sieht sich inspiriert durch die Belle Époque – und durch eine Geschichte, die der Gründer dieses neuen Parfumhauses, Philippe Neirinck, erzählt:
„Der kleine Junge geht auf Zehenspitzen die Marmortreppe eines verlassenen Palasthotels hoch. Oben angekommen, schleicht er sich in eine riesige Suite. Ein Parfumflakon glitzert ihn aus einem verstaubten Nachttisch an. Er untersucht fasziniert das unbeschriftete Fläschchen. Wurde es von der indischen Prinzessin vergessen, die so oft in diesem Apartment wohnte? Das Parfum duftet nach Flieder. Von wem könnte es sein? Coty, Houbigant, Gabilla, Lenthéric? Wurde das Parfum womöglich für sie ganz persönlich kreiert? Noch ahnte er nichts davon, dass dieser kleine Gruß aus dem Goldenen Zeitalter der Parfümerie seine eigene Zukunft enthalten sollte …“
Eine glamouröse Ära hat er sich da herausgepickt, der Herr Neirinck, und sie olfaktorisch mit keinem geringeren als Marc Antoine Corticchiato herausgepickt, der mit ihm die Düfte kreierte – Corticchiato ist Parfumeur und Inhaber von Parfums d’Empire, jener sizilianischen Perle. Drei Düfte sind es, mit denen die neue Linie La Parfumerie Moderne an den Start geht – Cuir X, Désarmant und No Sport. Alle drei nehmen wir heute genauer unter die Lupe oder vielmehr: Nase.
„Cuir X ist wie eine Geschichte, die man sich an der Bar eines prestigeträchtigen Luxushotels in Paris zuflüstert … gegenüber vom Jardin des Tuileries liegt dieser verzauberte Ort, der einstmals von Königen und der Geliebten eines Herrschers frequentiert wurde sowie von einem katalanischen Genie, das seinen Ozelot an der Leine spazieren führte … Auf einer Ledercouch an einem Whisky nippen. Die Zeit bleibt stehen. Bewegt sich rückwärts. Schrankkoffer, Klubsessel, Chagrin-Puderdosen. Die unverwechselbare Note der 1920er Jahre erwacht wieder zum Leben, die sowohl den legendären Flappern als auch den Abenteurern zu eigen war. Wir nehmen Ambra und mit Safran gefärbtes Leder wahr, fein genarbt und mit Iris gepudert, abgemildert von den Basisnoten durch poliert anmutende Vanilletöne, Zistrose und Tonkabohne. Cuir X feiert die Rückkehr einer vergangenen und besonders glamourösen Zeit.“
Cuir X vermag mich sofort für sich einzunehmen: Auf den ersten Schnupperer ruft er in mir Erinnerungen an Caron, an die Caronsche Handschrift wach – ich denke vor allem an Tabac Blond, jenes Meisterwerk. Dann fällt mir Ann Gérard ein mit ihrer Vintage-Handschrift – und diese Assoziationen bleiben im Laufe des Duftes auch bestehen. Cuir X ist ein herrlicher Vertreter seiner Gattung: Ein Vintage-Lederduft, ein feminin angehauchter, in all seiner Schönheit erstrahlender.
Feine, fruchtigholzigstaubigseltsame Safranfäden mit einem Hauch Marzipan überzogen führen hin zu einem Trio aus samtigem Wildleder, pudriger Iris und verhaltenem cremigen Jasmin, die sich kokett umgarnen. Diese Amour Fou, die den Charakter des Duftes ausmacht, räkelt sich auf einem Lager voller sachtem Harzrauch und würzig-cremigen Vanilleakzenten. Erotisch und geistvoll – was für eine Femme Fatale!
