Die Esxence 2015 in Mailand …

… konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ich war dieses Jahr, wie bereits angekündigt, auch mit von der Partie und löse selbstredend mein Versprechen ein, Euch an den vielen Neuigkeiten und Impressionen teilhaben zu lassen!

Am Donnerstag zu unchristlicher Uhrzeit, genauer gesagt um sechs Uhr irgendetwas, startete mein Flieger gen Mailand in Stuttgart. Germanwings war die Fluggesellschaft, und einige der Passagiere betraten den Flieger mit gemischten Gefühlen nach der Katastrophe dieser Tage, für die Worte zu finden eigentlich unmöglich ist. Auch den Rückflug absolvierte ich mit Germanwings am Samstag – und muss die Crew erwähnen: Beide Piloten stellten sich persönlich vor, drückten Ihr Bedauern aus und bekräftigten, dass trotz der Schwierigkeiten in ihrem Job – des Preisdrucks zwischen den Airlines usw. – ihr Bestreben darin liegt, uns Passagiere sicher ans Ziel zu bringen, so wie es ihre Berufsehre vorschreibt. Eine Geste des Mitgefühls und der Beruhigung, zutiefst menschlich – meine absolute Anerkennung.

Shopping In Milan

Angekommen in Mailand ist mir natürlich exakt das passiert, was mir immer passiert: Ich war von Kopf bis Fuß auf Frühling eingestellt, auch klamottentechnisch. Es nieselte und hatte, grob geschätzt, vielleicht sechs Grad … Die zwei, drei Shops, die ich auf dem Weg vom Flughafen zu meinem Hotel ansteuerte, hatten zusammen noch ungefähr fünf Strickjacken in XS in petto – wunderbar … Im Hotelzimmer erwartete mich dann eine andere Überraschung, die einige Messeaussteller und -besucher mit mir teilten, auch wenn sie in anderen Hotels untergebracht waren: Gefühlte 45 Grad Celsius, realistische 26 Grad. Hübsch in der Sauna oder am Strand, zum Schlafen allerdings nicht gerade meine Wohlfühltemperatur. Der herbeigerufene Hotelmitarbeiter bescherte mir dann dank seiner mangelnden Englischkenntnisse noch höhere Gradzahlen, temporär. Mit Händen und Füßen und einem beherzten Achselgriff war ihm dann aber doch klarzumachen, dass ich kein „caldo“ haben will, sondern „freddo“, besser noch „gelato“, worauf er mir erklärte, dass sie leider keine Aircondition haben. Aircondition im 4-Sterne-Hotel ist selbstverständlich auch völlig überschätzt, so griff ich auch Bewährtes zurück: Klimakontrolle mittels Fenstern. Dank einem Zimmer im sechsten Stock erwies sich das aber auch nicht als einfach: Um dem Suiziddrang der Gäste entgegenzuwirken, ließen sich die Fenster nur kippen, per Kurbel – immerhin entstand so ein ungefähr fünf Zentimeter umfassender Fensterschlitz, der mich mit weniger Luft und mit mehr Straßen- und Bauarbeitenlärm erfreute. Sei es drum – ich war ja nicht gekommen, um mich im Hotelzimmer wohnlich niederzulassen, sondern um auf die Messe zu gehen!

Diese fand dieses Jahr in einem Gebäude namens The Mall statt, einem modernen Komplex im ersten Untergeschoss. Eine sehr schöne Räumlichkeit für die Messe – auch hat man sich wie immer nicht lumpen lassen, die Ausstattung war vorzüglich und gewährte eine perfekte Präsentationsfläche für die Aussteller. Ein kleines Manko gab es aber auch da: Ab Donnerstag Mittag war es in Mailand dann wunderschön mit Temperaturen um die 18 Grad, von denen man unter Tage leider nicht viel mitbekam. Und – die Lichtverhältnisse waren geradezu katastrophal zum Fotografieren. Ich habe Euch natürlich trotzdem eine ganze Reihe an Fotos gemacht und mein Bestes gegeben, zudem noch einige Fotos von Georg und Friedemann Ramacher (Sentifique) zur Verfügung gestellt bekommen – vielen Dank dafür! – allerdings bitte ich Euch gleich im Vorfeld, die Qualität einzelner Bilder zu entschuldigen. Ich bin kein Meisterfotograf – und erschwerte Umstände und das Fehlen einer Profikamera machen diesen Umstand auch nicht besser 😉

