Habt Ihr noch Puste für weitere Novitäten von der Mailänder Messe? Ich schon, meine Lieben, ich schon – ergo geht es weiter in alter Frische nach den Ostertagen.
Meine Freunde von Linari waren auch auf der Messe – wie häufig am Stand zusammen mit Thorsten Biehl und Mark Buxton. Für mich war der Stand die Ruheinsel, ein kurzer Schnack, dann die Gelegenheit, die vielen Tüten und Pröbchen kurz unterzustellen, damit ich die Hände für „Mehr“ frei hatte – mehr Fotos, mehr Notizen und mehr Material. Ganz herzlichen Dank dafür meine Lieben!
Ein paar Stände weiter durfte ich meine italienischen Lieblinge von Terenzi begrüßen: Tiziana und Paolo. Wir kennen uns ja von früher und ich habe wirklich einen Narren an den beiden liebenswerten Geschwistern, an der ganzen Familie gefressen – warmherzig und offen, sympathisch und mit gutem Humor ausgestattet, man muss sie einfach lieben!
Und sie hatten jede Menge schöne Neuigkeiten für uns im Gepäck: Zuallererst sei die Giardino Benessere-Kollektion erwähnt, die die Terenzis bereits Ende letzten Jahres auf der Pitti in Florenz vorgestellt hatten. Dann, der neueste Streich: Quinto Canto – zehn Düfte, gewidmet der Heimat der Terenzis:
„Seit über 700 Jahren lebt die Familie Terenzi in der Nähe des Castello di Gradara, eine der ältesten Burgen Italiens. Diese Familie von Reisenden und Entdeckern ließ sich zwischen den wunderschönen Hügeln nieder, den Wäldern und der Adria, eine Familie, die es liebt nach ihren Abenteuern nach Hause zu kommen, dorthin, wo die Düfte und Farben von den blauen samtenen Schatten des Meeres beherrscht werden.“
Und – genauso wie Quinto Canto gerade bei uns im Shop gelandet, Tiziana Terenzis neues Quartett in Weiß: Ursa, Draco, Cassiopea und Andromeda, die nicht nur über besonders schöne und aufwendige Flakons verfügen, sondern auch olfaktorisch zu überzeugen wussten. Ich werde sie Euch alsbald im Blog vorstellen, meine Lieben!
Bleiben wir bei den Italienern: Enzo Galardi, die „Nase“ von Bois 1920, Odori (leider nun endlich discontinued, wie mir scheint?) und Baldi war ebenfalls vertreten – und zwar mit einem Familienangehörigen (seinem Bruder?), der ebenfalls in der Firma tätig ist und ein wenig mehr Interesse zeigte, sich mit mir über die Neuigkeiten zu unterhalten. Bois 1920 wird um drei Düfte erweitert – Nagud und Itruk, wie der Name schon verrät eher schwereren Charakters, holzig und, wie ich meine mich zu erinnern, mit ein wenig Oud ausgestattet. Duft Nummer Drei war eine hübsche Dame namens Come il Sole. Dazu kommt noch eine neue Kollektion namens Olfattology, die gleich zehn neue Düfte beinhaltet. Ich habe sie alle durchgetestet – sie sind, wie ihre etwas barocke Anmutung auch schon vermuten lässt, eher schwereren Charakters, Oud und Hölzer sind häufig präsent. Darüber hinaus gibt es für einige der Düfte auch noch eine Luxusausführung hinsichtlich des Flakons: Mit Gold und Edelstein lockt man uns – diese Preziose hat selbstverständlich ihren Preis: Um die 1200 Euro habe ich im Kopf.
Friedemann Ramacher war mit seiner schönen Marke Sentifique ebenfalls vertreten – sein Stand war ständig überfüllt, weswegen ich den Guten irgendwann einmal einfach vor der Halle „abgegriffen“ habe. Brandneues gibt es von Sentifique nicht – aber dem Neuling Daim Rouge, dem schulde ich noch einen Artikel, den wir demnächst hier mit einer kleinen Aktion verbinden werden. Danke schon einmal, lieber Friedemann!
Gleich um die Ecke hatte Vincent Micotti seinen ebenfalls sehr schönen Stand – der mir am zweiten Tag leider durch die Lappen gegangen ist: Zuallererst war er permanent voll – und danach schlug die Uhr schon halb sieben, Messe-Ende. Deshalb möchte ich Euch diesbezüglich diesen sehr schönen Artikel bei Fragrantica ans Herz legen – seht hier. Wer keine Lust zum Lesen hat – Blend of Marvels (BOM) heißt die neue Kollektion, die bisher BOM Jasmin und BOM Incense beinhaltet.
