… bin ich neulich irgendwo im Netz gestoßen: Ihr kennt das sicherlich, man sitzt vor dem Rechner, googelt, liest, recherchiert in meinem Falle auch, nach Düften. Und kommt vom Hundertsten ins Tausendste, vom Hölzchen aufs Stöckchen. Irgendwie, irgendwann bin ich dann über Annette Neuffer gestolpert, ihres Zeichens Jazzsängerin, wie Ihr hier sehen könnt:
… und darüber hinaus noch Parfumliebhaberin. Annette Neuffer ist nicht nur eine Kundin von uns, wie sich im persönlichen Kontakt, den ich gleich angestoßen habe, herausgestellt hat, nein – sie kreiert auch eigene Düfte, die sie über ihre Webseite vermarktet, siehe Duftmanufaktur Annette Neuffer.
Das hat mich natürlich neugierig gemacht – und Annette war so freundlich, mir Proben ihrer Düfte zukommen zu lassen, in schönster Verpackung natürlich.
Sieben Düfte durfte ich testen, die ich Euch heute und morgen kurz und knackig vorstellen mag. Im übrigen bestehen Annette Neuffers Düfte aus natürlichen Essenzen – viele davon aus Bio-Anbau, was sie extra auf ihrer Webseite betont.
Avicenna … wird als (ge)würzige orientalische Rosenvariation beschrieben, deren Namenspate der persische Wissenschaftler und Philosoph Avicenna aus Isfahan ist, der die Destillation des Rosenöls im 10. Jahrhundert einführte.
Die Duftnoten: Kopfnote: Safran, schwarzer Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Zimt, Honigmandarine, Bergamotte, Petitgrain; Herznote: diverse Rosensorten, verschiedene Orangenblüten, ägyptischer Jasmin, Tuberose, Ginster, Elemiharz, Weihrauch; Basisnote: Bienenwachs, Bourbon-Vanille, Sandelholz, Benzoeharz, Opoponax, Labdanum.
… wow – was für ein Einstieg in eine Kollektion! Üppig blühende Rosen, so plastisch und natürlich, dass sie mich sofort für den Duft einzunehmen vermögen. Safran und Pfeffer kontrastieren, zaubern eine zarte Staubschicht über die samtenen Blätter, was mich umgehend an alte Tempel, Gemäuer erinnert, an Architektur, an Stätten des Wissens, der Geschichte, des Glaubens. Unzählige Blütenblätter, zum Teil von süßem Honig benetzt, in sachten Rauch gehüllt und von einer beschützenden Harzwärme getragen.
Elena Vosnaki von Perfumeshrine vergleicht die Basis von Avicenna ganz richtig mit den Klassikern von Caron, diese Assoziation kann ich nur unterstreichen:
„The underlying mustiness has reminded me of the famous Caron accord that is so evident in most of the venerable firm’s offerings. Their Poivre, Parfum Sacre and Rose parfums all contribute elements that can be traced later on in Avicenna.“
Ich bin wirklich extrem begeistert – und deshalb mehr als neugierig und gespannt, was die restlichen Düfte der Kollektion angeht!
Chocolat Irisé … ist ein ambriertes Gourmand-Parfum mit prickelnden Hesperidennoten und einem angenehm-köstlichen Drydown.
Die Ingredienzen: Kopfnote: Clementine, Honigmandarine, Bergamotte, schwarze Johannisbeere; Herznote: Iris, tunesische Orangenblüte, ägyptischer Jasmin, türkische Rose; Basisnote: Kakao, Bourbon-Vanille, Mysore-Sandelholz, Patchouli.
Düfte, die Iris und Schokolade, vielmehr Kakao verbinden, sind selten – wieso eigentlich? Deren Pudrigkeit und latente Herbheit trotz erwachsener Süße harmonieren doch perfekt – so auch in diesem Falle. Ich mag ihn sehr, diesen erwachsenen, weiblichen Stil, den ich bei Annette Neuffer herausrieche.
Saftige Mandarine, von der Herbheit frischer Johannisbeeren begleitet, führt hin zu Iris und Kakao, jenem herrlichen Duo. Pudrig-zart und subtil herb, von samtigen Rosen umrankt und dank unseren Weißblühern cremig-nektarsüß verziert. Die Basis rundet mehr als gekonnt ab: Erdiger Patchouli, der, wie oft einmal, dem Duft Rückgrat und Tiefe verleiht und die Kakaonoten verstärkt, würzig-warmes Sandelholz, deliziöse Vanille.