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Kommen wir nun zur Messe: Die Liste der Aussteller war unfassbar lang – zu lange eigentlich, um das Programm in zwei Tagen abzuhaken, wie ich feststellen musste. Mein Bestes gegeben habe ich nichtsdestotrotz 😉 Viele neue Gesichter und Firmen und viele alte Bekannte – letzteres hat mich dann dazu bewogen, den zweiten Messetag, den Freitag, alleine zu bestreiten. Mit meinem Chef an der Seite vollzieht sich ein Messebesuch anfänglich meist so: Zwei Meter laufen, jemanden treffen, eine halbe Stunde quasseln, einen Meter weiter vordringen, wieder jemanden kennen, weiter quatschen usw. – ergo für mich, Tag zwei, alleiniges Entern des Duftdschungels und somit weitgehend incognito durchkämpfen 😉

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Jul et Mad waren einer der ersten Stände, an denen ich stehen geblieben bin: Von den zwei Hübschen gibt es gleich drei neue Düfte, die uns demnächst ins Haus stehen werden. Sie bleiben ihrer Love Story treu, erzählen mit diesem Trio allerdings etwas über ihre gemeinsamen kulturellen Interessen, genauer – dem Altertum und untergegangen Kulturen. Garuda, Nin-Shar und Néa heißen sie, die Düfte. Garuda, Ihr kennt es vermutlich alle, ist das Reittier verschiedener Inkarnationen Vishnus – halb Mensch, halb Adler, mächtig und gleichzeitig auch Götterbote. Angkor Wat war die Impression für den Duft, die Tempelanlange in Kambodscha – grün überwachsener Stein. Wie „flüssiges Gold“ wachsen die Ranken über den Stein, von der Sonne beschienen – das Vorbild für den Duft Garuda, der sich als schöner, kontemplativer Weihrauch mit mächtig Power zeigte. Néa bezieht sich auf Byzanz und ist eine wahnsinnig schöner, opulenter Orientale – eigentlich. Wir haben es hier mit einer sehr besonderen Orientalenvariation zu tun: Einer sehr modernen, die die üblichen Ingredienzen enthält – Früchte, gerne auch getrocknet (Dattel), Blüten (Davana, unter anderem) und Harze -, die aber aufgrund ihrer eigenständigen und innovativen Ausprägung kaum ein typischer Vertreter ihrer Gattung ist. Mich hat Néa für sich eingenommen aufgrund seiner zeitgemäßen Erscheinung und seinem fruchtig-zitrischen (Grapefruit) Auftakt – ein Orientale, den auch ich tragen würde. Bei den klassischen Vertretern habe ich da – obgleich ich sie schätzen kann – eher meine Probleme. Nin-Shar orientiert sich am alten Byzanz und hat mich von der Serie am meisten begeistert: Eine wundervolle, prächtige Rose. Eine, die einem in solch einer Qualität selten unter die Nase kommt. Verwendet wurde eine spezielle Rosenessenz von Robertet, die wohl als eine der teuersten am Markt gilt – ich fand, das man das riecht, und zwar deutlich. Eine Art „dämpfige“ Rose, eine dunkelrot leuchtende, strahlende, samtig und majestätisch, die in irgendeiner Art Gewächshaus im warmen Wasserdampf blüht. Etwas gewürzig, holzig, ein Quentchen Tier und wirklich betörend. Auf diesen Duft freue ich mich sehr.

