verbringen wir mit Parfums Volnay, und zwar beschäftigen wir uns mit Objet Céleste (1925), Etoile d’Or (1925) und Perlerette (1925). Gestern hatte ich bereits mit den ersten beiden Düften gestartet und muss Euch berichten, dass mir besagte Base heute morgen sehr deutlich aufgefallen ist: Alle Düfte von Volnay fußen auf einem pudrigen Rosen-Vanille-Gewürznelken-Ton, genannt Base 4092 – und diesen konnte ich an jeder Stelle erschnuppern, an der ich die beiden Düfte auf der Haut aufgetragen hatte. Ich liebe diese Basis – sie ist feminin und nostalgisch, aber dennoch zeitgemäß. Zart-pudrig, cremig-vanillig, fruchtig-rosig und mit einem kleinen Klacks scharfer Süße versehen. Ein angenehmes Aufwachen heute morgen, meine Lieben! Schauen wir uns die restlichen drei Düfte an:
„Objet Céleste ist ein äußerst moderner Duft mit lebendigen Patchouliakkorden, die Sie in eine Welt voller Emotionen entführen. Ein leichter und sinnlicher Chypreduft, mandelig-floral, stilvoll und durch wunderschöne orientalische Nuancen verfeinert, die wie von Zauberhand erscheinen.
Ein Schwall italienischer Bergamotte, Muskatellersalbei, und Grapefruit begrüßt uns im Kopf. Das Herz offenbart einen Schwung frischer Blütenblätter von Jasmin und Pfingstrose, welche in Akkorde von Mandel, Hölzer, Benzoeharz und Moschus gehüllt sind. Die Komposition wird von indonesischem Patchouli abgerundet sowie durch Volnays Hausnote, einer pudrigen Kombination aus Rose, Vanille und Gewürznelke, welche Base 4092 getauft wurde.“
Objet Céleste hat mich sehr überrascht: In der Produktprobe vom Hersteller, die ich bereits vorab hatte, steht etwas zu lesen von einem floralen Mandel-Chypre, aber… eben auch von einem Duft, der auf Patchouliakkorden beruht – insofern war ich vollkommen auf Patchouli gepolt. Und sollte mich noch wundern…
Aber werfen wir erst einmal einen Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Muskatellersalbei, Grapefruit; Herznote: Jasmin, Pfingstrose; Basisnote: Rose, Vanille, Gewürznelke, Mandel, Hölzer, Patchouli, Benzoeharz, Moschus.
Frisch aufgesprüht springt es mir gleich in die Nase: Marzipan. Und zwar köstliches Marzipan, neben dem rosenwassergetränkte Lokumstücke, fein von Puderzucker umhüllt, drapiert sind. Definitiv gourmandig, allerdings hält eine fruchtig angehauchte Frische die Balance, die ich in allererster Linie Muskatellersalbei und Pfingstrose zuschreibe. Jenen Spagat behält der Duft seinen ganzen Verlauf lang bei, während Patchouli mit Kakaoanleihen für Tiefe und Pudrigkeit sorgt. Die Basis zeigt sich weich, verhalten holzig und sachte süß von einer schönen Harzwärme, den Duft gekonnt abrundend.
Sinnlich. Weiblich. Schön. Ich glaube, Objet Céleste dürfte als erwachsener und verführerischer floraler Mandelgourmand so einigen Damen da draußen überaus gut gefallen!
„Etoile d’Or ist unwiderstehlich. Eine Reise durch die Zeit, neu erschaffen unter Achtung der Originalformel, die uns zurück in die 1920er führt. Der Fokus liegt auf dem Pariser Stil des jungen 20. Jahrhunderts. Das Parfum Etoile d’Or wurde für starke Menschen geschaffen, für Männer und Frauen mit Charakter. Hochgeschätzt von den Parfumeuren der Vergangenheit, ist dieser orientalische Florale betörend leicht und beruhigend.
Das Vorspiel bietet spielerische und lebendige Akkorde, die – neben den Einzelnoten von Bergamotte und Lavendel – die Sinne mit der exotischen und sinnlichen Seite östlicher Gewürze gefangen nehmen. Die Wildledernote fühlt sich samtig an und eröffnet der Sinnlichkeit des Duftes eine neue Dimension.“
Der Goldene Stern also – wie malt man den, mit welchen Zutaten? Ganz einfach, im Falle Volnay sieht das folgendermaßen aus: Kopfnote: Bergamotte, Lavendel; Herznote: Jasmin, Türkische Rose; Basisnote: Rose, Vanille, Gewürznelke, Benzoeharz, Tonkabohne, Eichenmoos, Wildleder, Moschus.
