… oder zumindest der Geschichte von einer, einer ganz besonderen sogar, schwelgen wir mit Pantheon Roma: Raffael und Margherita, die verbotene, heimliche Liebe. Notte d’Amore und Il Giardino nehmen wir uns heute und morgen vor, Stationen dieser Liebe quasi: Eine Liebesnacht, vermutlich viele davon, und „Der Garten“, womit wohl ein bestimmter gemeint war…
„Notte d’Amore – eine Nacht der Liebe und Leidenschaft. Zwei Körper und Seelen vereint, zum letzten Mal und für immer. Dieser Duft ist leidenschaftlich, aber zugleich auch frisch. Er enthält eine unglaubliche Mischung an Oudnoten, Nuancen, die an warme Haut erinnern, Vetiver und einen zitrischen Hauch. Notte d’Amore zeigt uns einen flüchtigen Blick in den Himmel und goldenen Schein – all dies steht für die Liebe, welche die Nachtluft in einer alles verzehrenden Leidenschaft entflammt.“
Die letzte Liebesnacht? Oder – jede kann die letzte sein? Furchtbar, oder nicht? Andere würden es vielleicht… spannend finden. Ich halte mich da immer an den von mir gerne zitierten Satz von Nietzsche – „Denn alle Lust will Ewigkeit“: Das ist ja das fiese an Glück – dass demselben immer die ihm eigene Vergänglichkeit innewohnt. Die Japaner haben dafür einen hervorragenden Begriff – Mono no aware. Jene Traurigkeit, eher Melancholie, die einen befällt, wenn man die Vergänglichkeit der Dinge in ihnen sieht. Auch – der Situationen sieht. Ich verstehe oft nicht, warum es im Deutschen, einer eigentlich sehr reichen Sprache, dafür kein Wort gibt. Aber mir fehlen so einige Worte, für die es im Japanischen Entsprechungen gibt. Was soll es – reiben wir uns heute nicht mehr mit Ästhetik auf, die japanische muss bei mir ohnehin noch bis Ende meiner Dissertation warten und… wir wollen jetzt auch nicht mehr länger auf Notte d’Amore warten, oder? Ob der Duft es schafft, eine konzentrierte Momentaufnahme einer solch aufgeladenen Nacht darzustellen?
Die Ingredienzen: Kopfnote: Adlerholz (Oud), Vetiver, Zitrische Noten – auf den ersten Blick: Wenige, oder nicht? Und vor allem auch – eine ungewöhnliche Kombination. Vetiver harmoniert natürlich immer mit Hesperiden, aber Oud mit im Gepäck?
Ok, ich sollte wohl nicht vergessen, dass es sich hier um eine Liebesnacht in Italien handelt, insofern wird der Duft von Zitrusfrüchten, wenn wir uns eine laue Sommernacht vorstellen, ganz selbstverständlich in der Luft hängen. Hier ist es herb-säuerlich-spritzige Limette oder Bergamotte im Auftakt, die für mich einen sternklaren Himmel assoziiert, dicht gefolgt von sandig-pudrgien Akzenten, in denen sich das Oud bereits ankündigt, und die mich die Hitze des vergangenen Tages fühlen lassen, die noch in den sonnengewärmten Gemäuern der Stadt steckt.
Je länger ich meine Nase in dem Duft versenke, desto mehr schwant mir auch, dass ich neben der Kühle der Nacht, die sich über die Stadt legt und mit der noch warmen Luft tanzt, Blüten rieche. Zitronenblüten, um genau zu sein, von einer frisch-cremigen Nektarsüße. Und irgendwo ist da auch Oud, mitten in dieser dichten Cremigkeit. Nicht dunkel, absolut nicht medizinisch und auf keinen Fall rauchig, sondern viel eher… würzig. Fast sandelholzwürig. Verhalten holzig. Und – ja, leuchtend, gleißend, scheinend – genau so, wie es gerne einmal mit meiner Lieblingsingredienz Nagarmotha zusammen in Erscheinung tritt. Licht und hell, fließend, seidig – nicht direkt zitrisch, nicht direkt aquatisch, nicht direkt clean, aber irgendwie… in diese Richtung gehend. So schwer fällt es mir, dieses Strahlen zu beschreiben, das auch diesem Oud, dieser Interpretation hier innewohnt, natürlich unterstützt und verstärkt durch die Agrumenfrüchtchen im Kopf.
Es ist tatsächlich seine Ambivalenz, die den Duft Notte d’Amore interessant macht: Einerseits diese eindringliche kühle Frische samt Hesperidenanklängen und andererseits diese… ja, aufflackernde Hitze, diese Erinnerung daran, gepaart mit den sandig-warmen, pudrig-weich-würzigen Noten, die so nahe sind und das Vorhandensein von Menschen, von warmer Haut zelebrieren.
Wer auf der Suche nach einem typischen Oudduft ist, der wird sicher woanders besser bedient werden. Wer allerdings einmal Oud wirklich anders und innovativ erleben möchte, einen Sommeroud sucht oder mal einen Hesperidengesellen, der abseits der ausgetrampelten Pfade wandert – dem sei ein Test ans Herz gelegt.
Viele liebe Grüße und bis morgen,
Eure Ulrike.
P.S.: Falls Fragen aufkommen wegen des modernen Liebespaars: Das hat für mich den Duft viel schöner widergespiegelt als… die für meine bescheidenen Augen, sorry, größtenteils pornographischen Radierungen von Picasso. Und ansonsten wollte ich Raffael und seine Fornarina wenigstens mittels eines anonymen und hübschen Liebespaares darstellen – und Euch kein Bildchen von Romeo und Julia oder ähnliches unterjubeln 😉
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