Toll, einfach nur toll – wieso gibt es das nicht viel mehr? Wirklich erwachsene Gourmanddüfte, nicht pappig, nicht teenagerhaft, sondern reif, sinnlich, weiblich. Ich bin angetan, sehr. Und gespannt auf … Kaffee! Denn …
Flor de Café … sieht sich einer ganz besonderen Protagonistin verpflichtet, der Kaffeeblüte:
„This scent features the essence of the incredibly rare and expensive coffee flower absolute, of which only a few kilos are produced per year. It’s multi faceted and exotic scent is very distinct and hard to describe – exhaling notes of gingerbread, Orange Blossom, Gardenia and hay with a touch of booze…This very individualist is combined with other tropical companions and a deliciously addictive gourmand base.“
Die Noten: Kopfnote: Galbanum, weiße Grapefruit, Bitterorange, Clementine, Cinnamomum Tamala oder auch indisches Lorbeerblatt; Herznote: Kaffeeblüte, Kaffee, Frangipani, Champaca, Tuberose, Ylang-Ylang; Basisnote: verschiedene Hölzer, Kakao, Patchouli, Tonkabohne, Harze und Balsamisches.
Huihuihui! Flor de Café knattert aber los, meine Lieben! Bittergrüne (Lorbeer)Blätter, heftig-herb-dunkelstbrauner Kaffee kitzeln meine Nase, pusten sie frei – für die nächsten zweihundertsiebenunddreißig Kandidaten, die ich mir für Euch noch unter eben jene klemmen werde. Zunächst bleibt mein Näschen aber bei unserem Kandidaten hier, der seinen ersten Angriff gewonnen hat und nun etwas smoother vorwärts schreitet.
Trotzdem wird es immer dunkler, erdiger, würziger, gewürziger und somit auch interessanter – Flor de Café zeigt sich als echtes Chamäleon, er schillert und schimmert, entwickelt sich ständig weiter, man kann ihm dabei Schritt für Schritt folgen, ihn beobachten, seine Metamorphose bewundern.
Tropische Blüten samt Nektarsüße als Kontrast zu Erdigem, Balsamischem, Würzigem. Zu Harzwärme, Anklängen kostbaren Alkohols, ich denke an einen alten Edelrum, von Edelhölzern getragen.
Frau Neuffer – ich will mehr! Und freue mich sehr auf morgen, denn da stelle ich Euch die restlichen Düfte vor.
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Flor de Cafè, also laut Tschibo und auch im Google: Kaffeeblüten riechen ähnlich dem Jasmin, betörend und weißblühermäßig. Nix brauner Kaffee, der ja aus grünen, fermentierten Samenkörnern aus der Kaffeekirsche bestehen, die auch noch geröstet sind. Entschuldige meine Besserwisserei. Kann ja sein, dass auch der gewöhnliche Kaffeeduft gerösteten Kaffees mit im Duft ist. Also Kaffeeblütenduft gehört dann zu den exotischen Weißblühern.
Muss also ein betörender üppiger Blütenduft sein und bitterer Röstkaffeeduft wäre dann schon ein guter Antagonist.
Liebe Grüße, Waltraud
Liebe Uli,
ich freue mich total über Dein Kurzportrait des Multi-Talents Annette Neuffer! Wir sind irgendwann mal über das Beautyboard in Kontakt gekommen, seitdem höre ich Ihre Musik sehr oft (ihr Flügelhornspiel liebe ich besonders!), habe aber ihre Düfte etwas aus den Augen verloren. Was sofort geändert werden muss! Danke, liebste Grüße – Jutta
Liebe Ulrike,
tausend Dank für diese schönen Besprechungen! Ich freue mich sehr, daß Du Dir die Zeit dafür genommen und die Mühe gemacht hast :0) Mir ist etwas schwindlig, meine „Geschöpfe“ unter all den anderen genialen Düften im Dufttagebuch wiederzufinden…und so schön und mit Herz geschrieben!
Die „Explosion“ am Anfang von Flor de Café wird übrigens durch Galbanum und Grapefruit verursacht. Tamala ist zwar botanisch ein Lorbeergewächs, das Öl riecht aber würzig süß nach Zimt, Nelke und Muskat, also nicht, was man sich sonst unter Lorber vorstellt.
JUTTA, das ist aber lange her!!! Da hatten wir ja noch Kinder in Windeln…Ich habe mich schon gefragt, wo es Dich hinverschlagen haben mag. Laß uns mal wieder schreiben!
@Waltraud: mit exotischen Weißblühern hast Du völlig Recht. An Jasmin hab‘ ich allerdings noch nicht gedacht, eher an Lebkuchen, Likör und Orangenblüten. Ein ganz eigentümliches Aroma! Und ja, der Antagonist Röstkaffee und noch ein paar andere sind auch drin, damit wir an dem Nektar nicht kleben bleiben…
Viele liebe Grüße in die kleine Runde, Annette
Huhuu Ihr Lieben,
ja, Waltraud, Du hast völlig recht – es treffen hier Weißblüherkaffeeblüten UND Kaffee aufeinander. Und das ist längst nicht alles 😉
@ Jutta: Ich bin sehr gespannt, was Du von den Neuen hälst, berichte dann bitte mal 🙂
@ Annette: Aber sehr, sehr gerne doch! Es war und ist mir eine große Freude – Deine Düfte sind klasse, mach weiter so!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.