Winter is coming …

… heißt es so schön in „Game of Thrones“, jener Kult-Fantasy-Serie des amerikanischens Privatsenders, mit der ich mich natürlich auch infiziert habe als alter Serien- und Filmfreund. Dort ist es das Motto eines bestimmten Herrscherclans, hier bei uns scheint es das Motto von Petrus zu sein: Sieben jämmerliche Grad meine Lieben hatte es gestern, als ich kurz vor Mitternacht bibbernd vom Auto zu meiner Wohnung schlich. Die Heizung ist an, die Winterdecken schon draußen und, wenn sich gerade keine Katze erbarmt, liege ich auch mal mit Socken im Bett … Geht es Euch auch so? Ich hoffe sehr auf einen goldenen Herbst, sprich: wenigstens im Oktober, rund um meinen Geburtstag, noch ein paar schöne sonnige Tage. Letztes Jahr konnte ich sogar draußen feiern, abends – ob das dieses Jahr auch klappt?

abdelkader Sobald es kühler wird, steht mir der Sinn wieder nach Duftkerzen. Klar, Raumdüfte an und für sich „brauche“ ich selbstredend das ganze Jahr um mich, meistens als Diffusoren oder hin und wieder katalytische Lampen. Duftkerzen allerdings verwende ich im Sommer eher weniger, vornehmlich eigentlich lediglich meine krautig-minzigen Lieblinge von Cire Trudon, Abd el Kader und Dada. Im Winter aber ist bei mir die Zeit der Kerzen. Ist es bei Euch ähnlich?

In der nächsten Zeit werde ich Euch immer wieder ein paar Kerzen und generell Raumdüfte vorstellen, das kommt hier häufig, meiner Meinung nach, etwas zu kurz, weil es so selten Samples zum testen gibt. Wie seht Ihr das? Würdet Ihr Euch auch mehr zu diesem Thema wünschen in Zukunft? Und was steht so bei Euch zu Hause?

In jedem Falle bin ich beim Stöbern nach Kerzen gestern über etwas gestolpert, das ich Euch nicht vorenthalten möchte und das ich zu Hause liebe: Papier d’Arménie.

Den Namen kennt vermutlich jeder, unter anderem auch dank Annick Menardos herrlichem Bois d’Arménie aus Guerlains L’Art et Matière-Kollektion, der sich das Armenische Papier zum Vorbild nimmt. Dieses dürfte mit zu den ältesten Raumdüften gehören und geht auf den Franzosen Auguste Ponsot zurück: Ponsot, weit gereist und immer wieder im Orient unterwegs, lernte dort die Beduftungspraxis der Armenier kennen, die ihr Zuhause mit dem Rauch von kokelndem Benzoeharz bedufteten. Ein Pharmazeut namens Henri Rivier halt Ponsot, diese Methode zu vereinfachen: Er löste Benzoeharz in 90%igem Alkohol, tränkte Papierstreifen damit und ließ diese danach trocknen. Vorgestellt wurde das sogenannte Papier d’Arménie danach erstmalig auf der Pariser Hygienemesse im Jahre 1888, ein Jahr später auf der Weltausstellung, wo es ein voller Erfolg wurde – unter anderem vielleicht auch wegen der Art der Vorstellung: Man demonstrierte seine Wirkung, indem man zwei Fleischstückchen eine Woche lang unter Glasglocken lagerte. Unter einer war auch armenisches Papier abgebrannt worden, und dieses Stück war auch nach einer Woche noch genießbar, das andere dagegen nicht mehr, wie auf Wiki nachzulesen ist.
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Antiseptische, geruchsneutralisierende, luftreinigende und natürlich stimmungserhellende Wirkung wird ihm nachgesagt, dem Armenischen Papier, das seit über 130 Jahren in derselben Fabrik im Pariser Umland hergestellt wird. Mittlerweile in vierter Generation familiengeführt, produziert die jetzige Inhaberin mit zehn Angestellten über zwei Millionen duftende Papierbüchlein pro Jahr:  „Auch wenn der Herstellungsprozess der Büchlein zum Teil automatisiert ist, hat sich an der Produktion nichts grundlegendes geändert. Im Keller mazerieren in Tanks drei Monate lang Benzoe, Vanille und andere Zutaten, die ein streng gehütetes Firmengeheimnis sind. Um den Duft besser aufzunehmen, wird das saugfähige Papier in Salzlake getaucht, getrocknet und gepresst, bevor es ins Duftbad kommt. Danach wird es im Ofen getrocknet, wieder gepresst und zwei Monate gelagert, bis es geschnitten, perforiert und zu einem Büchlein geheftet wird. Das Aussehen des Umschlags wurde seit Jahrzehnten nicht verändert.“ (Quelle: Wiki)

Seit einer Weile erfreut sich das Armenische Papier wohl wieder gesteigerter Nachfrage und deshalb ließ man sich etwas Besonderes einfallen: Zum 15. Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik Armenien im Jahre 2006 wurden zwei spezielle Editionen des Armenischen Papiers kreiert, und zwar, obacht, von dem Armenier Francis Kurkdjian, für uns ja ein alter Bekannter.