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The Different Company standen gleich ein paar Meter dahinter – und gewährten mir einen Blick auf den ersten Parfumeur der Messe, den ich erspähen durfte: Bertrand Duchaufour. Kein Wunder, hat er doch deren neuesten Duft kreiert: I Miss Violet. Ich vermisse Veilchen auch, ehrlich – aber ich glaube, in nächster Zeit wird sich dieser Zustand ändern, denn Veilchen scheinen wieder en vogue zu sein. Ich bin gespannt, ob meine Vorahnung zutreffen wird …

I Miss Violet ist ein sehr schönes Veilchen, klassisch und zeitgemäß. Es reiht sich ein in die neue Garde der Lederveilchen, hat aber einen besonderen Twist – eine herrliche saftige Mandarine in der Kopfnote.

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Ein paar Meterchen später fanden sich Bond No. 9 mit einem Stand ein, der durchaus einen sehr hübschen Eindruck machte mit all den bunten Flakons. Ich wollte Euch ein paar Bildchen davon schießen, aber wurde sofort von einem Mitarbeiter der Marke ausgebremst – keine Fotos. Auch nicht, nachdem ich erklärte, für wen ich arbeite, dass wir die Marke führen, ich unser Blog schreibe usw.. Sei es drum – dann eben kein Foto. Und mir war es dann auch gleich zu blöd, mir den Stand näher anzusehen – gegenüber gab es nämlich Etat Libre d’Orange, mit deren Mitarbeiter ich ein sehr nettes Gespräch hatte und der auch absolut gar nichts gegen Fotos einzuwenden hatte.

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ELdO haben ein sehr nettes neues Projekt am Start: Und zwar haben sie sich zusammengetan mit einem Verleger, der Marquis de Sade verlegt. Der nette Herr am Stand erzählte mir, dass dieser auf sie zukam, weil er ein großer Fan von Fils de Dieu, du Riz et des Agrumes  ist und darüber hinaus der Meinung, dass, würde der gute alte Marquis noch leben, dieser ebenfalls Fils de Dieu getragen hätte – eine Ansicht, die ich durchaus teilen kann. De Sade hatte Ende letzten Jahres seinen 200. Todestag, gleichzeitig gab es selbstredend viele neue Veröffentlichungen zu seinem Werk und seiner schillernden Persönlichkeit. Und ELdO haben sich dazu entschieden, zuallererst eine hübsche neue Verpackung von Fils de Dieu auf den Markt zu bringen – mit de Sade-Logo. Und in der Zukunft noch etwas eigen Kreiertes folgen zu lassen, auf das ich sehr gespannt bin. Zwei neue Düfte hatten sie auch noch mit im Gepäck: Einerseits Remarkable People, der auf ein Avengers-Zitat zurückgeht:

Was macht Menschen „remarkable“? Deren Existenz. Jeder ist auf seine Weise „remarkable“ – das möchte uns der ELdO-Duft sagen.

„New heroes are born every day. There is an element, or an event, or a circumstance, or maybe just a quirk in their personalities that changes them, empowers them, enables them to transcend the ordinary. They believe in something different, something better. They want to change the rules, break the rules, alter the status quo, in whatever grand or small way they find meaningful. They are on a journey, and maybe it’s the effort alone that makes them remarkable.“

Die Noten sind folgende: prickelnder Champagner, Grapefruit, Kardamom, Jasmin, schwazrer Pfeffer, Curry, Labdanum und Sandelholz – ich habe den Duft als sehr hübschen Immergeher in Erinnerung, gefällig, aber dennoch sehr liebenswert.

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Duft Nummer Zwei ist True Lust. Dieser ist der Missing Link zwischen Putain des Palaces, der für die Verführung steht, und Dangerous Complicity (… danach …) und stellt die Fleischeslust dar. Dafür hat man, welch geniale Idee, einfach die beiden anderen Düfte gemischt, vielmehr quasi „Lage um Lage“ übereinandergelegt. Keine anderen Zutaten, lediglich alle Ingredienzen von Putain des Palaces und Dangerous Complicity. Daraus entsteht etwas, das irgendwie altbekannt duftet, aber doch komplett neu ist. Ich freue mich sehr auf eine Dreierrezension, die ich für Euch auf jeden Fall schreiben werde.

Damit belassen wir es heute erst einmal – morgen geht es weiter, ich habe noch einen Sack voll Neuem für Euch mitgebracht!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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