… weilen wir noch zwei weitere Tage mit Al Kimiya, die mich gestern sehr positiv überrascht haben: Intensive, orientalisch inspirierte Düfte mit einer extrem guten Sillage – ganz nach meinem (zugegebenermaßen recht weit gefächerten) Geschmack. Heute klemmen wir uns Kemi, Layla und Luna unter die Nase, die geneigte.
Kemi greift den Ursprung des Firmennamens auf:
„Al Kimiyas Eau de Parfum Kemi begibt sich zu den Wurzeln des Wortes „Alchemie“. Am Anfang der Herkunftsgeschichte steht vermutlich das altgriechische Wort „chymia“ bzw. „chemeia“ für „Metallguss“ oder auch „chymos“ für „Flüssigkeit“, von dem sich das altägyptische Wort „khem“ für „schwarz“ oder „schwarze Erde“ ableitet. Die Araber griffen dieses auf und so entstand „al-kimiya“. Die genaue Herkunft bleibt aber letztlich unsicher.
Kemi erweist sich als eine orientalische Komposition, die durch ungewöhnliche Zutaten zu überraschen weiß – wie ein Blick in fremde, unbekannte Welten.“
Ungewöhnliche Zutaten für einen Orientalen? Da werfen wir doch gleich einen Blick auf die Noten: Kopfnote: Zedernholz, Adlerholz (Oud); Herznote: Gurjunbalsam, Karamell, Castoreum, Zibet; Basisnote: Sandelholz, Vanille, Hölzer.
Ein klassischer Orientale, das scheint mir greifbar, wird Kemi wirklich nicht sein, zu gourmandig wirkt die Komposition, zumindest auf dem Papier … Auf der Haut angekommen, täuscht dieser Verdacht nicht vollständig. Eine betörender Oudduft, lockend, weiblich und süß – als solcher erinnert er mich sofort an Xerjoffs Mamluk, diese Honig-Venusfalle. Mamluk ist aber wesentlich süßer, einlullender als Kemi, der nicht mit Honig, sondern mit dunkelstem Karamell und sandelwürziger Vanillecreme brilliert. Die animalischen Noten sind, genauso wie bei Mamluk, gegeben – dafür sorgen Zibet, Castoreum und Oud. Alles in allem könnte ich mir, je länger meine Nase an meinem Handgelenk hängt, diesen Duft allerdings auch bei dem richtigen Mann vorstellen: Er changiert zwischen Süße und kühlem,stolzem Oudtier – das hat durchaus seinen Reiz!
Layla ist eine Ode an die Nacht:
„Layla bedeutet auf Arabisch „Nacht“. Etwas romantisch denkt man sich den Alchemisten als Meister verborgener Künste, an der Schwelle zur Welt der Geister und Dämonen, der des Nachts seinem magischen Handwerk nachgeht. So stellte auch der englische Maler Joseph Wright of Derby in seinem Gemälde von 1771 „Der Alchemist auf der Suche nach dem Stein der Weisen“ den vollbärtigen Hennig Brand dar, wie er in einem gotischen Raum, magisch erhellt vom Leuchten eines Glaskolbens den Phosphor entdeckt
Mit „Layla“ zeigt die Kollektion von Al Kimiya eine verträumte, feminine Kreation, die auf die subtile Kraft feiner Gewürze und die Zartheit der Blüten setzt.“
Dass die Nacht weiblich ist, ist ja klar. Wie setzt man bei Al Kimiya die Nacht aber ansonsten olfaktorisch um? Das Rezept: Kopfnote: Gewürznelke, Muskatnuss; Herznote: Ylang-Ylang, Zedernholz; Basisnote: Ambra, Patchouli, Moschus, Vanille.
Laila ist im Auftakt kühl und ich frage mich, woher diese Kühle kommt, die fast wässrige Nuancen zeigt. Alsbald entwickelt sich Laila zu einem echten Chamäleon, das zu bezaubern weiß: Vanille, leicht und seidig huscht über meine Haut, cremt und verwöhnt. Dieser Vanille wohnt eine gewisse Würze inne, eine süße, zart gewürzige, karamellig angehauchte und ambriert gewärmte. Irgendwo hält ein Hauch Schärfe, die Waage, eine sanfte, dunkelbraune Kante im Duft. Und der Duft von sachten, nektarreichen Blüten weht durch diese Nacht …
Gewürznelke und Muskat muss hier niemand schrecken, sie sind einzeln nicht besonders dominant, sondern fügen sich eher ein in diese warme Sommernacht. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Wer auf der Suche nach einem wirklichen Gewürzduft ist, ist mit Laila sehr wahrscheinlich, je nachdem, wie der Duft auf der eigenen Haut herauskommt, nicht optimal bedient.
Luna ist unser letzter Duft für heute und passt selbstredend betreffs der Inspiration perfekt zu Layla, der Nacht:
„Luna von Al Kimiya ist natürlich dem Mond zugeeignet, jenem uns nächsten, mit dem bloßen Auge sichtbaren Himmelskörper, der die Phantasie der Menschheit seit jeher beflügelte. Älteste Zeugnisse wie etwa Stonehenge oder die Himmelsscheibe von Nebra bezeugen die große Bedeutung des Mondes für den Menschen. In der geheimnisvollen Welt der Alchemie wurde jedem der damals bekannten sieben Himmelskörper ein Metall zugeordnet. Vermutlich stammt diese Praxis bereits aus der Philosophie der alten Babylonier. Wie könnte es auch anders sein, wurde der Mond mit dem Silber assoziiert – man denke nur an verzauberte Vollmondnächte, in denen der Mond die Welt in seinen silbernen Schein taucht.“
Der Mond, von je her auch interkulturell auch als Zeichen der Fruchtbarkeit gesehen und olfaktorisch mittels folgender Zutaten umgesetzt: Kopfnote: Zitrone, Mandarine, Apfel, Mango, Kräuter, Johannisbeere, Aprikose, Weihrauch, Gewürze; Herznote: Zedernholz, Jasmin, Rose, Iris, Leder; Basisnote: Ambra, Moschus, Vanille.
Die vielen Früchte, vor allem Mango, sowie die Weißblüher in Verbindung mit Leder machen mich natürlich sofort neugierig – und entführen mich in einen üppigen Garten oder auch einen bepflanzten Riad während einer lauen Sommernacht. Die Mischung macht es hier: Reife Mangos, Äpfel und Agrumenfrüchte, ein würziger Hauch der Hitze des Tages sowie Kräuter, die perfekte, herb-grüne Akzente setzen. Weißblüher zaubern jene betörende Atmosphäre, die man so liebt an den Nächten südlicher Gefilde – und die wir hier in Deutschland gerade erst recht nicht einmal ansatzweise haben … Im weiteren Verlauf pudert es noch ein wenig und wildledert sacht vor sich hin, die Basis ist warm und kleidsam, umhüllend – und entspricht so ziemlich genau einer schönen, romantischen warmen Sommernacht …
Für mich ein Ersatz für den fehlenden Sommer und die ebenfalls nicht vorhandene Romantik – Luna wird mich dieser Tage begleiten.
Und Euch? Hat schon einer der Düfte von Al Kimiya Euer Interesse geweckt?
Einen schönen Tag noch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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