Liebe Freunde der duftenden Essenzen, auch wenn ich nicht das Sandmännchen bin, habe ich Euch etwas mitgebracht, den neuesten Duft namens „Anyway“ aus dem Hause der bewaffneten Julia: Juliette Has a Gun.
Wäre ich Uli, dann würde ich Euch vielleicht etwas zum Thema „Leichtigkeit“ aus philosophischer Perspektive erzählen, zur Leichtigkeit des Seins oder zur glückseligen Heiterkeit, die sich wie ein Kräuseln über die Wasseroberfläche der Seele zieht. Aber wenn ich so an mir herunterschaue, muss ich feststellen, dass ich nicht Uli bin, so bekommt Ihr heute meine ganz eigenen Eindrücke zu diesem Duft präsentiert.
Ein Zitat von William Shakespeare steht am Anfang des Produkttextes, nämlich: „A light heart lives long.” – „Ein leichtes Herz lebt lang.“
Ziel dieser Kreation ist nach eigener Aussage eine Schlichtheit und Leichtigkeit, verbunden mit der Einstellung, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, Gelassenheit inmitten der übertakteten Leistungsgesellschaft. Ein durchaus sympathischer Ansatz, wie ich finde, und vielleicht auch ein guter Vorsatz fürs neue Jahr?
Die Duftnoten:
Kopfnote: Neroli, Limette
Herznote: Jasmin
Basisnote: Hölzer, Moschus, Ambroxan, Hedione
Der Duftstreifen bringt wenig mehr als einen deutlichen Ambroxanduft hervor. Ich wollte ja schon frotzeln, dass Escentric Molecules‘ „Molecule 02“ (Bericht) ganz unverhofft zu einem Geschwisterlein gekommen sei. Dem ist aber nicht so, wie mich der Hauttest eines Besseren belehrt. Hier kommen – ganz orthodox dem Duftverlauf folgend – ein paar zitrisch-süße Noten zum Vorschein, die von Beginn an ein florales Gepräge tragen. Dieses findet im Herzen seinen Widerhall, wo es ein wenig üppiger und weißblühender mit Jasmin ausgeformt wird. Stets präsent, wenn auch nicht so dominant wie zuvor, ein Ambroxanhauch, der das Geschehen umweht.
Vielleicht kann man sich „Anyway“ so ein bisschen besser vorstellen: Man nehme den bereits erwähnten „Molecule 02“, vermische ihn mit Acca Kappas „Muschio Biancho“ und gebe ihm noch einen Blütenzweig hinzu.
Das Ergebnis ist ein transparenter, leichtfüßiger und heller Duft – weiß, hautnah, strahlend, ohne aber allzu sauber oder nach frisch gewaschener Wäsche riechen zu wollen. Entschieden unisex, trotz Schleifchen, Julia und Schnörkelschrift. 🙂
Daumen hoch! Wer es an manchen Tagen ganz unkompliziert und leicht haben mag, der sollte sich unbedingt einmal „Anyway“ zu Gemüte führen.
Liebe Grüße
von Harmen
Lieber Harmen,
du hattest mich schon über Muschio Bianco am 10. April 2013 sehr neugierig gemacht (und das unglaubliche Bild, das du ausgesucht hattest, bringt mich jedes mal zum Lachen!).
Jetzt, dank deiner Beschreibung, kann ich mir Anyway viel besser vorstellen und werde ihn sicher noch testen. Ich bin gespannt, ob ich dann „etwas“ riechen werde. Habe das Gefühl, dass ich oft diese Art Düfte (ich meine, Moschus-Düfte) irgendwie gar nicht wahrnehmen kann, keine Ahnung warum.
Schöne Grüße,
Isabelle
Liebe Isabelle,
vielleicht hast Du bei „Anyway“ mehr Glück? Ich bin gespannt.
Liebe Grüße
Harmen
Ich meine schon öfter in verschiedenen Blogs gelesen zu haben, dass viele Menschen Düfte mit weißem Moschus nicht wahrnehmen können.
Ich kann weißen Moschus leider sehr gut herausriechen – für mich ist es, ähnlich wie Vanille, der absolute Killer. Deshalb sind für mich solche Düfte – wie zum Beispiel der Chanel No. 19 Flanker „Poudré“ oder auch der von vielen geliebte Infusion d’Iris von Prada absolute „Scrubber“ 🙁
Komischerweise ist Moschus ein echter Spalter. Manche ekeln sich geradezu vor ihm. Ich nicht, aber vielleicht nehme ich ihn auch nicht so intensiv wahr … 🙂
Ja, Moschus ist definitiv ein Spalter. Und ich erfahre zu oft beide Möglichkeiten: Moschus gar nicht wahrnehmen können, oder zu sehr und dadurch Kopfschmerzen.
Aber der wunderbare Musc Nomade von Annick Goutal geht immer!
Hallo Harmen,
schließe mich der Meinung mit den Spaltern ohne Einschränkung an. Bei mir spaltet er sich in die Nein-Seite. Muschio Bianco hab ich probiert – aber es geht nicht, genau so wenig wie Teint de Neige – da wird mir regelrecht übel. Seitdem lasse ich die Finger von den Dinger 🙂 Damit ist mir Anyway schon verleidet und ich bin gar nicht scharf auf einen Test obwhl ich sonst ein echter Fan von JhG bin.
Liebe Grüße,
Margot
Schön, dass ich nicht die einzige Moschus-Verweigerin bin 😉
Irgendwie beschleicht mich bei diesen Düften auch oft der Verdacht (war zumindest bei no. 19 Poudré und Infusion d’Iris der Fall), dass durch den Einsatz vom weißen Moschus teurere Ingredienzen eingespart wurden… oder der Parfumeur ein Kreativitätstief hatte…
LG, Dorothea
*kicher* Moschus = Kreativitätstief? Genial!
Wenn ich so darüber nachdenke, könnte da was dran sein
LG, Margot
Dann freue ich mich ja, dass ich Euch vor eventuellen Fehlprobenbestellungen abhalten konnte 🙂
Liebe Grüße
Harmen