… kommt er, der 19.2. – und ich darf gleich drei Herren gratulieren, deren Geburtstag heute hoffentlich gebührend gefeiert wird: Herzlichen Glückwünsch lieber Georg, lieber Dirk, lieber Harmen! Alles Liebe und Gute für Euch – habt einen schönen Tag und lasst Euch verwöhnen! 🙂
Da meine Nase dieser Tage den Düften zwangsentwöhnt wurde dank meinem Infekt, musste ich mich auf andere Sinnesfreuden verlagern – endlich kam ich einmal wieder dazu, Lesestoff am Stück zu verschlingen. Was soll man auch anderes tun, wenn man sich in der Horizontale befindet und ans Nachtlager gefesselt ist? In jedem Falle ist mir ein ganz wundervolles Buch in die Hände gefallen, das schon einige Zeit darauf wartete, dass ich mich seiner annehme. Ich möchte es Euch nicht vorenthalten, es heißt: Das weiße Abendkleid.
Ein unspektakulärer Titel, ganz im Gegensatz zu dem Kleid, das die Hauptrolle in dem Roman spielt: La Joie Tremblante, die Zitternde Freude. Von einem Pariser Modeschöpfer, Partout genannt – ein Schuft, wer hier an Jean Patou denkt 😉 – , als Modellabendkleid, als Krönung seiner Kollektion geschaffen geht La Joie Tremblante durch die Hände von vier Frauen. Alle Damen zeigen sich gänzlich unterschiedlichen Naturells, Alters und gesellschaftlicher Stellung: Da haben wir Anne, die exzentrische schwedische Filmdiva, ihre Schwester Maria, das bäuerliche und in jeder Hinsicht etwas zu kurz geratene Abbild von Anne, das Mannequin Sonja, das gerne ein Star wäre und Ilka, die Medizinstudentin, die vor der Verfolgung floh und nun als Hausmädchen arbeitet…
Einzig verbindendes Element ist – das Kleid. Und natürlich dessen Wirkung, die es auf die Frauen hat: Alle spüren sie eine Art Magie, die La Joie Tremblante umgibt. Es geht ein Zauber aus von diesem Kleid, einer, der auf die Frauen übergeht, sobald sie den Traum in weißer Seide tragen. La Joie Tremblante dient als Projektionsfläche für die Wünsche, die Sehnsüchte der Frauen – und ist gleichzeitig deren Verführer (was sich bereits anfänglich in einem Don Juan-Zitat ausdrückt, das Patou seiner Kundin Anne verwendet). Das seidene Etwas spielt für die Damen eine Art Erfüllungsgehilfe – es verhilft einer jeden von ihnen zu einem Abenteuer, das ihr Leben verändern wird…
Ein wunderbarer Roman – und zudem ein spät entdeckter: Victoria Wolff, 1903 als Tochter eines jüdischen Lederfabrikanten in Heilbronn geboren, emigrierte 1933 zuerst nach Ascona und später in die USA, wo sie sich bald als Drehbuchautorin verdingte. In den 30er Jahren begann sie, über die Lebenswelt junger Frauen zu ihrer Zeit zu schreiben und veröffentlichte darüber hinaus Artikel in Modezeitschriften (Ihr werdet sehen, ihre Bewandtnis in diesen Dingen findet Ausdruck in so mancher Anspielung im Buch!). Das weiße Abendkleid entstand unglücklich zwischen den Zeiten: Erstmalig abgedruckt wurde es als Fortsetzungsroman in der Basler Abendzeitung, danach folgte eine Veröffentlichung in den Staaten, die zu einem abgewandelten Drehbuch führte… Hier in Deutschland wurde der Roman erst vor einigen Jahren wiederentdeckt und von Anke Heimberg 2008 erstmalig erneut aufgelegt.
Ein Fundstück aus den 30er Jahren ist es also, Das weiße Abendkleid. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen – und mich darin wiedergefunden, in jeder der Frauen, die der Zitternden Freude verfallen. Kennt Ihr dieses Gefühl nicht, meine Lieben? Ein Kleid (oder auch, für die Männerwelt: ein Kleidungsstück, ein Anzug vielleicht, oder ein Mantel?), indem man sich auf einmal – wie eine Königin fühlt? Ein Paar Schuhe, die einen zur Frau des Abends machen und einen, sobald man sie anhat, schwupps, in eine Femme Fatale verzaubern? Und, ganz wichtig, mein großer Bogen endet hier: Ein Duft, der einen scheinbar unwiderstehlich macht? Mit dem man sich selbst wahnsinnig attraktiv fühlt? Mit dem man einerseits die ganze Zeit an sich schnuppern könnte – und andererseits jederzeit damit rechnet, dass man, Grenouille-gleich, vom anderen Geschlecht im Laufe des Abends verschlungen werden wird? Ein Duft, der dem Selbstbewusstsein schmeichelt. Der Lebensfreude und Mut einhaucht, der Seele schmeichelt und… meistens dann auch zu einem gelungenen Auftritt beiträgt. Weil wir uns dann ganz anders fühlen und somit ganz anders geben. Weil wir – authentisch sind, wir selbst sind, aber die beste Variante unserer selbst. Und das ganz selbstverständlich und überzeugend. Ein Duft, der zur eigenen inneren Harmonie beiträgt. Und uns zudem ein bisschen Elfenstaub übers Antlitz streut, der uns durch den Abend trägt.
Für mich gibt es wechselnde Düfte, die diese Ausstrahlung auf mich haben. In letzter Zeit ist es, völlig unerwartet aber wahr: Darcy von Parfums de Marly, den Harmen neulich für uns rezensierte. Im Gegensatz zu Harmen halte ich Darcy für eindeutig weiblich: Ein puderzuckriges, süß-sinnlich-betörendes Blütenbouquet, von sachten Hesperidensternchen durchwirkt und auf einer watteweichen Basis sich räkelnd. Normalerweise not my cup of tea, aber in diesem Falle… hach…
Meinen drei Geburtstagskindern wünsche ich, dass sie heute exakt den Duft tragen, der ihnen in jeglicher Weise Aufwind beschert. Einen Liebling, der sie verköpert, der ihre Stimmung aufgreift und sie durch ihren Ehrentag geleitet!
In diesem Sinne – Happy Birthday, Ihr Lieben!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Herzliche Geburtstagsgrüße euch allen!
Feiert, genießt und ich schließe mich Uli an: Tragt den für diesen Moment unwiderstehlichsten Duft eurer Wahl! Würde mich ja mal interessieren, welchen Duft der jeweilige Herr für heute gewählt hat!
Schönen Abend und LG,
Margot
@Uli:
Schön, deine Beschreibung des Buches. Macht Lust zu Lesen!
Deine Beschreibung hat mich sofort an Tauer’s „Tableau de Parfum“ denken lassen, obwohl es in dem Buch das Kleid ist das wandert, aber die unterschiedlich beschriebenen Frauentypen und das Kleid, mit dem jede etwas anderes verbindet bzw. ihm eine andere Bedeutung zumißt. Verstehst Du was ich meine wenn ich dabei an Tauer denke?
P.S. Ich hätte es nicht wirklich gedacht … aber „Ingrid“ hat es mir auch total angetan.
Viele Grüße,
Margot
Vielen Dank! 🙂