… und zwar nach Ägypten und nach Cap d’Antibes. Ich scharre schon mit den Hufen, diese Düfte zu testen, nachdem ich von dem Signature, welchen ich Euch gestern vorgestellt hatte, bereits so begeistert war und bin.
Wie vermutet beruhen auch Egypt und Cap d’Antibes auf alten Rezepturen von Albert Fouquet aus dessen hoffentlich (!) unerschöpflicher Repertoireschatzkiste. Ich möchte auch bei diesen beiden Düften nicht auf die Hintergrundgeschichte verzichten, beginnen wir also mit Egypt:
„Egypt ist ein würzig-holziger Duft für Anspruchsvolle, der Authentizität und Dynamik vereint. Albert Fouquet entschloss sich 1935, seinen alten Freund aus Kindertagen Ahmed zu besuchen und machte damit sein langjähriges Versprechen ihm gegenüber wahr. Gleichzeitig erfüllte er sich damit einen Traum, denn er war von der ägyptischen Kultur fasziniert. Auf seiner Tour mit seinem Freund konnte er die Pyramiden von Gizeh, die Tempel von Luxor und Hatschepsut entdecken.
Für Albert Fouquet war der Besuch auch eine Möglichkeit, die Wurzeln der Parfumkunst zu erkunden. Er wollte die Verwendung jahrhundertealter Traditionen untersuchen. Wegen seiner Neugierde war es ihm ein Bedürfnis zu entdecken, welche Essenzen verwendet wurden, um Pharaonen so gut zu konservieren und welche Düfte eingesetzt wurden, um die berühmte Kleopatra zu betören.
Schon mit dem Eintreten in das Haus seines Freundes begann seine wundervolle Reise. Der inspirierende große Garten der Villa offenbarte viele Blumen, die für Albert völlig neu waren. Erfüllt von überwältigenden neuen Eindrücken plante er bereits während seines langen Aufenthalts eine zweite Reise, die nach vier Monaten beginnen sollte, um ein einzigartiges, individuelles Parfum zu erfinden.
Nach mehreren Wochen intensiver Arbeit in der Villa von Ahmed, hatte Albert Fouquet die letzten Details für seine Duft-Formel zusammengestellt, bevor er wieder in sein Schloss nach Paris zurückkehrte. Egypt wurde Teil seiner exklusiven, privaten Parfum-Kollektion.“
Unter einem Duft, der nach dem Pharaonenland benannt wurde, hätte ich mir eigentlich einen Orientalen vorgestellt – zugegebenermaßen hätte der aber nicht wirklich zu der Handschrift von Eight & Bob gepasst. Deshalb werft erst einmal einen Blick auf die Duftnoten, bevor wir uns der Preziose widmen: Kopfnote: Lavendel, Moos, Zitrone; Herznote: Kardamom, Muskatnuss; Basisnote: Sandelholz, Leder, Patchouli.
Bereits auf den ersten Schnupperer sind sie da, die Eleganz, das Understatement, die Besonderheit und Komplexität, die schon den Signature-Duft von gestern ausmachten: Lavendel, streng-krautig, aber dennoch von einer feinen Süße, durch kostbares Sandelholz in Barbershop-Manier würzig-warm verstärkt. Moosige Anklänge schaffen Tiefe und Weichheit, während der frische Kardamom grüne Akzente setzt, von einer sachten Waldmeisternote begleitet. Frischer Kardamom ist in Düften unglaublich schön – Liebhaber Clive Christians C for Men (wie ich …) dürften das wissen. Winzige Zitrussternchen erhellen das Firmament von Egypt, strahlen und leuchten, von Muskatnuss gekonnt kontrastiert. Je länger der Duft auf der Haut bleibt, umso wärmer wird er, ebenso wie sein Signature-Bruder – samtig-weiche Wildledernoten lassen meine Nase am Handgelenk verweilen und darüber hinaus dank des Patchoulis zarte Anleihen von pudrigem Kakao erahnen.
Egypt ist ein weiterer, wunderbarer Duft aus der Eight & Bob-Kollektion – und ich denke gar nicht daran, die beiden bereits kennengelernten Schönheiten allein der Männerwelt zu überlassen!
Cap d’Antibes wartet mit anderen olfaktorischen Eindrücken auf:
„Für Albert war Antibes das Paradies. An diesem bezaubernden Ort an der Französischen Riviera erlebte Albert lange Urlaube während der 1930er Jahre, in Gesellschaft der europäischen Aristokratie – Urlaube die sich vom Frühjahr bis in die letzten Sommertage erstreckten. Zu dieser Zeit war es nur wenigen Privilegierten vorbehalten, den eleganten und „diskreten Luxus“ zu genießen, die Sommermonate an der Französischen Riviera zu verbringen.
Unvergessliche Morgen wurden segelnd auf La Grande Bleue zugebracht, man genoss goldene Sonnenuntergänge in den Gärten des Eden Roc Hotels und laue Abende mit exklusiven Feiern und charmanten Partys.
Albert träumte von diesen Sommern während der kalten Pariser Winter. Wie jeder Künstler, der nach Perfektion strebt, verbrachte er viele Wochen damit, einen filigranen Duft herzustellen, der das Wesen dieser Erinnerungen an die Sommertage einfing. Das Ergebnis war Cap d’Antibes. Ein Duft, der ausschließlich zur Freude seines Schöpfers gemacht war und der zu einem Favoriten seiner privaten Kollektion wurde.
Nach so vielen Jahren ist es eine Freude, die Einzigartigkeit der besten Parfums von Albert Fouquet zu präsentieren, um damit sicherzustellen, dass sie in die Hände jener Glücklichen gelangen, die seinen Geschmack teilen. Ein extrem einhüllender und kultivierter Duft mit einem fesselnden holzigen Fougère-Aroma.“
Ein Fougère, toll! Die Noten: Kopfnote: Minze, Veilchenblätter, Birke; Herznote: Zimt, Moos, Aromatische Noten; Basisnote: Zedernholz, Weihrauch, Vanille.
… ein Vorzeige-Exemplar seiner Gattung, nichts anderes hatte ich erwartet. Fougère-Düfte sind, wie Chypres, nicht jedermanns/fraus Sache – ich schätze beide Duftrichtungen sehr, wie dem geneigten Leser sicherlich bereits aufgefallen ist. Ich trage zwar ebenso gerne moderne und/oder avantgardistische Düfte, gegen einen sehr gut gemachten Klassiker traditioneller Richtung ist aber rein gar nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil! Cap d’Antibes wartet zudem noch mit innovativen Duftnoten auf – Minze und Weihrauch. Es waldet hier, wie bei jedem ordentlichen Fougère-Duft, aromatisch, grün, holzig und herb. Zu diesen klassischen Noten gesellt sich die frisch-grüne und sacht-süße Minze, erfrischt, akzentuiert. Deren Süße sieht sich subtil von hintergründigen Zimtanklängen untermalt, die dem Duft darüber hinaus eine leichte, warme Würzigkeit verleihen, welche in der Basis von fein-pudriger Vanille aufgefangen wird. Dazu ein schöner, kühler Weihrauch, getragen von Moos – fertig ist es, das kleine Meisterwerk.
Chapeau, Eight & Bob, Chapeau Monsieur Fouquet, wenn auch posthum – was für eine wundervolle kleine Kollektion! Ich hoffe, dass man mit uns noch viele weitere Duftgeheimnisse und Kostbarkeiten teilt, ich freue mich hier ausgesprochen auf mehr!
Einen schönen Tag noch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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