… sind für den heutigen Tag noch übrig von Al Kimiya. Und weil Attars nicht so häufig sind, frage ich Euch: Wer hat ein Faible dafür? Wer trägt gerne welche, welche habt Ihr?
Parfumöl in hoher Konzentration – das ist Attar. Auf dem Nischenduftmarkt gibt es verhältnismäßig wenige Hersteller, die Attars im Programm haben. Amouage brillierte lange Zeit mit einer leider sehr schwer erhältlichen Kollektion, die aber mittlerweile leider wohl komplett eingestellt wurde. Leider, weil es dabei einige wirklich traumhaft schöne Düfte gab. Und das, obgleich ich, wie ich ehrlich sagen muss, kein ausgesprochener Freund von Parfumölen, vielmehr generell: Ölen bin. Ich mag die Konsistenz nicht auf der Haut, irgendein frühkindliches Trauma vielleicht, ich habe keine Ahnung 😉 Gott sei Dank benötige ich vom Hauttyp nichts dergleichen, einzig Haaröle werden von mir verwendet und auch die Anwendung jener nötigt mir eine gewisse Überwindung ab.
Meine diesbezügliche Präferenz soll mir, soll uns allerdings nicht den Test unserer zwei heutigen Kandidaten beeinflussen, die auf die Namen Elixir und Tempest hören.
Elixir hängt die Latte namenstechnisch natürlich hoch:
„Das Elixier, auch bekannt als Lebenselixier oder Elixier der Unsterblichkeit, wird oftmals mit dem Stein der Weisen gleichgesetzt. Durch viele Kulturen hinweg gibt es die Vorstellung von einem solchen Trank, der richtig zubereitet und zur richtigen Zeit genossen, ewiges Leben und ewige Jugend verleihen soll.“
Elixier, Lebenselixier, Elixier der Unsterblichkeit – das hat schon viel vom heiligen Gral. Ob Elixir ein solcher für mich wird? Die Zutaten des Zaubertrankes: Kopfnote: Florale Noten, Copahu-Balsam; Herznote: Basilikum, Wacholder, Nagarmotha, Labdanum (Zistrose); Basisnote: Adlerholz (Oud), Labdanum (Zistrose), Gurjunbalsam, Ambra.
Was sehen meine wunden Augen da? Nagarmotha, nochmal. Und Oud. Für mich, wie dieser Tage bereits erwähnt, immer eine unheilvolle, meist süchtig machende Kombination …
War ja klar … ausgerechnet ein Attar muss mir jetzt noch den Kopf verdrehen. Al Kimiya schicken sich an, meinen Doktorandengeldbeutel zu leeren, vielen Dank auch! Liebe Leser, auch wenn ich hier immer so schön als Chefanfixerin tituliert werde, das heißt nicht, dass ich nicht selbst auch „Opfer“ bin! Glaubt mir, wenn ich es schaffe EUCH zu infizieren, dann gehe ich mir zuallererst in schöner Regelmäßigkeit auch selbst hilflos auf den Leim.
Elixir könnte zu meinem Lebenselixier werden, in der Tat – und das liegt ganz maßgeblich an dem wundervollen Trio aus Oud, Nagarmotha und Wacholder. Elixier zeigt deutliche Oudnoten, rauchig-holzig und medizinisch-feucht, aber kühl, was dem Duft einen erhabenen Charakter verleiht. Elixier erinnert mich an einen majestätischen Wald, an die Ruhe, die man dort finden kann. Kontemplation. Elixier ist beruhigend, beschützend, vertraut. Und entwickelt, je länger er auf der Haut ist, auch eine schöne, verhaltene und subtile Wärme dank seiner Harze, die dem eigentlich eher kühlen Duft allerdings sein Naturell beibehalten lässt.
Elixir ist schlicht – herrlich. Und für mich vermutlich ein Must-Have.
Tempest, unser zweiter Duft, ist eine Verneigung vor Shakespeare:
„The Tempest (dt. „Der Sturm“) ist das letzte Werk des vermutlich größten Dramatikers aller Zeiten, William Shakespeare. Es ist von alchemistischer Bildsprache geradezu durchdrungen (sterbende Könige und Söhne, Ariel als Geist Mercurius usw.) mit Prospero als Archetyp des Magiers.“
Und, schon wieder – Nagarmotha und Oud, darüber hinaus: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Orange, Petitgrain, Lavendel, Elemiharz, Ingwer; Herznote: Zedernholz, Nagarmotha, Gurjunbalsam, Cashmeran, Jasmin, Rose; Basisnote: Patchouli, Sandelholz, Vetiver, Moschus, Ambra, Adlerholz (Oud).
„O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, That has such people in’t! “ heißt es im Sturm – und auch, wenn mir dieser Blick auf die Welt und die Menschheit nicht immer gelingt, Tempest hilft dabei: Auch dieses Öl ist wundervoll. Die Frische von Nagarmotha verschmilzt mit derjenigen der Hesperiden, die durch Ingwer fruchtige Herbheit gestiftet bekommen. Rose unterstreicht und verstärkt, während Jasmin zart weißblühend cremt. Ein Hauch ernst-krautigen Lavendels, holzig-knarzig-rauchiges Oud von kühlem Charakter und eine Basis, die sauber, seidig-wassergleich, holzig und verhalten grasig untermalt.
Tempest ist ein wahres Fest, eine jener kühlen und komplexen Oudschönheiten, die leider so selten sind. Trotz allem ziehe ich den Wald vor, Elixir, von dem ich verzaubert bin. Und Ihr?
Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Nachtrag – Mist … Tempest wird, je länger er auf der Haut ist, auch immer schöner … Ob ich noch zum Attar-Fan werde?
Ein Faible für Tribute von Amouage habe ich… Er ist wundervoll!
Liebe Ulrike, gibt es ein Probenset für die Al Kimiya Kollektion?
Vielen Dank für die (wie immer) sehr interessante Rezension und liebe Grüße,
Isabelle
Hallo liebe Isabelle,
leider gibt es die Proben nur einzeln. Was soll ich sagen – geschwärmt habe ich ja schon … 😉
Viele liebe Grüße,
Deine Uli.