„Désarmant lässt den Duft jener geheimnisvollen Flasche aus dem prächtigen neobarocken Palasthotel wiederauferstehen … heutzutage einen Fliederduft zu lancieren, ist ein ziemlich mutiger Schritt. Natürlich liebt jeder den Flieder als blühenden Frühlingsstrauch. Aber es ist Ewigkeiten her, dass Parfümeure ihm eine Hauptrolle in einem ihrer Werke gaben. Dichtes, moosiges Gebüsch, üppige blasslila Herrlichkeiten der Blüten, vanillegetränkter Nektar, und dann dieser berauschende, animalische, fast ledrige Hauch, den der Strauch in voller Blüte verströmt … Mit Désarmant ist es La Parfumerie Moderne gelungen, den Frühling in all seiner blühenden Pracht in ein wundervolles Eau de Parfum zu bannen. Désarmant verhilft dem Flieder wieder zu seinem rechtmäßigen Rang und Namen: Eine moderne Interpretation, die voller Nostalgie von den guten alten Zeiten der Parfumkunst träumen lässt.“
Sehen wir uns zuerst die Duftnoten zu Désarmant an, der, wie der Name schon sagt, „entwaffnend“ sein soll: Kopfnote: Orange; Herznote: Flieder, Zimt, Styraxharz, Ylang-Ylang, Rose; Basisnote: Rose, Osmanthus, Vanille, Benzoeharz.
Die Ingredienzen lassen es bereits erahnen: Désarmant brilliert, wie sein Vorgänger Cuir X ebenfalls, mit seinem Vintage-Naturell. Wir haben es hier mit einem fein-pudrigen, heiteren Kinky-Flieder zu tun. Kein naturalistisches Gemälde, keine passgenaue Abbildung jenes Strauches, sondern eine sachte impressionistische Malerei. Es flirrt, umschmeichelt, lockt, pudert samten und legt sich auf die Haut wie eine kostbare Pflege. Seidige florale Noten, subtil fruchtige Anleihen, ein Hauch Harzwärme und Vanillecreme vervollständigen die zarte Schönheit. Ein nostalgischer, aber durchweg zeitgemäßer Duft für sinnliche Frauen.
„No Sport besitzt die charmante Unverschämtheit, die Königin der Blumen als waschechten Dandy zu verkleiden. Der Name bezieht sich im Übrigen auf eine trockene Bemerkung des unvergessenen Winston Churchill, der in einem berühmten Londoner Art-déco-Hotel während des „Blitz“ residierte … Ein Balkon mit Blick auf den Hyde Park: das harzige Grün von Galbanum, feuchte erdige Noten von Patchouli, die Büschel und Wurzeln des herrlichen Süßgrases Vetiver. In Fensterkästen und auf den Terrassen leuchten die nach englischer Tradition veredelten Rosenbüsche, begleitet von minzig-zitronigen Geranium-Facetten. Als Gegengewicht kommt eine ganz maskuline Note ins Spiel – die edlen Heu- und Mandelakzente der fein verästelten Rauchschwaden aus Sir Winstons Zigarre. Ein echter Rosen-Tabak-Akkord, so geistreich und scharfsinnig wie die unsterblichen Bonmots dieses großen Mannes.“
So unsportlich wie der Name vielleicht vermuten lässt, zeigt sich der Duft mitnichten: Eine helle, feucht-glänzende Rose in Kombination mit krautig-grünem Galbanum und schillernd-minzigem Geranium, der Schärfe von Pfeffer und Gewürznelke, sachte gesüßt von Sandel und Tonka und kontrastiert von zitrischen Sternchen.
Ein typischer Männerduft? Nein. Das muss No Sport aber auch nicht sein. Wir haben es hier mit einer eleganten, aber dennoch markanten, „smoothen“ Understatement-Rose zu tun, die auch einer selbstbewussten Frau gut zu Gesicht steht.
Mein Favorit ist ganz klar Cuir X – und Eurer? Und wie gefällt Euch überhaupt das Packaging von La Parfumerie Moderne?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Oh mein Gott !
Lange aber dann auch lange habe ich hier, da und überall wo es was interessantes gab zum schnuppern die verkaüfer verrückt gemacht. Viele nette Sachen gerochen aber seit lange zeit nichts gekauft weil es mir immer alles zu ähnlich war oder zu viele Assoziationen mit andere Düfte.
Dieser Duft hat es mir angetan! Sofort.
Was ein tolles Erlebnis diesen Duft das erste mal unter die Nase zu bekommen
Für mich eine sehr gelungene frische, fast seifig, fougere ( auf meine haut) interpretation von „Leder“, mal ohne Oud, schwerer Weihrauch oder andere typische Begleiter.
So modern altmodische, so zurückhaltend auf“m Vordergrund .
Sehr, sehr schön! SICHER AUCH FÜR MÄNNER GEIGNET:-)))