Mancera widmen sich mit ihren neuesten Düften einem Trend, der auch bei Pierre Guillaume zu sehen ist: Der Neuinterpretation der Duftfamilie der aquatischen Düfte.
– Sparkling Bergamot, Mandarin & Lemon from Calabria, Fruity & Green notes.
– Ylang Ylang, Delicate Violet, Rose & Orris, Leaves of Patchouly.
– Rich Amber & Leather, Sandalwood from Mysore, Gaïacwood & Vanilla Pods from Madagascar.
– Sparkling Bergamot, Mandarin & Lemon from Calabria, Basket of Fruit & Hot Pepper.
– Steams Marine, Bulgarian Rose, Delicate Violet, Leaves of Patchouly.
– Rich Amber & Oakmoss, Sandalwood from Mysore, Vanilla Pods & Sensual Musk.
Bei Pierre Guillaume war natürlich die Hölle los am Stand: Eine neue Kollektion, Collection Croisière genannt, und der Gründer und Parfumeur selbst vor Ort – das beschert natürlich Andrang. Bis ich da war, waren dann auch die Pröbchen weg – das macht aber nichts, die ersten vier Düfte sind ohnehin schon bereits bei uns im Shop gelandet. Die nächsten vier durfte ich schon auf der Messe bewundern, Ihr allerdings müsst leider noch ein wenig warten, sie kommen erst in den nächsten Monaten, und zwar … einzeln.
„Mit der Croisière Collection schlägt Pierre Guillaume ein neues Kapitel auf und lässt die monothematischen Ansätze hinter sich – sei es Oud, Tuberose oder Leder – und befasst sich, neben anderen Dingen, mit dem am wenigsten vertretenen und verschriensten Genre der alternativen Parfümerie: den aquatischen Düften.
Als „Seefahrtskollektion“ ist die Linie natürlich vom Reisen inspiriert, drückt aber auch Pierre Guillaumes Bedürfnis aus, neu zu starten, herauszuzoomen. Der Rohstoff ist nicht mehr das Zentrum des Themas, sondern die Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen. Mehr denn je konzentrieren sich die Düfte von Parfumerie Générale auf ihre Ausdruckskraft.
Weit entfernt davon, einfach nur salzig duftende Moleküle aneinanderzureihen, erforscht die Croisière Collection die Weite der Räume, die ungezähmte Wildnis und entlegenen Landschaften, die es zu entdecken gilt. Sie zelebriert das Meer, ferne Inseln, den Dschungel und vor allem … die Bewegung.
Indem er dieses Thema wählte, lädt uns Pierre Guillaume dazu ein, eine Duftfamilie durch die Brille der unabhängigen Parfümerie neu zu betrachten. Aquatische Düfte werden zu orientalischen, Chypredüfte machen sich locker und Leder – mit Chrom herausgeputzt – wird zu einem Vehikel der Freiheit.“
Neuer Flakon, neues Glück – erhältlich sind die Düfte jeweils sowohl in der 50ml- als auch in der 100ml-Größe.
Entre Ciel et Mer ist holzig und frisch und basiert auf einem Algen-Absolue aus dem Pazifik. Dazu gesellen sich fruchtige und aromatische Noten (Birne, Lavendel und weißer Thymian), Sandelholz sowie ozonische als auch animalische Anklänge, letztere von Flechten und Ambra herrührend.
Paris Seychelles ist ein floral-frischer Duft und basiert auf Lilienblüten, die sich mit Tiaré vermählen. Eine Prise Kokosnuss dazu sowie Ingwer, Petitgrain, Galbanum, ein Hauch warmer Sand und schwarzer Pfeffer. Alles in allem soll einen Duft ergeben, der die „Essenz eines tropischen Strandes“ auf die Haut zaubert – et voilà, geglückt!
Jangala entführt uns in den indonesischen Dschungel – ein holzig-aromatisches Parfum, das auf, man höre und staune, Kokosnuss basiert. Es könnte der erste Kokos-Duft sein, den ich wirklich mag – denn man riecht ihn wirklich, den Regenwald nach einem Sturzregen, den man in die Flasche bannen wollte. Eukalyptusblätter, thailändische Kräuter, Ingwerblüten, Rosenholz, Kardamom, Sandelholz und Vetiver haben es in die Flasche geschafft – und gefallen mir in dieser Kombi sehr.
