Brutus, Stercus und Viride von Orto Parisi …

… harren heute noch der Rezension – also nichts wie rein ins duftende Vergnügen!

Brutus, der Duft, nimmt laut dem wieder sehr spärlichen Textchen, vielmehr Sätzchen zum Duft Bezug auf den gleichnamigen römischen Politiker Marcus Junius Brutus, „der für seinen Mangel an Eloquenz bekannt war.“

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Tja, Brutus war allerdings nicht irgendein Volltrottel – Gualtieri möchte hier wohl die historisch nicht ganz Bewanderten hinters Licht führen … Zitat Wiki: „Marcus Iunius Brutus Caepio (* 85 v. Chr.; † 23. Oktober 42 v. Chr.), oft kurz Brutus genannt (eigentlich Lateinisch für „Stumpfsinniger“, hier aber Ehrenname von Mitgliedern der römischen gens Iunia, zurückgehend auf Lucius Iunius Brutus, der sich durch fingierte Idiotie (daher der Name) in seiner Jugend vor Verfolgung gerettet und später Rom von der Königsherrschaft befreit haben soll) war ein römischer Politiker in der Zeit der späten Republik und einer der Mörder Gaius Iulius Caesars.“ So, damit wären dann die Fakten erst einmal geklärt. Vielleicht sollte auch noch erwähnt werden, dass Gualtieri in Mailand dieses Jahr seine neue Kollektion auf gepressten Pferdeäpfeln präsentierte …

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… Ähnlichkeit mit Brutus ist da durchaus gegeben, denn … später, meine Lieben 😉 Los geht es mit frisch-prickelnder Bergamotte und sauberen Maiglöckchennoten, die allerdings schon eine handfeste Basis und ein starkes Herz erahnen lassen. Hindurch scheinen Anklänge von Hölzern und Erde, ja, fast schon Dung – aber: leckerer Dung 😉 Ein klitzekleines Bisschen Tier, aber vor allem Patchouli satt, erdig, dampfend, feucht und von einer leichten holzigen Süße, die mir wie eine synthetische Oudvariante scheinen mag. Schokolade, dunkel-herbe und pudrige – eindeutig dem Patchouli zuzuordnend. Und Schwarztee, ein paar Krümelchen, rauchige. Ein avantgardistischer Hippie? Ja, doch in diese Richtung würde ich Brutus einordnen. Ein kühler Patchouli, sehr modern und durchaus innovativ.

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Stercus  leitet seinen Namen von Etwas ab, das man normalerweise nicht unbedingt mit Parfum assoziiert – Kot.

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Stercus erinnert mich sehr stark an Nasomattos Black Afgano – und was hier als Sch … bezeichnet wird, ist ganz einfach ein Haufen Holz und ordentlich Oud. Dunkel duftet Stercus und sandelwürzig, Rauch, harzigen, nehme ich wahr. Eine pudrige, aber gleichermaßen dichte Süße, die für meine Nase eine leichte Knetnote hat (die geheimnisvolle, die ich schon öfters erwähnt habe, die ich prägnant in Diors Hypnotic Poison wahrnehme). Schön – und als naher Verwandter von Black Afgano sogar noch ein wenig allgemeinverträglicher als dieser. Ich bin mir sicher, Stercus findet viele Fans.

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Viride, unser letzter Kandidat, trägt seinen Namen von dem lateinischen Wörtchen „viride“, was soviel heißt wie „das Grün“ und ebenso „noch grünes, noch unreifes Getreide“. Schauen wir mal, was Gualtieri unter „Grün“ versteht …

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… einen eher klassischen Chypre mit Ledernoten – wer hätte es gedacht? Viride gefällt mir persönlich am besten, wenn ich mir die ganze Kollektion ansehe. Ein sportlicher, frischer, aber dennoch grüner, oft auch dunkelgrüner und klassischer Chypre mit Anklängen von Glattleder. Bergamotte, herbe, entdecke ich im Auftakt, dicht gefolgt von Wacholder(beeren?). Ein frisches Röschen irgendwo im Dickicht, darüber hinaus samtige Hölzer (Cashmeran?) und, ich bin mir recht sicher, Iso E Super, jenes Wundermittelchen.

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… ich googele ein wenig und finde, wenig verwunderlich, eine Rezension von Herrn Dr. Kraft, erneut auf seiner empfehlenswerten Facebookseite „Scent and Chemistry“. Was die Ingredienzen angeht, lag ich ziemlich gut – ein klein bisschen Nelke dazu, dann noch Piniennoten und … eine attestierte Ähnlichkeit zu Ralph Laurens Klassiker Polo (C. Benaim) sowie Montanas Homme. Das werde ich in allernächster Zukunft einmal eruieren, keine Frage. In jedem Fall mag ich Viride.

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Prinzipiell bin ich ehrlicherweise ein wenig enttäuscht von diesem neuen Projekt. Die Hoffnung war genauso groß wie die Erwartungshaltung, vielleicht lag diese meine Latte einfach zu hoch. Orto Parisi ist hübsch. Und wer Nasomatto mag, vor allem Duro und Afgano, der wird sicherlich auch diese Düfte mögen, darf aber – nicht allzu viel Neues erwarten. Ich habe das getan, wollte weitere Innovationen – und mir scheint es ein wenig, als ob ich die gesammelte Verwandtschaft der holzigeren und oudigeren Kandidaten des Hauses Nasomatto getroffen und kennengelernt habe. Nicht weniger, aber leider auch nicht viel mehr. Da hätte ich unserem alten Revoluzzer Gualtieri mehr zugetraut. Ich bin sehr gespannt, wie Ihr das seht!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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