie immer wie Großmutters edle Geklöppelte für den Festtagstisch aussehen.

Damit ist noch lange nicht Schluss: Minnetonkas, Pocahontas Lieblingsschuh, müssen her genauso wie Latzhosen. Für „Draußen“ – nicht zum Relaxen auf dem Sofa. Wem zum Teufel steht so etwas? Und dann natürlich: Fließende Kleidchen mit Ethno- oder sonstigen Mustern für moderne Blumenkinder, ob jung oder alt. Vereinzelte Bandanas habe ich auch schon gesichtet in verschiedenen Modeblogs.

Nanoo by Nanoo

tiffany terry „Nanoo by Nanoo“ via Flickr – CC BY 2.0.

Woher kommt dieser Trend, der so plötzlich aufgepoppt ist? Kann mich wer aufklären? Im Normalfall bin ich ganz gut informiert, lese diverse Modeblogs und sitze auch nicht immer im heimischen Kämmerlein. Aber in diesem Falle sehe ich nicht, dass die neue Mode von der Straße kommt. Der Streetstyle, zur Genüge festgehalten in vielen Internetblogs, unter anderem dem hervorragenden Sartorialisten, hat sich diesbezüglich lange nichts anmerken lassen und kann somit eigentlich nicht als wirklicher (Haupt)Einfluss gelten.

Ist es das Coachella-Festival, das neue Woodstoock, dem H&M gerade eine eigene Kollektion widmete? Ich kenne das Festival schon länger dem Namen nach, aber das es auf einmal so hip geworden ist und von jedem Star und Sternchen frequentiert wird – das hält doch auch erst ein paar Jahre an.

Coachella 2014 sunset with balloon chain and LightweaverBy Alan Paone (Sunset) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Ich bin ratlos, wirklich.

Und werde mich verwehren, mich entziehen. Dieses Jahr mache ich nicht mit. Keinen einzigen dieser Trends, von denen ich mich ohnehin frage, ob sie sich auf der Straße durchsetzen werden. Was davon kann man bitte im Alltag im Job tragen? Und was davon steht jenen 93-97% aller Frauen, die keine Zwei-Meter-Beine haben und Größe XS oder allenfalls S tragen?

LOpatchouliful Standhaft zu bleiben fällt mir in diesem Falle nicht schwer – und dem Geldbeutel tut es auch mal ganz gut. Und, wenn schon hippiesk, dann doch lieber mit einem tollen Duft – Patchouliful von Laboratorio Olfattivo beispielsweise wäre eine perfekte Option. Harmen hat den modern-innovativen Patchoulivertreter bereits rezensiert, seht hier.

Wie seht Ihr das, meine Lieben?

Tangieren Euch die neuen Fashion-Trends genauso wenig wie mich?

Gespannte Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Barbara
    28. April 2015
    Antworten

    Liebe Uli
    Ich habe mich so köstlich amüsiert. Dein Artikel ist einfach herrlich.
    Natürlich habe ich in meiner Kindheit auch Clogs getragen und wie habe ich gejubelt als die grüne Schlaghose endlich kaputt war. Die Hose war ein „Erbstück“ meiner älteren Schwester. Scheusslich!
    Die im Handarbeitsunterricht gefertigten Kleider nicht zu vergessen: Das grüne T-Shirt im Batik-Look und das mit Lochmuster gestrickte Top. Oh Gott, oh Gott! :o) Nein, diese Modetrends mache ich auch nicht mit. Crocs finde ich auch so furchtbar. Wer will schon den ganzen Tag in Plastikschuhen rumlaufen, obschon die angeblich so wahnsinnig sind? Ich bekomme schon beim Gedanken Schweissfüsse :o)
    Bei Latzhosen sehe ich vor beim geistigen Auge hochschwangere Frauen und Demi Moore im Film: Ghost – Nachricht von Sam.

  2. Barbara
    29. April 2015
    Antworten

    ….. Wer will schon den ganzen Tag in Plastikschuhen rumlaufen, obschon die angeblich so wahnsinnig BEQUEM sind?

    So ist es richtig ;o)

  3. Ulrike Knöll
    29. April 2015
    Antworten

    😀
    Freut mich, dass ich nicht alleine bin mit meiner Abneigung 😉
    Hatte schon Angst, hier einigen gewaltig vor das Schienbein getreten zu haben 😉

  4. Dorothea
    30. April 2015
    Antworten

    Ja, die Siebziger hätten modetechnisch gesehen ruhig in der Mottenkiste bleiben können. Schlaghosen, Culottes, Clogs und Fransenjäckchen gehören für mich zu den Dingen, die die Welt wirklich nicht braucht… Nur eine Batik- oder Hippie-Tunika am Strand kann ich vielleicht noch akzeptieren.
    Meine erste Bekanntschaft mit Crocs machte ich während unseres dreijährigen Aufenthalts in den USA – dort waren sie so etwas wie der Nationalschuh (neben Flip-Flops).. Na ja, zu den allgegenwärtigen Jogginghosen passen sie ja ganz gut 😉 Umso größer war mein Entsetzen als ich nach unserer Rückkehr nach Deutschland feststellen musste, dass die Schlappen sich hier ebenfalls durchgesetzt haben.
    Mein damals noch kleiner Sohn (5) hat es mal auf den Punkt gebracht: er sollte mal die Indianerstämme aufzählen, die er kennt: Cheyenne, Apachen, Blackfoot-Indianer, Irokesen, Crocs-Indianer 😉

  5. Ulrike Knöll
    5. Mai 2015
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    Tunika und Co. am Strand – das ist für mich immer etwas ganz anderes und absolut tragbar. Deinem Sohn würde ich gerne einen Orden verpassen für seine Aufzählung der Indianer-Stämme – was habe ich gelacht 😀

    Viele liebe Grüße, auch an den Steppke!

    Uli.

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