Goti Essenze…

… sind zurückgekehrt in unseren Shop: Vor ein paar Jahren hatten wir die Linie bereits einmal in unserem Sortiment, und ich erinnere mich noch bestens daran, da ich damals die Shoptexte für diese italienischen Kleinode geschrieben hatte. Irgendwann glänzten die Italiener durch Absenz und sind nun endlich wieder bei uns zu haben. Grund genug, mir die Duftkollektion gleich zu Anfang des neuen Jahres unter die Nase zu klemmen für Euch.

Das Hintergrundwissen darf natürlich nicht fehlen – ich zitiere mich selbst aus meiner Firmenbeschreibung: Namensgeber der Kollektion ist Riccardo Goti, der aus Arezzo in der Toskana stammt, wo er bis heute lebt und tätig ist. Ursprünglich aus der Bekleidungsbranche kommend, arbeitete er einige Jahre als freier Designer (unter anderem für Trussardi), bis er 2002 seine erste eigene Schmuckkollektion herausbrachte. Seine Düfte sieht Goti als Ergänzung zu seinem Schmuck. Sie werden in altbewährter Manier aus hochwertigsten natürlichen Zutaten gefertigt. Ganz im Stile von Gotis Schmuck verkörpern sie ebenfalls Natürlichkeit und Ambivalenz, sind trotz ihrer Originalität darüber hinaus auf ihre Art und Weise typisch italienisch.

Ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich gespannt: Als „typisch italienisch“ habe ich damals die Düfte also klassifiziert – das wird wohl auch heute noch hinkommen. Aber: Kann ich meine Dufttexte, meine Artikelbeschreibungen, heute auch noch so unterschreiben? Nehme ich die Düfte unterschiedlich wahr, anders vielleicht? Ihr kennt das sicher auch: Man hat im Laufe seiner „Duftkarriere“ – so will ich es einmal nennen – Parfums getestet und hat sich ein Urteil gebildet. Und testet genau die gleichen Düfte später noch einmal. Manchmal bleiben die Eindrücke gleich. Manchmal vertiefen sie sich, verschieben sich, der Fokus liegt vielleicht auf anderen Facetten. Und manchmal differieren sie, vielleicht sogar ganz gewaltig: Früher empfand man einen Duft als spektakulär – und kennt heute mehrere ähnliche, die Wirkung ist ergo nicht mehr so gewaltig. Oder: Der Duftgeschmack hat sich erweitert, manchmal auch verschoben. Die Begeisterung für den Duft könnte dann ein wenig abgeebt sein – oder, für mich eines der schönsten Erlebnisse, erst entflammen: Man entdeckt Perlen, die man damals vielleicht verkannt hat oder zumindest nicht als solche gewürdigt hat. Kennt Ihr das? Eine solche Perlenkette, könnte man sagen, war bei mir die Frédéric Malle-Kollektion, die ich erst einige Jahre nach dem Eintauchen in die Nische wirklich als solches Meisterwerk sehen und würdigen konnte, wie sie ist. Insbesondere ging es mir so bei Iris Poudre, einem meiner heutigen All-Time-Favoriten. Habt Ihr ebenfalls solche Geschichten auf Lager?

goti_essenze Aber kommen wir zurück zu Goti. Drei Düfte gab es damals, fünf sind es heute, von denen wir vier führen: Goti Black Essence, Goti White Essence, Goti Earth Essence und Goti Smoke Essence, der Neuling. Mit was ich beginne, dürfte dem geneigten Leser ja klar sein – mit Goti Black 😉

„Goti „Black“ hätte eigentlich auch Goti Sartre heißen können. Der Duft ist mitnichten dunkeldüster, wie der Name vielleicht vermuten lässt. Vielmehr ist hier eher ein Existenzialisten-Schwarz gefragt, haben wir es hier doch mit einem interessanten, überlegen wirkenden, intellektuellen Düftchen zu tun, das im Herzen aber allerhand Wärme zu bieten hat.

