Habt Ihr Euch eigentlich schon einmal durch unser Duftverzeichnis geklickt? Wir haben es vor einiger Zeit alphabetisch in Einzelseiten unterteilt, da nun nach einigen Jahren doch ganz schön viele Einträge zusammengekommen sind. Als vor Kurzem drei neue Düfte von Officina delle Essenze in den Shop trudelten, musste ich selbst erst einmal das Duftverzeichnis befragen, was wir von dieser Marke hier schon besprochen haben. Im April 2012 stellte Uli in ihrem Beitrag „Musc Pure“, „Puro Fico“, „Puro Lino“, „Puro Neroli“ und „Puro Talco“ vor, um sich Ende 2012 dann den I Caldi „Caldo Gourmand“, „Caldo Legnoso“ und „Caldo Orientale“ zu widmen. Und in ebendieser Caldi-Serie sind auch zwei der Neulinge erschienen.
Caldo – ein falscher Freund für alle, die Italienisch lernen, denn caldo bedeutet Hitze oder Wärme, also gehen wir im Zusammenhang mit Düften davon aus, dass es sich um eine Serie warmer Düfte handelt.
I Caldi
Maurizio Lembo, Inhaber von Officina delle Essenze: Als ich mit der Reihe „I Caldi“ begann, dachte ich an ein paar Düfte, die das Gefühl von Wärme ausdrücken könnten. Von diesem Ausgangspunkt erforschte ich die verschiedenen Duftfamilien und Unterfamilien, vermischte kostbare Rohmaterialien und versuchte jene dünne Linie zu erspüren, wo unser Geruchssinn mit dem Unbewussten zusammentrifft. Jeder von uns trägt Bilder dieser Wärme in seiner persönlichen Erinnerung.
Die Neuen heißen „Caldo Encens“ und „Caldo Fruttato“ sowie „Osmarine“, letzterer sowohl als Eau de Cologne als auch als Eau de Parfum erhältlich.
Caldo Encens
Natürlich ist bei einem Duft mit diesem Namen Weihrauch enthalten, wie wir hier sehen: Duftkomposition: Kopfnote: Bergamotte, Kiefer; Herznote: Weihrauch, Galbanum, Zedernholz, Heliotrop; Basisnote: Moschus, Patchouli, Vanille
Trocken-holzig ist mein erster Gedanke, als ich am Teststreifen rieche. Fruchtig und herb ist zu Beginn die Bergamotte, Galbanum sorgt dann für einen waldigen, fichtennadelartigen Hauch, wobei der Weihrauch sich hierbei gänzlich einfügt, also selbst nicht in voller Wucht auftritt. Eine weiche Abrundung in der Basis durch Moschus, ein klitzekleiner Vanilleakzent und etwas Patchouli schließen „Caldo Encens“ ab. Damit er seine Wärme entfalten kann, muss man ihm ein wenig Zeit geben, dann kommen warme, holzige und balsamische Züge zum Vorschein. Hartgesottene Weihrauchfans sind woanders besser aufgehoben, Freunde orientalischer Düfte sollten ihn unbedingt testen.
Caldo Fruttato
Vom Duftstreifen nur ein fruchtiger Vanille-Hauch. Der als Winterduft angekündigte „Caldo Fruttato“ zeigt sich auf der Haut mit viel deutlicheren, aber nicht allzu süßen Vanillenoten, begleitet von einem fast schon weihnachtlichen Zimtakzent. Der fruchtige Kopf bleibt für mich etwas diffus, jedenfalls kann ich nicht die einzelnen Bestandteile (Schwarze Johannibeere, Erdbeere, Pfirsich) jeweils für sich identifizieren. Das Herz wurde mit Blüten von Jasmin und Ylang-Ylang ausgestattet, wobei ich „Caldo Fruttato“ nicht als Blütenduft bezeichnen würde, denn liebe Naschkatzen, das ist ein waschechter fruchtiger Vanille-Gourmand-Duft mit einem leicht grünen Touch und etwas Zimt, der aber trotz allem Maß hält und nicht allzu mächtig oder kalorienreich duftet.
Duftkomposition:
Kopfnote: Schwarze Johannisbeere, Erdbeere, Pfirsich
Herznote: Jasmin, Zimt, Ylang-Ylang
Basisnote: Moschus, Ambra, Vanille
Osmarine
Osmarine ist ein sogenanntes Kofferwort (elegantere Bezeichnungen: „Portmanteauwort“ oder „Schachtelwort“) aus „Osmanto“ und „Marino“. Um nun zu vermuten, dass Osmanthus und Meeresnoten miteinander verschmolzen wurden, bedarf es keiner Genieleistung. Eine kleine Duftnotenkunde: Osmanthus oder die Süße Duftblüte (Osmanthus fragrans) dient neben der Nutzung als Parfumingredienz in China zur Parfümierung von Tee. Das Absolue riecht fruchtig, blumig und holzig und kann auch ledrige und animalische Nuancen aufweisen (nach Martinetz/Hartwig: „Taschenbuch der Riechstoffe“, 1998). Ein ganz heller, lichtdurchfluteter und sauberer Duft, mit sanften, fruchtigen Meeresnoten, unaufdringlichen Blütennoten, die meines Erachtens auch einen kleinen animalischen Hauch mit sich führen. Die restlichen Duftnoten …
Kopfnote: Bergamotte, Orange, Maritime Noten
Herznote: Osmanthus, Jasmin, Himbeere
Basisnote: Patchouli, Moschus, Vanille
… sind meiner Meinung nach nicht allzu wörtlich zu nehmen. Alles in allem ein cleaner Unisexduft mit maritimen Noten, die aber nicht entschieden maskulin ausgefallen sind.
Mit diesen drei leider nicht mehr ganz frisch aus dem Ei geschlüpften Neuerscheinungen, puh wie die Zeit vergeht, werden die verschiedensten Geschmäcker bedient. Mir gefällt die Unkompliziertheit und Geradlinigkeit der Düfte sehr gut. Sie haben etwas Unangestrengtes und Unprätentiöses an sich, das ich nicht nur bei Düften sehr zu schätzen weiß. Müsste ich mich entscheiden, würde ich mir vermutlich „Osmarine“ als Alternative zu Acca Kappas Universal-Gutriechduft „Muschio Bianco“ in den Schrank stellen.
Liebe Grüße
von Harmen
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