… nehmen wir noch einen weiteren Tag unter die Lupe, vielmehr die Düfte, die sie mir freundlicherweise zum Testen zur Verfügung gestellt hat.
Honeysuckle Rose … wird als „ein frisches und erhebendes weißes Blütenparfum auf einer leichten, aber sehr langhaftenden Basis“ beschrieben.
Die Duftnoten: Kopfnote: Bergamotte, Rosenholz; Herznote: tunesische Orangenblüte, Jasmin, marokkanische Rose, Boronia (Korallenraute); Basisnote: Vetiver, Bienenwachs, Ambrettesamen, hawaiianisches Sandelholz („Santalum Paniculatum, ein außerordentlich teures und kostbares Sandelholzöl aus nachhaltigem Anbau, das ausschließlich auf Hawaii wächst. Es übertrifft qualitativ alle anderen verfügbaren Sandelholzöle, die zumeist ohnehin aufgrund der Ausrottung der Sandelholzbäume mit minderwertigen Ölen vermischt werden“).
Selten habe ich eine Rose unter der Nase gehabt – mit Ausnahme einmal von Vero Kerns Rozy, dem Eau de Parfum – die mich sofort so fröhlich gestimmt hat: Honeysuckle Rose ist ein solch heiterer Rosenduft – und nein, eigentlich ist er gar kein reiner Rosenduft, allerdings ist sie bei mir die Hauptfigur auf meiner Haut, umrankt von zarten Orangenblüten, mit einem Hauch köstlichem Bienenwachs bedacht und gepackt in warm-würziges Sandelholz. Honeysuckle Rose strahlt und schimmert, stimmt positiv, ein Seelenstreichler und -schmeichler, der die Sonne aufgehen lässt, im wahrsten Sinne des Wortes. Haach!
Sonnet 18 … ist „ein dunkler, geheimnisvoller Lindenblütenduft“, der seinen Namen dank Shakespeares Sonnet trägt:
„Shakespeare“ von
It may be by a painter called John Taylor who was an important member of the Painter-Stainers‘ Company.[1] – Official gallery link. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.
Verschiedene deutsche Übersetzungen findet ihr hier. Die Duftnoten: Kopfnote: Bitterorange, Bergamotte, Rosenholz, Mandarinenblätter; Herznote: Lindenblüten, bulgarische weiße Bauernrose (Rosa Alba), Jasmin, Orangenblüten, Ginster, Mimose; Basisnote: Honig, Vetiver, indisches Sandelholz, Zedernholz, Vanille, Styrax, Tonkabohne, Ambrettesamen.
Nein, ein monothematischer Lindenblütenduft ist Sonnet 18 nicht – er ist genauso komplex und intelligent geschaffen wie des Meisters Werke. Und rankt sich ebenfalls um große Emotionen – Sehnsucht, Brennen und ein wenig Melancholie. Wildheit, ungezügelte. Natur. Es duftet nach Lindenblüten, nach Blättern und nach Gräsern. Ich rieche Ginster, herb-aromatisch, frische wilde Rosen, Baumharz und Rinde, würzige Erde und Moos, Strahlen von Sonne, symbolisiert durch zarte Anklänge von Honig.
Narcissus Poeticus … hört sich dem Namen nach ganz wunderbar an, oder nicht?
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Honigmandarine, Neroli, Galbanum; Herznote: Dichternarzissenabsolue („ein extrem teures Rohmaterial, dessen Preis selbst den hartgesottensten Buchhalter zum Weinen bringt …“), Orangenblüten, indische Tuberose, ägyptischer Jasmin, persische Rose; Basisnote: Bourbon-Vanille, Kakao, Tonkabohne, Honig, pflanzlicher Moschus, hawaiianisches Sandelholz (zwecks dessen Besonderheit siehe Honeysuckle Rose).
„Waterhouse, JW – Narcissus (1912)“ by John William Waterhouse – http://www.jwwaterhouse.com/paintings/images/waterhouse_narcissus.jpg. Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.
… und, wie es so kommen muss, ist er natürlich mein Favorit: Eine spritzig-herbe Bergamotte begrüßt mein Näschen, alsbald begleitet von saftig-süßer Mandarine. Die Narzisse lässt nicht lange auf sich warten und nimmt mich sogleich für sich ein: Sacht-metallisch, kühl und gleichermaßen frisch-wässrig sowie grün-herb, von Weißblühern getragen, entwickelt sie eine Strahlkraft, die wortwörtlich etwas Poetisches hat. Irgendwo im Hintergrund besitzt sie sowohl indolische als auch animalische Anleihen, ist zugegebenermaßen sicherlich auch special interest – Wer mit Weißblühern auf Kriegsfuß steht, den wird diese Schönheit auch eher weniger um den Finger oder die Nase wickeln -, ich persönlich bin Narcissus Poeticus verfallen. Und folge dem Duft schnuppernd und genießend sehr gerne bis in seine elegante, feminin-sinnliche Basis, die mir Haut und Herz wärmt.
„Vincent van Gogh – Undergrowth with Two Figures (F773)“ by Vincent van Gogh – http://www.wikipaintings.org/en/vincent-van-gogh/undergrowth-with-two-figures-1890. Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.
Narcissus Poeticus ist ein olfaktorisches Wunder: Der Duft ist ein Chamäleon, beschwört eine in Parfums überaus seltene und herrliche Blüte herauf und schillert wie ein wundervoller Frühlingstag auf der Haut, sich jedes Mal ein wenig anders entwickelnd und immer und immer wieder bezaubernd. Magie, ehrlich. Danke, danke, danke für dieses rare Kleinod!
For Him … ist der einzige, wörtlich: Männerduft in Neuffers Kollektion. Seine Noten: Kopfnote: Bergamotte, Limette, Bitterorange, Wacholderbeere, Ingwer, Kardamom, Muskat, Cognac; Herznote: Tabak, Lavendel, Iris, Elemiharz, Rose; Basisnote: Atlaszedernholz, Virginiazedernholz, Sandelholz, Labdanum, Vetiver, Patchouli, Eichenmoos.
Oh ja, ein Mann, ein echter! Holzig, aromatisch, balsamisch und dunkelgrün-schillern begegnet er mir auf meiner Haut. Als allererstes entdecke ich das Elemiharz, grün-zitrisch-pfeffrig und waldig, mit latenden Fenchelanleihen, dahinter trockene Wacholderfruchtigkeit, herbe. Baumharze, ätherisch anmutend, und scharfe Noten von Muskat, ein Hauch erdig-pudrige Iris, ernst-krautiger Lavendel und weich-würziges Moos – ich kann gar nicht genug bekommen von diesem Mann, so komplex und geistvoll kommt er daher. Ein Schöngeist durch und durch, und trotzdem auch ein kräftiger Holzfällerbub – träumen wir nicht alle von solch einer eierlegenden Wollmilchsau? 😉
For Him erinnert mich an – Wald. An einen einsamen Waldspaziergang an einem Spätsommerabend, mit allen Sinnen die Stille und Natur aufnehmend. Ein wunderbarer Geselle.
Liebe Annette, vielen herzlichen Dank für diese Erfahrung – ich bin verliebt in Ihre Handschrift und hoffe, da kommt noch viel, viel mehr nach!
Ganz liebe Grüße an Euch alle,
Eure Ulrike.
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