Als ich das irgendwann vor ein, zwei Jahren irgendwo aufgeschnappt habe, musste ich es mir natürlich bestellen: Die Geburtstagsedition des Armenischen Papiers von Kurkdjian. Leider habe ich keinen Vergleich zur „normalen“ Variante, da ich bisher lediglich mit Kurkdjians Produkt gezündelt habe, allerdings soll das klassische Papier minimalistisch-purer sein und satt Harz- beziehungsweise Weihrauchrauch verströmen (Benzoe ist ja ein Weihrauchverwandter).

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Kurkdjians Adaption duftet als Papier so unfassbar schön, dass viele sich vermutlich sofort ein Parfum mit exakt diesem Duft wünschen werden: Vanillig (klar, Benzoeharz wird oft als Fixativ in Düften verwendet und hat eben auch Vanilleanmutungen), rauchig, pudrig, würzig, warm, samten, harzig, balsamisch und dunkel-süß, ein gar wunderbarer Duft entsteigt den Papierchen.

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Ein Streifen flugs abgerissen und in Zieharmonikaform gefaltet, setze ich das Dingelchen hochkant auf feuerfesten Untergrund (ich habe hierfür einen alten silbernen Butterbehälter zweckentfremdet), entzünde mein Bauwerk, um es sofort, als es brennt, wieder auszupusten und weiterglimmen zu lassen. Runtergekokelt ist es schnell, die Asche selbst duftet danach noch weiter. Im direkten Vergleich ist der Duft in der Luft harziger und holziger, kühler als die Streifen, dennoch schätze ich den leisen Rauch in der Wohnung, der eine klärende Wirkung hat.

Mehr Raumerfrischer und Duftneutralisierer als wirkliches Raumparfum ist das Armenische Papier. Und wer Harze nicht mag oder mit Weihrauch ein Problem hat, wird damit auch nicht froh. Ich aber liebe den leisen Harzrauch in der Wohnung, der jegliche Essens- oder sonstige Gerüche zu vertreiben vermag und so gut zu den kommenden kalten Jahreszeiten passt.

Das ebenfalls von Kurkdjian kreierte Rosenvariante des Papier d’Arménie habe ich noch nicht getestet, es steht schon auf meiner Bestell-Liste. Im übrigen sind die Briefchen echte Schnäppchen: Zwischen 3 und 8 Euro, je nach dem, wo man sie kauft – bestückt mit, ich meine 120 Streifen.

Hier noch ein Video, das die Benutzung zeigt:

Kennt Ihr Armenisches Papier, habt Ihr es schon getestet? Und – wusstet Ihr von der Zusammenarbeit mit Kurkdjian?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Die Firma Papier d’Arménie führt auch Kerzen – bei 25 Euro das Stück könnte man durchaus mal einen Blindkauf wagen *bestellfingerzuckt* …

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

10 Kommentare

  1. Angela
    24. September 2014
    Antworten

    Liebe Ulli,
    ich habe mich auch schon oft gefragt, ob es möglich wäre, Duftkerzen zu testen, da ich die sehr liebe und ob des Preise und der Brenndauer nicht ungetestet bestellen mag. Unser „Dauerbrenner“ ist übrigens die gute alte Noel von Goutal, ohne diese ist die Adventszeit gar nicht mehr vorstellbar.

  2. Dorothea
    24. September 2014
    Antworten

    Von Papier d’Armenie habe ich schon öfter gehört, ich glaube, es wird Zeit, es mal auszuprobieren. Ich bin kein großer Freund von Raumdüften und Duftkerzen, ich finde, sie machen meine Nase stumpf gegenüber anderen, natürlichen Dufteindrücken in meiner Umgebung. So einen dezenten Luftreiniger kann man aber sicherlich hin und wieder mal gebrauchen, zumal ich Harze und Weihrauch in der kalten Jahreszeit sehr gerne mag.

