… hab ich noch für Euch, allesamt aus dem Hause Maître Parfumeur et Gantier. Damit haben wir es dann auch – Ende der Woche, Ende der Männerdüfte. Und nächste Woche geht es dann weiter mit den Damen.
Santal Noble macht den Anfang – Harmen hat ihn Euch vor einiger Zeit bereits einmal vorgestellt. Unser Harmen hat in diesem Zusammenhang von Herrenzimmern im 19. Jahrhundert geträumt, wo er sich gerne verorten würde. Denn der Gedanke, dass Frauen nur Zutritt zur Reinigung der Zimmer haben oder zu „Unterhaltungszwecken“, wie er schrieb, würde uns heute wohl mit Gräuel erfüllen, hätte aber auch sein Gutes: „Gutes Essen, feine Spirituosen, ein Pfeifchen schmauchen, Diskussionen über Politik und Wirtschaft und all das in einem Ambiente aus dunklen Holzmöbeln, alten Ledersofas, und dekorativ gebundenen Büchern – Ihr seht schon, das wäre genau mein Fall.“ Tja Harmen, tut mir sehr leid, dass ich Dich da in Deiner Männerrunde störe – Santal Noble war auch schon in meinem Besitz, bei Politik, Wirtschaft und Konsorten kann ich nicht nur mitreden, sondern auch mitschimpfen und Rauchwaren hin und wieder sind auch nicht verkehrt – gerne auch mit torfigem Single Malt in der Hand. Mach also Platz Herr Kollege!
Santal Noble begeistert damit, dass wir es hier nicht mit einem bloßen Barbershop-Sandelholz zu tun haben, von dem es so viele gibt (Im übrigen, habt Ihr diesen schönen Artikel im Spiegel gesehen?). Laporte hat seinem zarten, mild-würzigen Sandelhölzchen noch ein paar zusätzliche Eigenschaften spendiert: Kakaopudrigkeit, Anklänge von gerösteten Kaffeebohnen, harzig-rauchige Wärme, Vanillecreme und (Ge)Würze. Damit wird Santal Noble zu einem schönen, charakteristischen, klassischen Begleiter für den Mann, der ruhig auch mal von der Freundin okkupiert werden darf.
Route du Vétiver ist einer der meistgeliebten Vetiverdüfte würde ich sagen. Nur hat man ihn scheinbar leider irgendwann auf dem Weg mal, ich will nicht sagen: kastriert, aber doch zumindest gezähmt. Er ist, Gott sei Dank, immer noch ein Kracher. Aber ich meine, und das habe ich in der Vergangenheit schon mit einigen durchdiskutiert, dass er verändert wurde. Egal. Grün schillernd, salzig leuchtend, verhalten erdig und rauchig strahlend – ein Stern am Himmel der Vetivergesellen, keine Frage. Und – äußerst schöne schwarze Johannisbeere in der Kopfnote. Die hatten wir jetzt schon ein paar Mal dieser Tage bei Maître Parfumeur et Gantier. Das war mir nicht präsent, liebe ich doch diese sauren Früchtchen. Schön!
Jardin du Nil – der Nilgarten. Und zwar einer, der so ganz anders ausfällt als der von Hermès: Wir haben es bei Maîtres Jardin du Nil in allererster Linie mit einem Rosenduft zu tun, einem nostalgischen. Ein reiner Männerduft? Nein, das sehe ich nicht so. Für beide Geschlechter tragbar ist er aber ganz bestimmt. Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrische Noten; Herznote: Geranium, Rose, Jasmin; Basisnote: Ambra, Patchouli, Vetiver.
Eine frische, zitrisch-fruchtige Rose haben wir hier, kühl und dynamisch, von einer verhalten warmen, vor allem aber watteweichen Basis und zartem Grün getragen. Zugegeben – Jardin du Nil ist nun kein Innovationsträger. Aber er ist a) bereits von 1988 und b) für die damalige Zeit ziemlich modern weil eher minimalistischer und nicht so krachig wie viele seiner Zeitgenossen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass dieser Nilgarten zu wirklich vielem und vielen passt und aufgrund seiner schlichten Schönheit sicherlich als Immergeher in den einen oder anderen Schrank wandern könnte.
Baïme ist der provenzalische Begriff für Basilikum, einem wahrhaft königlichen Gewächs, das in der Parfumerie wie einige andere Kräuter völlig unberechtigterweise zu kurz kommt: „Seine völlig eigenständige grüne Note mit einem Hauch von Anis wird von etwas Zitrone, Vetiver und Sandelholz gekonnt abgerundet. Darüber hinaus vernehmen wir hier und da fruchtige Akzente, Thymian, etwas Jasmin und grüne Noten.“ So steht es bei uns im Shop geschrieben – und diese nüchterne Beschreibung trifft den ziemlich netten Duft ziemlich gut: Frisch zwischen den Fingern zerriebenes Basilikum (kurz bevor es im Tomatensugo landet – Ihr wisst ja, ich und die Tomaten…) ein zarter Hauch aromatischen Anis, spritzig-frische, herbe Zitronen, ein Quentchen Thymian und drunter ordentlich Sandelwürze, die Sonnenwärme suggerierend. Grün-grasig-gut, kräuterig-herb und von einer feinen Frische, aber leider nur von mittelprächtiger Sillage auf meiner Haut.
Wo ist er eigentlich, der Hesperidengeselle? Jetzt, wo ich bei Grain de Plaisir angelangt bin, stolpere ich über diese Frage, die sich mir schon längst hätte aufdrängen müssen. Zu spät erkanntes Problem gelöst: Grain de Plaisir ist der Agrumengoldstandard der Linie und gleichzeitig deren Vorzeigezitrone. Die Noten: Kopfnote: Zitronenschale, Minze; Herznote: Selleriesamen, Mastix, Myrte, Lavendel; Basisnote: Tanne, Vetiver, Moschus, Sandelholz.
Ich fühle mich erinnert, und zwar an Annick Goutals beliebte Zitrusdüfte. Grain de Plaisir ist in allererster Linie nicht nur ein Zitrus-, sondern ein Zitronenduft, und was für einer! Meine Herren, das ist eine der schönsten, wenn nicht gar die schönste Zitrone in einem monothematischen Zitronenduft. Authentisch und somit himmelweit entfernt von Badreiniger und Multivitamintablette umgarnt Grain de Plaisir meine Nase – zitrisch-prickelnd, saftig, herb, säuerlich und von einer süß-frischen Minze begleitet und akzentuiert. Der Rest ist Hintergrundrauschen – im absolut positiven Sinne. Eine harzige Strenge, die an Nadelholz erinnert, ein Quentchen Rauch, eine Prise Salz. Ein wenig Unterholz und eben – die eine. Jene leuchtende Zitrone, die alles überstrahlt. Sehr sehr schön und mit Sicherheit einer meiner liebsten Herren.
Garrigue, unser letzter Mann, sieht sich dem Understatement verpflichtet: Ich hatte ihn selbst einmal und habe ihn verschenkt, weil er bei mir einfach zu kurz gekommen ist. Aber ich mag seine Art, sehr sogar. Inspiration war ein mediterraner Garten mit Kräutern – das bringt Garrigue olfaktorisch ziemlich genau auf den Punkt: Eine Handvoll Zitrusfrüchte, Thymian, Rosmarin und Salbei in voller Blüte und krautiger Ernsthaftigkeit, Hölzer und weicher Moschus, der eine sanfte Sommerbrise symbolisiert. Und das alle wird irgendwann luftig und cremig im späteren Verlauf, genau wie eine softe Instagram-Impression aus dem Urlaub – einfach nur fein.
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende Euch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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