Ein unwiderstehlicher Duft, so steht es geschrieben, und – ein Florientale. Das kann ich jetzt so gar nicht bestätigen, wobei… mir diese Gattung ohnehin mitunter etwas fremd ist. Der Goldene Stern, er leuchtet – allerdings lässt er sich nicht so richtig greifen, was seiner Schönheit keinen Abbruch tut, im Gegenteil! Im Auftakt lässt er uns gnädig noch seinen Spuren folgen – herb-frische Bergamotte, zitrisches Streben, bald begleitet von würzig-aromatischen Noten, die sich alsbald als Lavendel entpuppen. Dieses flotte Duo leitet uns irgendwann hinüber ins Herz des Duftes, das ungewöhnliche. Lavendel bleibt uns krautig erhalten – und irgendwo im Zusammenspiel mit dem Eichenmoos und vielleicht auch noch der Bergamotte entstehen hier Wildledernoten. Ich meine hier auch deutliche Chypreanleihen zu entdecken, viel eher als bei Objet Céleste. Besonders gut gefällt mir, dass sich der Jasmin mit den würzig-aromatisch-krautigen Noten vermählt – ein Weißblüher mal anders, darüber hinaus von sachtem Rauch umgeben. Von unten wärmt sanft eine harzwarme Vanillecreme, während ein fruchtiges Röslein dem Duft Frische einhaucht.
Sorry – den Florientalen finde ich hier wirklich nicht. Dafür einen klassischen, aber dennoch extravaganten Frauenduft voller Eleganz und Charakter.
„Perlerette ist der historische Duft des Hauses Volnay. Ursprünglich war die Flasche eine perlmuttfarbene Perle, daher der Name. Wie eine Perle ist sie kostbar und fein gerundet. Ein pudriger Blütenduft, verstärkt durch ein Mosaik duftender Töne. Die pudrigen Blüten werden durch Ambrette hervorgehoben. Dieser Same, der von einer seltenen Hibiskusvariation stammt, bringt eine bemerkenswert fruchtige Nuance mit sich und kommt aus Südamerika, wo Germaine Madeline lebte.
Romantische und ätherische Schwaden frischer Blumen haben in ihrem Gefolge pudrige Rosen- und Irisnoten, was ihnen eine seidige und sinnliche Seite verleiht. Perlerette ist kein Parfum; es ist die Lebensart der Königinnen, so wie Caterina de’ Medici, die ihr Haar mit Iris parfümierte.“
Ich weiß, ich weiß – dieser Text hängt die Messlatte hoch, sehr hoch. Aber – Perlerette weiß diese spielend zu nehmen. Hier stimmt einfach alles: Der Name – perfekt gewählt. Die Assoziationen – absolut stimmig. Und natürlich der Duft! Hier zuerst einmal dessen Innenleben: Kopfnote: Aldehyde, Bergamotte; Herznote: Narzisse, Orangenblüte, Jasmin, Rose, Rosa Pfeffer, Lilie; Basisnote: Rose, Vanille, Gewürznelke, Iris, Ambrette, Veilchen, Moschus.
Perlerette mit dem etwas rüschigen Namen ist ein Träumchen: Ein Skinduft, der sich sofort beim Aufsprühen um mich legt, ach was, mit meiner Haut verschmilzt. Ein paar glitzernd-fruchtig-strahlende Aldehyde im Kopf, die alte Klassiker evozieren, das Herz in allererster Linie an Make-Up erinnernd dank Iris, Rose und Vanille. Pudrig und von floralen Akzenten geschmückt – vor allem Lilie sticht mir ins Auge, vielmehr in die Nase – und dann kommen eben besagte Ambrettesamen hinzu. Kennt Ihr diese Zutat aus anderen Düften? Ambrettesamen duften leicht fruchtig-floral, für mich meistens auch mit trocken-hölzernen Anklängen und vor allem watteweich-moschusartig-sinnlich. Das harmoniert im Falle von Perlerette hervorragend mit der Aussage des Duftes und ist meiner Meinung nach für das gewisse Etwas zuständig. Ambrettesamen finden viel zu selten Verwendung, finde ich – dabei ist es eine herrliche Ingredienz.
Und… meine Lieben? Hat es Euch Parfums Volnay angetan? Welche Düfte machen Euch neugierig, habt Ihr schon getestet?
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eure Ulrike.
Just teste ich Perlerette. Den letzten der 5 Düfte.
Yapana und Perlerette haben eine Ingredienz gemeinsam die ich eigenartig, eigenwillig, trocken und eher abweisend finde. Kann das sie im Yapana erwähnte Golden-Stone-Lilie sein:-D? So trocken wie sich das riecht.
Und Perlerette hat in der Ouverture etwas Animalisches, das sich jedoch wieder unter den trockenen eigenartigen Duft mischt.
Etoile d’Or ist ein erotisch-sinnlicher-ledriger Hautduft.
Und ich bin vielleicht konservativ: Brume d’Hiver finde ich unbeschreiblich hinreißend. Er ist mein Lieblingsduft von den Fünfen, gefolgt von Object Céleste, für mich ein reiner Blütenduft aber auch wieder nach meinen Erfahrungen, einzigartig.
Schön, dass ich alle testen konnte, das ist eine gute Idee zuerst ein Probenset anzubieten.
So erfasst man den Grundcharakter einer Parfümserie oder/oder eine Parfümeurs.
Und stimmt, in allen Düften kann ich die Base 4092 wahrnehmen, allerdings etwas anders als Du.
Mal sehen, welche Kundenmeinung ich noch platzieren kann.
Schönes Wochenende, liebe Grüße, Waltraud
Oh ja, Ambrettesamen liebe ich auch – wahrscheinlich weil sie oft in Verbindung mit Iris in Düften eingesetzt werden. Da kenne ich sie vor allem auch her – Heeley’s Iris de Nuit und Ann Gèrard Cuir de Nacré sind die Düfte, die mir als erstes in den Sinn kommen.
Deine Beschreibung von Perlerette hört sich aber auch mal wieder ganz gefährlich an! Ich hoffe nur, dass der Duft nicht zu „fluffig“ ist und vor allem nicht zu vanille- und moschuslastig. Das wäre nämlich ein absolutes k.o.-Kriterium. Die Flakons finde ich übrigens auch sehr gelungen!
Liebe Grüße und ein schönes WE
Dorothea
Liebe Ulrike,
ich hoffe, du bist jetzt wieder gesund und „riechen-fähig“!
Vielen Dank für deine (wie immer) wundervolle Rezensionen. Die Parfums Volnay scheinen sehr interessant zu sein, besonders Perlerette. Ich liebe den Duft von Ambrettesamen und brauche immer wieder meinen N°18 von Chanel Les Exclusifs – eine Ode an Ambrettesamen. In Ce Soir ou Jamais von Goutal ist diese Note, die ich sehr gerne in Düfte öfter treffen würde, mit Rose kombiniert… Auch sehr schön…
Also ich denke schon, dass mein Bestellfinger ganz bald für eine Volnay Probebestellung aktiv wird.
Viele liebe Grüße und schönen sonnigen Sonntag,
Isabelle
Also…
Die Abfüllungen sind mittlerweile angekommen…
Étoile d’Or entwickelt sich definitiv sehr ähnlich wie A Taste of Heaven von By kilian. Und gefällt mir sehr.
Perlerette, in der Tat ein Skinduft, könnte die ältere, „vernünftigere“ und elegantere Schwester von Skin on Skin (L’Artisan Parfumeur)sein. Perlerette ist, glaube ich, mein N°1 von dieser Volnay Serie und könnte sogar ein Must-Have werden. Ob ich wirklich ein „Ambrettesamen-Mensch“ bin?
Vielleicht soll ich irgendwann den Ambrette 9 von Le Labo testen.
Schöne Grüße!
Isabelle
Ambrettesamen… ja, Ambrettesamen sind wirklich toll. Und – Le Labos Ambrette 9 ist absolut testenswert, yep! Ich mag ihn sehr.
Volnay kommt gut an, wie mir scheint?! Ich habe auch im privaten Freundeskreis nun schon von einigen gehört, dass sie die Düfte sehr gerne mögen. Ich finde es toll, dass Ihr das auch so seht! Klassische Damendüfte haben einfach was – und jede Frau braucht so etwas in ihrem Repertoire, finde ich. Zumal das Repertoire ja auch gerne etwas größer sein darf 😉
Größeres Repertoire? Da musste ich gleich an meinen letzten Besuch bei Chanel denken als mir ein 200ml-Flakon La Pausa angeboten wurde… 75ml war leider nicht erhältlich. Daraufhin meinte meine Freundin: „So eine Riesenflasche, die kannst du wahrscheinlich irgendwann an deine Enkel vererben!“ Ich glaube, wir Duftfreaks ticken doch ein bisschen anders… Wenn sie wüsste, dass ich die 200ml schon längst in meinem Parfumschränkchen stehen habe – die 75ml waren fürs Büro gedacht 🙂
@Dorothea: You made by day! 😀