Mit Lawrence von Arabien…

… beende ich heute – zumindest vorerst – unsere kleine Atkinsons 1799-Rezensionsserie. Mir hat sie richtig viel Spaß gemacht, da mich die Kollektion zu überzeugen wusste und mich mit einigen Innovationen durchweg positiv zu überraschen vermochte. Schauen wir uns also als letztes The Odd Fellow’s Bouquet an:

„Lawrence von Arabien kehrt – mit gewohnt großem Auftritt – zurück in das luxuriöse Kaminzimmer-Ambiente der traditionsreichen Londoner Herrenclubs. Lawrence von Arabien hat es sich gemütlich gemacht in seinem mit komfortablen Chesterfield-Ledersofas ausgestatteten elitären St. James Herrenclub, dessen würdevolle Stille nur vom Rascheln umgeblätterter Zeitungsseiten unterbrochen wird, während aus den Tiefen der gewaltig gepolsterten Ohrensessel stetig ein orientalischer Duft von osmanischem Tabak emporsteigt. In der Luft des exklusiven Ambientes eine Melange von mandelartigen Heliotropblüten und dunklen, schweren Tabaknuancen, durchzogen von Akzenten aus Ingwer und feurigen Pfefferkörnern, denen eine schwere, ambrierte Aura aus Benzoeharz und Labdanum nachschwingt. Ein dekadent entspannendes Dufterlebnis.“

Merkwürdigerweise unterscheiden sich hier die vom Hersteller angegebenen Duftnoten einmal mehr von dem Text zum Duft: Kopfnote: Heliotrop; Herznote: Tabak, Rosa Pfeffer ; Basisnote: Tabak, Benzoeharz, Labdanum (Zistrose). Wir werden es deshalb näher ergründen müssen – aber kommen wir erst einmal zu Lawrence von Arabien. Der Name oder auch Film wird sicherlich jedem ein Begriff sein, vielleicht kennt aber nicht jeder die Geschichte dazu.

Thomas Edward Lawrence, 1888 bis 1935, war eine überaus schillernde Gestalt: Historiker von Haus aus und Archäologe, war er später als Kenner der arabischen Sprache gefragt als Geheimagent und Offizier, als die Briten während des Ersten Weltkrieges den Aufstand der Araber unter Scherif Hussein, dem Emir von Mekka, gegen das Osmanische Reich unterstützten. Lawrence übernahm in diesem Aufstand Guerillataktiken, weil die Beduinen für zu schlecht organisiert und zu schwach für offene Feldschlachten waren. Nach einigen Jahren fiel Damaskus 1918 dann in die Hand der arabischen Rebellen. Lawrence zog sich nach seiner Unterstützung zurück, da ihn Schuldgefühle plagten aufgrund seines Wissens um das 1916 verfasste geheime Sykes-Picot-Abkommen, das bereits damals vorsah, den kompletten Raum in britische und französische Einflusszonen aufzuteilen. Danach lehnte Lawrence jeglichen militärischen Ruhm sowie einflussreiche Posten beim Militär ab – mit der Ausnahme, dass er sich als Berater Churchills mehrmals für die Unabhängigskeitswünsche seiner arabischen Freunde stark machte, mit mäßigem Erfolg. Sein restliches Leben fristete er unter falschem Namen als einfacher Soldat bei der britischen Luftwaffe, bis er 1935 bei einem Motorradunfall ums Leben kam.

Eine nicht ganz untragische Geschichte, der David Lean mit seinem Klassiker Lawrence von Arabien 1962 ein – zugegebenermaßen etwas frisiertes – Denkmal setzte.

Lawrence muss ein vielschichtiger, interessierter Mann gewesen sein – trägt The Odd Fellow’s Bouquet dem Rechnung? Ja, absolut. Wir haben es hier mit einem Tabakduft zu tun, einem herrlichen, der ausnahmsweise einmal – so empfinde zumindest ich ihn – absolut unisex ist.

Ingwer meine ich hier deutlich in seiner herbtrockenholzigen Fruchtigkeit zu entdecken, die eigentlichen Protagonisten des Duftes sind aber Heliotrop und Tabak: Ersteres pudert seidig und marzipan-mandelig mit einem Hauch Vanilleanleihen, dass es eine wahre Freude ist – und bildet so den perfekten Gegenpart zu dem warm-würzigen Tabakrauch. Drunter sind Harze, ebenfalls warm, ganz klar, aber das Augenmerk liegt hauptsächlich auf diesen beiden Schönheiten. Diese Konsequenz macht The Odd Fellow’s Bouquet zu einem gar köstlichen Duft voller Charakter und Geist, der sowohl bei Männlein als auch Weiblein ein angenehmes Statement setzt.

Und, welcher Duft ist Euer bisheriger Liebling von Atkinsons 1799? Bei mir ist es entweder das britische Bouquet oder unser Lawrence hier. In jedem Falle bin ich gespannt, was uns in Zukunft von dieser schönen Firma noch erwarten wird!

Alles Liebe und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.