Heute sind zwei weitere Kreationen von 777 – Stéphane Humbert Lucas an der Reihe, nämlich „Oumma“ und „Soleil de Jeddah“. Mit der Oumma oder Umma wird unter anderem – und so weit ich das verstanden habe – die Weltgemeinschaft der Muslime bezeichnet. Einen orientalischen Duft zu erwarten, ist also nicht gerade verwegen (obwohl der Islam natürlich weit über den Orient hinaus verbreitet ist).
„Oumma“, der als „Meister der Kontraste“ bezeichnet wird, beginnt mit floraler Opulenz, die sich aus Marokkanischer Rose und Jasmin ergibt. Doch sofort sind auch balsamische Noten zugegen, die wiederum mit hellen Zedernholztönen und der unverkennbaren Hauptfigur des Duftes, dem Oud, verschmelzen. Auf lange Sicht bleibt ein balsamischer, holziger und trockener Nachhall. Evelyn hat sich ganz schwärmerisch in ihrem Artikel über den Duft geäußert. Auch wenn ich vielleicht ein paar andere Assoziationen habe, auch ich finde den Duft trotz seiner oudttypischen Charakteristik sehr ausgewogen, weich, wie dunkles tönendes Holz.
Warum dann aber „Meister der Kontraste“? Die hellen floralen, aber auch die erdig-gewürzigen Nagarmotha-Noten, aber auch die balsamischen Noten bleiben im Duftverlauf sehr lange bestehen, ein Leuchten im Dunkeln, das auch durch die Flakongestaltung sehr treffend unterstrichen wurde.
Duftkomposition:
Kopfnote: Jasmin, Rose
Herznote: Perubalsam, Tolubalsam
Basisnote: Zedernholz, Adlerholz (Oud), Nagarmotha
Der zweite im Bunde ist „Soleil de Jeddah“ – die Sonne von Dschidda, jener saudi-arabischen Hafen- und Handelsstadt am Roten Meer, die in diesem Jahr den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erhalten hat. Dschidda gilt als das Tor zu Mekka und nimmt viele, vor allem aus Afrika kommende Pilger auf, aber auch die Erdölindustrie sorgt für eine international geprägte Bevölkerung.
Sonnig leuchtend beginnt „Soleil de Jeddah“ mit Zitronennoten sowie grün-würziger Kamille und aprikosig-fruchtigem Osmanthus. Dieser vereint sich mit dem pudrig-weichen Iris-Herzen, Ambra ist mit von der Partie und auch erdige Noten – mit etwas Fantasie lassen sich auch diese erahnen. Die blumig-fruchtig auftretende Iris behält das Heft in der Hand, immer mit dem zitrischen Strahlenkranz versehen, und mit feinen Ledernoten, aber auch Vanilleakzenten in der Basis. Eine Zitrus-Ambra-Iris-Komposition voll floraler Eleganz.
Duftkomposition:
Kopfnote: Zitrone, Kamille, Osmanthus
Herznote: Iris, Ambra, Erde
Basisnote: Iris, Leder, Vanille
Mit dem Duft „Oumma“ werden vor allem Oudfreunde und Liebhaber holziger Düfte auf ihre Kosten kommen, „Soleil de Jeddah“ hingegen erquickt die Herzen der Anhänger florientalischer Genüsse. Hier würde ich mich an eine Geschlechteraufteilung wagen und den ersten Duft eher der Männerwelt, den goldenen zweiten eher der Damenwelt empfehlen. Beide versprühen auf ihre ganz eigene Art die Atmosphäre von orientalischem Luxus, auf einem hohen Niveau, das Stéphane Humbert Lucas wie auch bei den anderen Kreationen erreicht.
Habt Ihr die beiden schon einmal getestet? War vielleicht schon jemand von Euch in Dschidda und kann berichten?
Herzliche Grüße
Harmen
Hallo Harmen,
ich hatte vor kurzem Soleil de Jeddah unter der Nase, genau so wie Mortal Skin.
Und so sehr ich mir wünschte, dass mich Moral Skin umhaut, so wenig ist der Wunsch in Erfüllung gegangen. Dagegen hat die Doppel-Iris in Soleil de Jeddah gleich doppelt gepunktet. Ich konnte die Nase kaum von meinem Handgelenk nehmen und war immer wieder auf’s Neue von dem Zusammenspiel der Inhaltsstoffe fasziniert. Weil jetzt aber Winter ist (zumindest schon meterologisch) wollte ich das irgendwie nicht akzeptieren. Bevor ich investiere, werde ich mir erst ein Pröbchen gönnen, damit ich das auf den Tag über austesten kann. So wie Dir geht’s mir in dem Fall auch. Der Preis dafür ist nicht ganz ohne.
Vielleicht findet sich ja auch jemand, der ihn mir mit überzeugenden Argumenten ausredet ;D
Viele Grüße,
Margot
Ich wünsche Dir viel Kraft und den nötigen Groschen zur Anschaffung 🙂 Grüße!