Tola…

… ist neu in unserem Sortiment und das Label eines Herren, dessen Namen ich nur schwer aussprechen kann: Dhaher Bin Dhaher. Der Name selbst geht auf eine alte indische Maßeinheit zurück: Tola existierte vor der Einführung des metrischen Maßsystems im Jahre 1833 und entsprach einer Silberrupie (11,7g). Heutzutage verwendet man Tola als solches nur noch, um ganz besondere, kostbare Erzeugnisse zu wiegen. Das deutet natürlich bereits auf die Wertigkeit hin, die Bin Dhaher seiner Marke beimisst, die Qualität, die er uns bietet. Darüber steht Tola für Bin Daher auch als Inbegriff von Erinnerungen, dem Schwelgen in eben jenen. Alle seine Düfte sind Erzählungen. Geschichten, die von seiner Kindheit inspiriert wurden, als er mit seiner Mutter und seiner Schwester zusammen Bukhoor und Parfumöle herstellt. Und Märchen, die von längst vergangenen Zeiten erzählen.

anbar Das Label Tola gibt es seit Mitte 2010 und die Voyage Collection beinhaltet sechs Düfte, die uns mitnehmen sollen auf eine „alchemistische Reise“. Dann folgen wir doch Bin Dhaher die nächsten Tage, würde ich sagen.

Anbar“ ist, der eine oder andere wird es bereits wissen oder vermuten, das arabische Wort für Ambra:

„Als er sein Netz ins offene Meer warf und es aus dem Wasser wieder einholte, fielen seine Augen auf die mystische Schönheit. Er war sofort verzaubert, denn es war eine Meerjungfrau. „Anbar“ ist ein reicher, einladender Unisexduft, der an eine neue Liebe erinnert. Sonderbar, aufregend und äußerst persönlich.“

Unisex gefällt mir in diesem Zusammenhang als Begriff überhaupt nicht, was aber häufiger der Fall ist. Unisex hört sich an wie… CK One. Metrosexuell. Hipster. Das ist hier mit Sicherheit nicht gemeint, den Anbar, das erkennt man schon auf den ersten Blick, ist ein waschechter Orientale: Kopfnote: Apfel, Pflaume, Erdbeere, Orange; Herznote: Nelke, Iris, Jasmin, Zimt; Basisnote: Zedernholz, Patchouli, Benzoeharz, Labdanum (Zistrose), Weihrauch, Tonkabohne, Vanille, Moschus, Ambra.

plum

Anbar gefällt mir schon auf den ersten Schnupperer, wofür mir sofort drei Gründe einfallen: Es ist ein Ambraduft, aber kein weiterer komplett monothematischer. Anbar hat eine solch schöne Pflaume im Auftakt, dass ich unmittelbar ins Schwärmen gerate. Anbar ist ein moderner Gourmandorientale, und zwar ein äußerst erwachsener – somit gehört er einer seltenen Spezies an.

Als allererstes nehme ich jene Pflaume wahr, üppig, saftig, fleischig und reif. Es schillern ein paar Momente gelb-rote Äpfel und Beeren, die ich wahrscheinlich wirklich als Erdbeere identifiziert hätte, um sich hernach mit den Pflaumen zu einem Kompott zu vermischen, das likörigen Beigeschmack offenbart. Gewürznelken sind darin enthalten genauso wie Zimt, der vor allem über die Pflaumen gestäubt wurde. Es pudert süß und ein wenig mandelig, während von unten die wärmende Kraft der Harze Anbars Charakter festigt. Zarter Rauch adelt den Duft und verhalten-knarzige, streng-saubere Zeder rundet gelungen ab.

Anbar ist wollüstig, von überschäumender Lebensfreude und verlockend, betörend. Ein herrlicher, selbstbewusster Duft, der Freunde von Hèrmes‘ Ambre Narguile begeistern wird.

Comerre Leon Francois An Eastern Beauty

Gulbadan, unser Duft Nummer Zwei, trägt seinen Namen zu Ehren einer Prinzessin: Gulbadan Begum (1523 – 1603) war eine persisch-türkische Prinzessin, die Tochter eines Kaisers von Indien und mit den höchsten Linien der zentralasiatischen Aristokratie verwandt. „Gulbadan“ heißt „mit dem Körper einer Rose“ auf Persisch.

„Eine leichte Herbstbrise trägt den Duft frischer Blumen aus dem Innenhof heraus, während ihre Hand zärtlich die Blüte einer Rose streichelt. Das Geschenk eines Verehrers. Eine Spur von Jasmin, Rose und Orchidee schwebt in der Luft. Gulbadan fängt das Wesen dieser orientalischen Geschichte zweier Liebender mit der subtilen Feinfühligkeit weiblicher Sinne ein.“

tolaguldaban Zu Gulbadans Liebesleben gibt es nicht allzu viel berichten, da ihr ganzes Leben immer noch Geheimnisse aufgibt: Mit 17 Jahren wurde sie wohl verheiratet, ihr Mann, mit dem sie mindestens einen Sohn hatte, verstarb wesentlich früher als sie. Ob er damit gemeint ist, ob Gulbadan, die eine sehr gebildete Frau mit vielfältigen Talenten unter anderem musikalischer und literarischer Natur hatte, noch jemand anderes hatte, für den ihr Herz entflammte?

Meines in jedem Fall hüpft schon auf den ersten Riecher bei dem nach Gulbadan benannten Duft: Oud, hach, geliebtes! Und einmal ganz anders verpackt – nämlich eingebettet in ein Stillleben aus Früchten. Zarter Pfirsich schmeichelt samtig-reif meiner Nase, die in derselben Sekunde von prickelnder Ananas gekitzelt wird. Zitrische Rosen stiften Frische und Geranium spendet minzige Anklänge, während Maiglöckchen frische Sauberkeit verströmt. Das möchte alles auf den ersten Blick so gar nicht zu einem Oudduft passen – vor allem, da wir es hier mit einem wirklich ausgeprägt animalischen Oud zu tun haben. Die Kombination harmoniert vorzüglich und wir haben damit einen sehr seltenen Oudkandidaten vor uns. Aber, liebe Freunde, ich will an dieser Stelle ehrlich sein: Gulbadan hätte auch ein Duft aus Xerjoffs Oud Stars-Kollektion sein können. Wer jetzt schon panisch zuckt, der muss sich gar nicht erst an die Prinzessin wagen.

Edwin Longsden Long - The Date Seller

Je „älter“ diese wird auf meiner Haut, desto strahlender zeigt sie sich: Das animalische Oud rückt in den Hintergrund und lässt den dominanteren Blüten den Vortritt: Jasmin, Orchidee und Orangenblüte, weißblühend, betörend, leuchtend und strahlend von Nektarsüße begleitet. Die Basis darunter zeigt sich so, wie es sich für eine Herrscherin gehört: Ein vielfältiges Gefolge, dass im Hintergrund dafür sorgt, dass die Protagonistin zum Strahlen kommt, in unserem Fall das fruchtig-florale Stillleben mit ordentlich Oud. Ambrierte Hölzer und Harze sorgen für Wärme, während Moschus und Vanille den Duft würzig-cremig vervollkommnen.

Die Duftnoten: Kopfnote: Limette, Gardenie, Pfirsich, Pflaume, Apfel, Ananas, Anis; Herznote: Orchidee, Ylang-Ylang, Geranium, Flieder, Rose, Jasmin, Maiglöckchen, Iris, Orangenblüte; Basisnote: Zedernholz, Patchouli, Sandelholz, Adlerholz (Oud), Styraxharz, Moschus, Vetiver, Eichenmoos, