… ist dessen neuestes Werk und es gibt den Duft selbstverständlich einmal mehr doppelt – einmal für die Dame, einmal für den Herren. Schmählich unterrepräsentiert sind die Düfte von Maison Francis Kurkdjian im Dufttagebuch für meinen Geschmack – noch. Dafür gibt es keinen Grund, ganz im Gegenteil, besitze ich doch selbst einige davon und liebe fast alle aus der Kollektion. Tjaja, Monsieur Kurkdjian ist unbestritten einer der ganz Großen. Umso größer natürlich auch meine Neugierde, was seine beiden neuen Düfte betrifft, denen wir uns heute widmen. An dieser Stelle möchte ich vorab nochmals auf unser Interview hinweisen, dass ich mit Kurkdjian führen konnte – siehe hier Teil 1 und Teil 2.
Der Meister gibt uns selbstredend ein paar Worte mit auf den Weg zu seinen beiden Neulingen:
„Pluriel – Auf der Suche nach dem Ewig-Weiblichen und Ewig-Männlichen entstand die Duftkollektion ‚Pluriel‘: ‚Féminin Pluriel‘ und ‚Masculin Pluriel‘. Zwei wunderschöne facettenreiche Kreationen, die sich frei und sinnlich, unabhängig von flüchtigen Trends entfalten sollen. Eine Herausforderung an die Zeit und eine Suche nach Zeitlosigkeit – die Signatur großer Klassiker.“
Ladies first, beginnen wir mit der Weibse Féminin Pluriel:
„Ein erlesenes Blumenbouquet, das mit seiner Vielfalt betört: Von Florentiner Iris bis Veilchen, von Rosen aus Grasse bis Jasmin aus Ägypten, von Maiglöckchen bis Orangenblüten. Vetiver und Patchouli aus Indonesien verbinden sich zu einem Chypre-Akkord, dessen elegante Schlichtheit den Duft perfekt umfasst.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Iris, Veilchen, Rose; Herznote: Jasmin, Maiglöckchen, Orangenblüte; Basisnote: Vetiver, Patchouli.
Meine Damen, ich bin ja kein Flakonsammler, aaaber … Die Flakons von Maison Francis Kurkdjian haben mich schon immer begeistert und dieser hier, mit dem roségoldenen Deckelchen, das so vorzüglich mit dem zart puderroséfarbenen Duft harmoniert – haach.
Sanft, sacht, seidig, sinnlich und soft – Féminin Pluriel interpretiert Weiblichkeit so, wie es uns die Farbe des Duftes schon verspricht: Rosa. Ein Traum in Rosé. Frisch und unerwartet fruchtig zeigt sich Pluriel Féminin im Auftakt – die Rose ist’s, die dafür Verantwortliche. Eine Iris ganz nach meinem Geschmack zeigt ihr erhabenes Antlitz, erdig, cremig und gleichzeitig verhalten wildledrig. Jasmin unterstreicht jene cremig-skinnige Seite des Duftes, die seinen Charakter ausmacht – zurückhaltend und absolut nicht indolisch, was in diesem Duft auch fehl am Platze wäre. Die andere Seite, die das Naturell von Féminin Pluriel ausmacht, ist jene Frische, fruchtig im Auftakt, was mich kurz an Yves Saint Laurents Babydoll erinnert hat, den ich einmal früher besaß. Im weiteren Verlauf gewinnt diese Frische an Sauberkeit, was zweifelsohne dem kleinen Maiglöckchen zuzuschreiben ist. Die Basis rundet den Duft mit etwas Wärme und einem Hauch Süße ab.
Eine schöne Hommage an das Weibliche, vor allem aber auch an die Jugend – Féminin Pluriel ist keine Femme Fatale, auch kein ewiges Locken, vielmehr ein junger und vor Leben sprühender Duft, der eine feminine Sinnlichkeit ausstrahlt, ohne dabei unbedingt betören zu wollen. Eine Frau, ganz um ihrer Selbst willen, unbeschwert und lebensbejahend. Wunderbar!
Sehen wir uns den Herren an, Masculin Pluriel:
„Ein Fougère-Akkord – das Wahrzeichen großer Klassiker. Aromatisches Lavendel-Absolue aus der Provence in Kombination mit einer weichen ledrigen Note ruht auf einer Struktur aus Virginia-Zedernholz, indonesischem Patchouli und haitianischem Vetiver.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Lavendel; Herznote: Leder, Virginia-Zedernholz; Basisnote: Patchouli, Vetiver.
… Ein Fougère – und was für einer. Wir hatten es ja neulich erst davon, nämlich von alten Duftklassikern, als ich in dem Artikel über Erik Kormanns Famagusta von meiner Liebe zu Chypredüften erzählte. Ich schwärme auch für Fougèredüfte, liebend gerne an Männern, zum Teil auch sehr gerne an Frauen. Und Fougères haben leider das gleiche Problem wie Chypres: Sie sind heute einfach nicht mehr angesagt – vielleicht noch ein bisschen angesagter als diese, aber eben nicht wirklich en vogue. Wie schade!
Vielleicht schafft es Masculin Pluriel, dies zu ändern? Das Potential hätte er dazu. Wie so oft begeistert mich auch bei diesem Duo von Kurkdjian der Mann ein bisschen mehr als die Dame: Masculin Pluriel ist einfach perfekt und könnte durchaus ein Kaufkandidat für mich werden. Lavendelkühle, sacht-krautig und fein-würzig-aromatisch, gepaart mit kühn-distinguiertem Leder. Dazu sauberste Zeder, ernst und ätherisch-luftig. Sehr reduziert, sehr modern, sehr sehr schön. Meine Nase hängt nun schon seit geraumer Zeit am Handgelenk und kann sich nicht lösen von diesem geistvollen Schönling. Ein moderner Dandy, ein Hipster – und zwar im ausschließlich positiven Sinne. Klassisch, zeitlos und zugleich avantgardistisch-minimalistisch. Testen!
Welche Düfte des Hauses wünscht Ihr Euch denn hier noch als Rezensionen? Dann würde ich mich nämlich alsbald mal ans Werke machen …
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
MIr gefällt die Herrenvariante auch besser – das rosa Düftchen ist mir dann doch zu brav, um nicht zu sagen langweilig. Aber um den Masculin pluriel schleiche ich noch herum, bin mir aber nicht sicher, ob er nicht doch einen Tick zu männlich an mir / für mich ist.
Zu Deiner Frage: Ich staune ja, dass Du den schönen Oud noch nicht rezensiert hast. Und auch eine Rezension der beiden Amyris-Düfte würde ich mir wünschen.
Sehr schöner Kommentar, liebe Uli! Ich wünsche mir auch was über Lumiere Noire pour Homme von dir als Rezensionen zu lesen. Das ist nämlich seit Jahren mein Lieblings Duft.