Der Auftakt ist geprägt durch pfeffrig wirkende Minze mit einer deutlichen Schärfe sowie herbe Bergamotte, flankiert von Mandarinenschalen. Wilder Lavendel wuchert würzig in diese Frische hinein und wird dabei begleitet von zartfloralen Jasminnoten. Beide ebnen den Weg für einen ordentlichen Tupfer Pfeffer und werden allesamt alsbald umarmt von der distinguiert anmutenden Basis einer gut gewählten Reihe typischer Verdächtiger, namentlich Vanille, Moschus, Patchouli, Ambra und Sandelholz.“

Zuallererst – die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Pfefferminze, Mandarine; Herznote: Jasmin, Lavendel, Schwarzer Pfeffer; Basisnote: Moschus, Vanille, Patchouli, Opoponax, Ambra.

Direkt nach dem Aufsprühen kann ich bereits bestätigen, dass Goti Black Essence für mich nach einem typischen, aber zeitgemäßen Italiener duftet. Gewürzige Anklänge von Ferne, die eine opulente, würzige und vor allem von harziger Wärme dominierte Basis ankündigen. Dann allerdings übernehmen erst einmal andere die Federführung: Pfefferminze, Mandarine und Lavendel. An dieser Stelle bedurfte es eines Mehrfachtests, der jedes Mal anders ausgefallen ist: Einerseits durfte ich eine herb-scharfe, verhalten süße Pfefferminze entdecken, die im Zusammenspiel mit Lavendel zu einer würzig-herb-frischen Melange avancierte, die meiner Meinung nach betont männlich sich zeigte. Andererseits aber fand ich, und zwar ebenfalls auf meiner Haut, ein eher süß-minzig-frische und fast schon liebliches Trio vor: Eine an Nanaminze erinnernde süße Minze, die durch Mandarine saftig-süß-fruchtig unterstrichen wird und mich streckenweise entfernt an Creeds Himalaya und Carons Anarchisten erinnerte. Im weiteren Verlauf kommt der Pfeffer zum Tragen, der dem Ganzen – ob nun so oder so geartet – würzig-ernste Kontraste verleiht und mit dem Lavendel eine gelungene Fusion eingeht. Je nach Test rief bei mir der Duft an dieser Stelle Assoziationen mit Villoresis Piper Nigrum wach, denn wiederum entwickelte sich die Basis recht unterschiedlich: Im Falle der eher krachigeren Variante konnte ich eine ordentlich harzgewärmte Basis feststellen, die von Vanille eine weiche Cremigkeit erfährt. Im Falle des leichteren Tests bekam ich mehr florale Elemente, eine subtile Jasminsüße, die in einer cremigen Weiche zur Ruhe kam, lediglich von leisen Harzen flankiert und von einer dezenten Holzigkeit abgerundet.

Es wird Euch wohl nichts anderes übrig bleiben: Ihr müsst selbst ausprobieren – aber ein solcher Test auf der eigenen Haut ist ja ohnehin angeraten. Bei meinem „alten Urteil“ bleibe ich trotzdem: Schwarz ist der Duft nicht wirklich, mit dem Intellektuellen-Schwarz habe ich schon eher den Kern der Sache getroffen, obgleich… der Duft einiges an Temperament besitzt, dass ich dem einen oder anderen Existentialisten vielleicht abgesprochen hätte… aber… wer weiß 😉

Ich freue mich auf den Rest der Kollektion – Ihr auch?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

 

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Barbara
    2. Januar 2014
    Antworten

    Guten Morgen!

    Das ist aber eine nette Überraschung – ein neuer Beitrag am 2. Januar! Bei uns ist heute nämlich noch Feiertag, zwar nicht in der ganzen Schweiz, aber in meinem Kanton schon. Der Berchtoldstag ist eine Art Kompensation für die „entgangenen“ katholische Feiertage. Was auch immer der Grund ist, ich nehme ihn gerne, diesen „geschenkten“ Feiertag.

    Ich freue mich auch auf den Rest der Kollektion. Bis auf den heute rezensierten Duft sind die anderen Mitglieder dieser Kollektion auf dem Weg in die Schweiz, besser gesagt sie hängen am Zoll rum… Black Essenze hat mich am wenigsten gereizt und da war noch andere Düfte, die „unbedingt“ geordert werden mussten.

    Dann bin ich also sehr gespannt, was Du über die drei anderen zu sagen bzw. schreiben hast.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    Huhuu liebe Barbara,

    Feiertage sind immer gut – und in BaWü sind wir eigentlich noch ganz ordentlich mit dabei in Deutschland 😉 Bin gespannt, wie Du die Gotis findest!

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert