… wir uns gestern die Kooperation der Herren Kormann, Kraft und Alchenberger gewidmet hatten, mag ich heute mit Euch noch einen Blick auf den neuen September werfen, den Erik Kormann soeben lanciert hat. September, neu? Ja, genau. Den gab es schon einmal – und dann war er ausverkauft, kam erneut auf den Markt und jetzt haben wir es mit der dritten Version zu tun, September 3.1 quasi. An jeder Version hat Kormann noch etwas gearbeitet und verändert, werfen wir doch mal einen Blick auf die ersten beiden Düfte, die ich bereits hier besprochen hatte: Im ersten September verwendete Erik folgende Duftstoffe, die ich Euch gestern auch bereits näher erklärt hatte: Iso e Super, Hedione, Galaxolid, Polysantol, Javanol (pur, 6%), Timberol, echtes Sandelholz-Öl, Ketamber und Citral.
Das Ergebnis davon war ein beschwingt-heiterer Duft mit herben Anklängen: Verantwortlich dafür war eine leichte Wodka-Note, die einen beschwipst umschwirrte im Auftakt und hernach den Weg freimachte für ein gleichermaßen kokettes wie leichtes Duo von Zitronengras und Javanol, jenem floral-fruchtig-(sandel)holzigen Chemical, das es Erik so angetan hat und ihn überhaupt erst zu der Kreation des Duftes verleitete. Das Javanol bildete in jedem Fall die kraftvolle Basis, die von einer warmen und holzigen Wärme war, ohne jemals zuviel zu werden. Ein toller Stoff – und einer, der über eine unglaubliche Sillage verfügt. Auf der Haut hält er lange, auf Stoffen ewig – und erfreut(e) mich oft noch Wochen nach dem Tragen an Schals.
September Nr. 2 wartete mit einigen Veränderungen auf, wie Erik Kormann selbst in seinem tollen Aromatischen Blog beschrieben hat:
„Ursprünglich hatte der Duft eine leicht beschwipste Lemongrass-Kopfnote (mit etwas Grapefruit), was aber doch einige Leute, mich incl., gestört hat. Deshalb tauschte ich jetzt diese Kopfnote aus und nun gibt es dafür eine wirklich harmonische, fruchtig-süße Orange. Ein Herz im Sinne einer richtigen Komposition hat der Duft nicht. Wozu auch, schließlich wollen wir uns mal nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten. Einfach nur reichlich Hedione und fertig. Damit bekommt die fruchtige Kopfnote eine gute Haftung und in der Mittelnote treffen sich damit das zart blumige Hedione, noch etwas Orange aus der Kopfnote und erste Anklänge von der Basis, die aus zwei verschiedenen Sandelholzriechstoffen besteht (einer davon ist das Javanol), dazu eine leicht ambrierte Holznote (Ketamber) und etwas Moschus.
Und jetzt will ich ihnen verraten, was ich getan habe. Wie man Javanol verwendet, schrieb ich bereits [Nämlich so: „Man muß vielleicht noch wissen, daß dieser in der konzentrierten Form recht schwache Duftstoff in einem Parfum von absolut durchschlagender Wirkung ist. Wer Parfum selber mischen möchte und mit JAVANOL arbeiten will, dem kann ich nur empfehlen, sich eine 10%ige Lösung anzufertigen und von dieser Lösung max. drei bis fünf Prozent in einem Duft zu verwenden. Sie können auch mehr nehmen, aber das wird deshalb nicht stärker riechen (das ist eine wichtige Erfahrung. Mit Lavendel ginge das nicht)].
