… „hasse“ ich Monsieur Ricci: Lieber Romano, das muss doch jetzt wirklich nicht sein, oder? Weihnachten rückt näher, Geschenke müssen gekauft werden, die Ausgaben nehmen kein Ende genauso wenig wie die Neuveröffentlichungen an Düften – müssen Sie, verdammt noch mal, gerade jetzt zwei neue Düfte herausbringen, die mich beide dermaßen um Verstand und mein Portemonnaie ziemlich sicher um seinen spärlichen Inhalt bringen?
Gemein ist das, wirklich gemein. Da stehe ich nichtsahnend im Büro, eine neue Lieferung rückt an – Juliette has a Gun, spannend, her damit bitte! Hätte ich es nur nicht gesagt. Wäre ich nur unwissend nach Hause gefahren. Jetzt bin ich angefixt, ziemlich böse angefixt. Ich liebe diese Marke, schon seit sie in ihren Kinderschuhen steckt. Meine Mutter liebte L’Air du Temps von Nina Ricci, ich liebe so gut wie alles aus dem Hause des Nachfahren. Von wenig Labels habe ich mehr Düfte zu Hause stehen. Und bin somit immer neugierig auf Neuerscheinungen. Dieses Mal kam es, wie es kommen musste, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mich so fies erwischt: Ich bin verliebt. Head over Heels-Symptome, ganz klar. Meine Nase ist süchtig und mein Herz tanzt, wenn ich die beiden auf meiner Haut habe. Es wird alles nichts helfen, auch dieses Mal nicht …
Moon Dance und Oil Fiction heißen sie, die beiden Schönheiten der Luxury Collection, die folgenden Hintergrund hat:
„Die Luxury Collection ist in erster Linie mein Verständnis von vollkommener Qualität. Ich habe nicht immer die Möglichkeit, all die Materialien zu verwenden, die ich will. Einige davon sind schlicht zu teuer. Doch bei der Kreation der Luxury Collection habe ich mich bei der Auswahl nicht eingeschränkt. Die Düfte sollten vollkommen werden – vollkommen und elegant. Es geht mir bei dieser Kollektion hauptsächlich um die Lust daran, schöne Düfte zu kreieren. Nicht alles, was ich mache, ist von der Vernunft getrieben!“ – Romano Ricci.
Oil Fiction gab es schon einmal, und zwar sehr exklusiv und in Kleinstauflage, lediglich bestellbar über die Homepage:
„Initially created as a limited edition of 999 examples, its success and sophistication have made Oil Fiction an original and highly sought after perfume. A scent that plays with the light and the generosity of oriental notes. A voluptuous fragrance. A royal elixir where the red gold of Saffron blends with the yellow gold of Amber. The promise of a wild nature revealed with sophistication will charm you and unveil with grace. Oil Fiction tells the tale of an elegant trail, suave and animal. Elegant and sophisticated, the bottle is presented in a bright, modern white lacquered box.“
Ich war damals zu spät, einen klitzekleinen Hauch zu spät. deshalb freue ich mich umso mehr, dass Oil Fiction es nun in diese neue Kollektion des Hauses geschafft hat. Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte; Herznote: Ambra, Tuberose, Labdanum (Zistrose), Iris, Safran, Patchouli; Basisnote: Bourbon-Vanille, Sandelholz, Papyrus.
Hach … ich kann einfach nicht aufhören zu schwärmen, ehrlich – darauf müsst Ihr Euch diesmal einstellen, meine Lieben! Eine Bergamotte, strahlend, nicht prickelnd, und zitrisch. Eine, die mir den Weg leuchtet mitten hinein in das wundervolle Herz des Duftes. Eine, so leuchtend und gediegen, wie ich sie selten in einem Duft gefunden habe. Durch sie hindurch nehme ich eine Wärme wahr, die sich ihren Weg bahnt, warm, vertrauensvoll und verhalten würzig sowie von einer köstlichen Süße. Das Herz wird getragen von einer göttlichen Tuberose: Zart-ledrig, auf seltsam-einprägsame Art und Weise fruchtig, verführerisch, aber alles andere als aufdringlich. In sachte Harzwärme gehüllt, von Iris sanft gepudert und raffiniert kontrastiert von trocken-kostbarer Safranfruchtigkeit. Die Basis rundet Oil Fiction mit Vanillecreme und Hölzern ab.
Oil Fiction erinnert mich an Samt auf meiner Haut, duftet kostbar, sinnlich und wunderbar. Ein traumhafter Franzose mit subtilen orientalischen Anleihen.
Moon Dance hat nicht nur einen tollen Namen, sondern liest sich selbstverständlich auch mehr als spannend:
„Moon Dance handelt vom Mond und seinem silbernen Licht. Die Begegnung von Veilchen und Rose, begleitet von einem Hauch Moschus. Gekonnt in Szene gesetzt verschmelzen die Noten zu einer verführerischen Harmonie mit animalischer Tiefe und faszinierendem Facettenreichtum. Wie der Mond übt „Moon Dance“ eine geheimnisvolle, geradezu magnetische Anziehungskraft aus. Ein ganz außergewöhnlicher Duft, geboren aus einem Traum.“
Es könnte Marketing-Blabla sein – ist es aber nicht, ganz und gar nicht. Aber werfen wir zuerst einen Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Veilchen; Herznote: Rose, Tuberose, Patchouli; Basisnote: Moschus.
Ich bin eigentlich komplett außerstande, zu beschreiben, was genau meine Nase erfasst: Ein Chypre, eine moderne, zeitlose, herrliche, prächtige Variante eines solchen. Schon wieder eine Strahle-Bergamotte, wie bereits im Vorgänger. Veilchen, samtig-sinnlich-seidig und … fruchtige Rose, dicht und raumgreifend. Tuberose nehme ich kaum wahr auf meiner Haut, ich schnuppere nur Weißblüher, irgendwo im Hintergrund, subtil und nektarsüß.
Seit Stunden sitze ich da und kann mich nicht mehr losreißen von Moon Dance: Er ist für mich so unfassbar weiblich, so fein, so edel, so unglaublich schön. Er ist einfach nur – als Ganzes. Ein Chypre, kostbare herrliche Blüten und ein Leuchten, so hell, so klar.
Kennt Ihr Grossmith’s Amelia? In diese Richtung tendiert Moon Dance – und insofern verehre ich ihn genauso wie jene Schönheit, die schon längst ein fester Bestandteil meines Sortiments wird (ja, klar: Moon Dance wird es natürlich auch … grrr …).
Es führt wirklich kein Weg daran vorbei, meine Lieben: Diese beiden müsst Ihr testen – und ich möchte bitte wissen, ob sie Euch auch so begeistern wie mich!
Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!
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