Long-Courrier – der Name bezieht sich auf Langstreckenflüge. Ganz klar, was uns da sofort in den Kopf kommt: Weit entfernte Paradiese – und auf genau diese zielt es Guillaume ab mit seiner orientalischen Komposition eines salzigen Vanilleduftes. Ein Quentchen Orange und Kakaopuder, darüber hinaus Elemiharz, Zedernholz, Vanille, Moschus und eben jene Prise Salz, die Long-Courrier so besonders macht … mich hat er erobert.
Mojito Chypre ist ein aromatischer Chypre, der auf einem Erdbeer-Mojito-Akkord beruht. Patchouli, Vetiver, Labdanum, Vanille und Eichenmoos bilden die klassischen Zutaten, dazu gesellen sich Limette, frische Minze und erdbeerige Aldehyde, die von warmen Hölzern und Moos abgerundet werden. Absolut einzigartig und wirklich cocktailig, meine Lieben!
Métal Hurlant beschwört den Geist der legendären Route 66 herauf:
„With Métal Hurlant (Howling Metal), ride a Harley at full throttle on asphalt ribbon. The smell of glinting chromes, a fresh paint job, a steel bodywork and rubber tires lbend with gasoline and leather, whipped by the hot Arizona wind. This „aerodynamic“ leather, electrified by animalic, sensuous musks, conjures a blond, bearded, tattooed biker smiling behind his Ray-Bans … Born to be wild!“
Serienfans – erinnert Euch das auch so an Sons of Anarchy? Ich bin mir sicher, Jax Teller ist gemeint 😉
Die Serie ist der Knaller, Jax Teller ebenfalls und ja, der Duft auch – mein Liebling aus der Kollektion!
Foudre ist ein holzig-floraler Duft und basiert auf der Champaca-Blüte. Wie der Name schon verrät, soll jene welche uns den Eindruck vermitteln, wie sie kurz vor einem Sturm duftet, auf ihrer kleinen Insel vor sich blühend mitten im indischen Ozean … Letzteres hat Guillaume mit Aldémone geschafft, einem synthetischen Molekül, das den Duft von Regen in der freien Natur einzufangen vermag. Dazu gesellen sich ozonige Anklänge, Pfeffer, Vetiver, Moschus, Cashmeran, schwarzer Tee und selbstverständlich unsere Blume.
Rivages Noirs, der vorerst letzte Duft in der Collection Croisière, ist ein holzig-gewürzig-aromatischer Duft, der drei, vielleicht auch vier Dingen gewidmet ist: „A Mediterranean cypress, the sea, the night.“ Und – Single Malt Whisky. Nicht erst jetzt weiß ich, dass Guillaume Geschmack hat. Hier bin ich Mensch, hier darf ich es sein – geschaffen mit: Melone, Ingwer, Zimt, Safran, Kardamom, Zedernblättern, Vanille, Eichenmoos und Ambra, nebst natürlich der Zypresse selbst und den Anklängen von köstlichem Single Malt.
Macht Lust auf Meer und auf mehr, oder?
Viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
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Wunderbare Berichte, Fotos, danke fürs Eindrücke teilen liebe Ulrike.
Du erlaubst uns virtuelles Mit-Erleben.
Aber ganz dumpf werde ich ein Gefühl nicht los: nun wird auch
der Markt der Nischen Düfte regelrecht überschwemmt und
fast schon zu oft tauchen auf: Oud und Weihrauch (Incense).
Schon länger habe ich unter den Nischendüften keine wirklich
bahnbrechenden Neu-Entdeckungen gefunden. Waren Puredistance
nicht vertreten – White hört sich sehr besonders an.
Frühlingsgrüsse mit Sonne gefüllt und den – auch in Parfums
nicht wirklich darstellbaren – Düften dieser herrlichen, einzigartigen Natur,
Ute
Danke für die netten Kommentare 🙂
Puredistance waren vertreten, ja – allerdings kam ich zu White leider nicht mehr. Die Messe ist einfach zu groß für zwei Tage, leider. Nächstes Jahr muss ich schauen, dass ich länger gehe …
Ansonsten – ich glaube, es ist relativ egal, ob der Markt nun überquillt vor Neuem oder nicht: Die Super-Duper-Diamanten sind halt immer selten 🙂
Viele liebe Grüße,
Uli