Allerdings geht es auch anders! Gute 8% pur. Es hätten auch 4 sein können, für die Wahrnehmung macht das keinen Unterschied! Aber mit 8% riecht es einfach noch länger nach Javanol. Zumal dieser Duftstoff ohnehin eine Haftung hat, die man nicht in Stunden oder 1-2 Tagen, sondern vielleicht in Wochen angeben sollte. Ein im Chemical eingetauchter Papierstreifen riecht jedenfalls locker 3-4 Wochen und wenn einige Leute meinen, der Duft hätte keine Haftung, dann empfehle ich Hanns Hatt, “Das Maiglöckchen-Phänomen”, S. 58, das Kapitel mit der Überschrift: “Adaption – Wenn die Nase einen Geruchsreiz ausblendet”. Javanol riecht einfach länger, in einer Mischung mit anderen Duftstoffen und Ethanol zudem intensiver als im Rohzustand, als alle anderen Stoffe in diesem Parfum. Ein weiterer Grund, nicht nur Javanol zu nehmen. In der Kombination entfaltet dieses Chemical erst so richtig seine durchschlagende Wirkung.
Das ist der September. Und weil Javanol länger, viel länger als Hedione, Moschus, Iso e Super und natürliches Sandelholz riecht, duftet mein September für lange Zeit nach JAVANOL.“
Ich selbst hatte natürlich auch eine Meinung zum zweiten September, nämlich folgende: Auch, wenn an den Inhaltsstoffen nicht viel geändert wurde, hat der neue September für mich eine komplett andere Aussage: Leichter ist er geworden, fröhlicher und unbeschwerter. September der Erste atmete mit seinem Wodkakuss und dem Zitronengras ein bisschen mehr… die melancholische „Leichtigkeit“ des Seins. September der Zweite ist… optimistischer. Und gefällt mir, entgegen meinen sonstigen Vorlieben, in der Tat besser. Ein lebensfroher Duft voller Energie, die mandarinenhaft anmutende Orangennote verhilft zu frühlingshaftem Aufwind. Einfach, aber wirkungsvoll – und insofern einfach ein perfekter Begleiter für die hoffentlich jetzt bald mal eintretenden wärmeren Jahreszeiten!
September 3.1 nun wurde erneut überarbeitet und verfeinert, und brilliert vor allem mit einer alten neuen Note, einem Orangenöl, das aus dem Hause Bell Flavors & Fragrances stammt. Zu dieser besonderen Spezialität ist Folgendes zu sagen:
„Süßes Orangenöl besteht normalerweise zu ca. 97% aus Limonen und zu ca. 3% aus sauerstoffhaltigen Verbindungen, wie Aldehyde (hauptsächlich Decanal, Octanal) und Monoterpenalkoholen (Linalool). Diese sauerstoffhaltigen Verbindungen sind aber wesentlich für das typische Orangenaroma verantwortlich, während das Limonen praktisch nicht zum Geruchs- und Geschmackprofil beiträgt. Durch verschiedene Verfahren kann man nun die sauerstoffhaltigen Verbindungen anreichern und das Limonen entsprechend reduzieren. Man spricht dann von terpenfreien, bzw. terpenarmen ätherischen Ölen. Es gibt verschiedene Anreicherungsgrade. Das im September benutzte Orangenöl ist z. Bsp. auf einen (berechneten, also theoretischen) Aldehydgehalt von 10% eingestellt.“
Erik Kormann äußerte mir gegenüber bereits ganz begeistert, dass für ihn der September jetzt so ist, wie er ihn sich immer gewünscht hatte – und ich teile diese Begeisterung absolut: Schon September 2.1 war für mich ein echter Gutes-Wetter-Gute-Laune-Alleskönner, September 3.1 toppt das allerdings noch um Längen. Die Orangennote ist derart authentisch, saftig und lecker, das ich für den Träger keinerlei Garantien übernehmen kann, dass er nicht zum Suarez-Opfer werden könnte … Mandarinig-orangig spendet September 3.1 Energie und Kraft, wirkt sonnengetankt und positiv. Und das Javenol würzt pudrig und hautnah darunter – eine perfekte Kombination, ein sehr schöner Duft und ein hervorragender Preis. Testen, meine Lieben!
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,
Eure Ulrike.
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