… und zwar diejenigenwelchen aus dem Hause Maître Parfumeur et Gantier: Letzte Woche hatte ich Euch bereits die Männer vorgestellt, nun wollen wir uns den Damen widmen. Zwanzig Weibsen sind es, die genauer unter die Lupe genommen werden wollen – das heißt für mich eine volle Woche Maître Parfumeur et Gantier. Stürzen wir uns hinein ins duftende Vergnügen, meine Lieben!
Fleur d’Iris, die Irisblüte ist meine erste Kandidatin – olfaktorisch ist das ja nun nicht ganz richtig, verwendet man doch die Wurzel und nicht die Blume selbst. Fleur d’Iris ist aber in allererster Linie nicht nur Iris, sondern – Veilchen. Wunderbar verwoben hat man hier diese beiden Schönheiten: Die pudrig-fruchtige Iris profitiert von dem kleinen Blümelein, das ihren Charakter noch mehr zum Strahlen bringt. Denn das Veilchen verstärkt sowohl Erdig- als auch Pudrigkeit. Rose und Jasmin sollen sich noch irgendwo finden – ich hätte sie nicht ohne weiteres erkannt, allerdings scheint ihnen ein Teil der Frische sowie der Cremigkeit geschuldet zu sein. Die Basis zeigt sich ambriert – und wäre deren Wärme nicht gewesen, hätte ich Fleur d’Iris auch gut und gerne dem einen oder anderen Mann verordnet. So aber gefällt er mir doch besser an einer Frau.
Jasmin – der Name ist Programm: Machen wir uns nichts vor, meine Lieben – Jasmin ist toll. Aber wirklich nur etwas für eingefleischte Liebhaber von Jasmin und/oder Weißblühern. Laporte hat hier nicht nur einen Jasmin verarbeitet, sondern ein ganzes Feld, vielleicht auch noch ein paar unterschiedliche Sorten. So schillert und lockt, betört und neckt uns diese überbordende Schönheit, die sich cremig, betörend, nektarsüß und indolisch präsentiert. Er räkelt sich auf meiner Haut und in meiner Nase – und schafft es doch, mich dank Rosenfrische nicht vollkommen hilflos in seinem weißen Meer untergehen zu lassen. Ein Fünkchen Dunkelgrün umrankt ihn, vielmehr bettet ihn, sieht er sich doch auf einem Lager aus Moos zur Ruhe kommen. Mächtig, aber schön.
Weiter geht es mit Jardin Blanc, dem weißen Garten – und was soll damit wohl anders gemeint sein als ein Gärtchen voller Weißblüher? Genau: Tuberose, Jasmin und Ylang auf einem Fleck und in einer Phiole, dazu noch Seringablüte und Geißblatt. Die Inspiration zum Duft kam Laporte mitten in der Nacht:
„Während eines Aufenthaltes an der Cote d’Azur wurde Jean-François Laporte eines Nachts in einem Garten auf den Duft von Jasmin gemischt mit Nachthyazinthe und Geißblatt aufmerksam. Jeder einzelne dieser Düfte übertraf den anderen. Aber im gemeinsamen Zusammenklang ergab sich eine Symphonie voller Charme und Weiblichkeit. So komponierte Laporte diese Symphonie aufs Neue, indem er Jasmin und Seringablüte in die Kopfnoten setzte, die Nachthyazinthe oder Tuberose zusammen mit Ylang-Ylang ins Herz legte und diese wiederum mit einer Tonabfolge von Geißblatt garnierte.“
Beim Aufsprühen schwindelt mir fast ein wenig – dank meiner Virusnachwehen bin ich noch etwas empfindlich und… Jardin Blanc macht keine Gefangenen. Liebe Frauen da draußen, das hier ist einer jener wenigen Düfte, den man tragen können muss. Denn man sollte einen Duft immer selbst tragen und nicht von ihm getragen werden. Dieses Bouquet ist in seiner sehr bewussten und entschiedenen Präsenz nichts für jedermann oder vielmehr: alle Damen.
Narkotisierend, verführend, lockend, züngelnd, hypnotisierend – Vollblutweib und Femme Fatale in Personalunion. Wie auch anders bei dieser Geballtheit an weißen Blumen. Cremig, honigsüß, würzig, buttrig, indolisch und von einem winzigen Hauch grüner Zitrusfrische, woher auch immer. Das ist Jardin Blanc. Und kann somit nur geliebt oder gehasst werden.
Rose Opulente hält, was sie verspricht: Eine raumgreifende Rosendame haben wir hier, und zwar eine einfach gehaltene, aber dennoch wirkungsvolle. Ein bisschen Blattgrün, eine frische und beerenfruchtige Rose, die von satt-saftigen Anklängen von Himbeere begleitet wird. Darunter ein paar Gewürze und ein warmes Ambralager – mehr muss man nicht haben. Himbeere und Rose stellen eine tolle Kombination dar, eine Liebeshochzeit, die Rose Opulente zu einem überaus schönen (Rosen)Duft macht.
Secrète Datura wurde im Jahre 1992 geschaffen und ist… viel toller, als ich ihn in Erinnerung habe: Mmmmh! Was habe ich überhaupt in Erinnerung? Nicht viel, eine Blüte, Jasmin… das wird Secrète Datura nicht im Mindesten gerecht. Ich liebe solche Blumendüfte! Im Auftakt sind ein paar glitzernde Aldehyde verborgen, die fruchtig-kecke Noten einstreuen und vermutlich auch das Blattgrün bestärken, das mir hier so gefällt – denn es grünt in Secrète Datura. Klar, hier ist ein schöner opulenter cremiger Jasmin zu finden, ein nicht-indolischer, sowie Hyazinthe, metallisch-wässrig-grün-kantig sowie Neroli und Orangenblüten, unbeschwert heiter und nektargeküsst. Diese Blütenbande wird aber umrankt von – ja, Blattgrün, abstraktem Grüngespinst, so, wie ich es mag. Die Basis überrascht nicht, sondern untermalt gewohnt gut und zurückhaltend mit ambrierter Wärme, Moschusweichheit und ein wenig süß-würzigem Sandel. Das tut dem Duft gut und lenkt nicht ab von seiner berückenden und erfrischenden Schönheit. Ja, meine Lieben – ein Blumenbouquet ganz nach meinem Geschmack!
Mal sehen, wie es morgen weitergeht – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
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