  3. Dorothea
    24. September 2014
    Antworten

    Das neue Webdesign finde ich übrigens sehr gelungen, schön minimalistisch! Eine Frage nur – kann man irgendwo die neuesten Kommentare einsehen?
    LG
    Dorothea

  4. Chris
    25. September 2014
    Antworten

    /offtopic, wie man so schön neudeutsch sagt: Nur ein Seitenblick auf das neue Design: Schön, groß, gelungen – auf den ersten Blick. Aber leider muss man sich durch Artikel für Artikel nun klicken, die bisherige Startseite mit den Artikeln der letzten ’n‘ Tage war nützlich, wenn man sich einen schnellen Überblick verschaffen will oder gern stöbert. Wäre die Tag-Wolke früher ordentlicher gefüttert, würde ich sie heute vermissen, derzeit scheinen bei einigen Artikeln nun gar keine Tags mehr vergeben zu sein: Sofern die Suche das nicht unterstützt und es keine Wolke mehr gibt, verständlich. Gewöhnungsbedürftig auf jeden Fall:, weg vom Content-Overload zu einem fast schon zu cleanen Design. Das „Überblick“-Lesen der letzten ’n‘ Beiträge vermisse ich aber jetzt schon wie auch den Blogroll, denn in einem Anfall von Langeweile habe ich mir sehr gern mal andere Duft-Blogs und artverwandte Links angesehen. Klar: Solche Links verführen zur Abwanderung, aber auch diese vermisse ich bereits, da ich gern über den Tellerrand hinausblicke und euren Link-Empfehlungen vertraut hatte.

    Na, mal sehen, wie und ob ich mich an den neuen Look gewöhne, überrascht war ich auf jeden Fall – und so hübsch und plakativ es nun aussieht, die ‚Usability‘ und das großformatige Einzelartikellesen sagt mir nach den ersten 15 Klicks auf verschiedene Artikel leider gar nicht zu.

  5. Ulrike Knöll
    25. September 2014
    Antworten

    Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für die Kommentare 🙂

    Zuallererst: Das Papierchen lohnt sich echt, zumal es ja keine Investition ist 😉

    Und, was den Look angeht: Vielen Dank für die Hinweise! Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen, die Seite wird noch angepasst werden, insofern kritisiert und lobt gerne weiter, das fließt alles in weitere Modifikationen ein 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Eure Ulrike.

  6. Ulrike Knöll
    25. September 2014
    Antworten

    Ach ja – die Blogroll wird es alsbald auch wieder geben, wenn auch in anderer Form 🙂 Auf die bestehe ich nämlich auch 😉

  7. Chris
    26. September 2014
    Antworten

    Dann ergänze ich gern noch etwas ‚eher Technisches, durchaus aber Funktionales‘, wenn man sich über das Feedback schon so freut: 😉

    Es gibt Kategorien, z.B. „Duft“. Aber nirgendwo bislang ein Menü oder eine Möglichkeit, sich Artikel nach diesen Kategorien listen zu lassen, auch bei Nutzung der Such-Funktion wird keine Option angeboten, z.B. nur innerhalb der Artikel, der Tags oder nach Kategorien zu suchen. Somit also noch ein ‚hidden feature‘, die „Kategorie“-Klassifizierung. 😉

    Noch ein ganz kleiner Wunsch: Hin und wieder entdeckt man Bilder von euch, über lange Zeit wart ihr für mich ‚anonym‘: Nun aber kann ja neben jedem Kommentar ein Profilbild von euch platziert werden, derzeit ist noch der graue ‚dummy‘ zu sehen. Das wäre sicherlich schön, euch noch mehr aus der fremden Anonymität zu heben, wenn man euch ’sehen‘ darf. Alternativ nutzt ein Bild eures derzeitigen Lieblingsparfums o.a.? 😉 Macht die Seite bestimmt auch nur geringfügig bunter.

    Und da es mir langsam schon leid tut, diesen Beitrag zweckzuentfremden: Vielleicht macht einen kurzen, eigenen „Feedback“-Post, um mehr Rückmeldungen zur Designänderung zu bekommen? 😉

  8. Ulrike Knöll
    6. Oktober 2014
    Antworten

    Huhuu lieber Chris,

    vielen Dank für Deine weiteren Anregungen – sind alle notiert und ich arbeite schon mit unserem Programmierer daran. Das mit den Fotos/Icons wird in jedem Falle alsbald umgesetzt und ein separates Posting zum neuen Design werde ich dieser Tage schreiben 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  9. Chris
    9. Oktober 2014
    Antworten

    Ulrike, wie schön, endlich bekommt ihr ein Gesicht 😉 ! Klasse, dass dies schon geklappt hat!

  10. Ulrike Knöll
    13. Oktober 2014
    Antworten

    Gell, so mit Gesicht ist gleich besser 😉

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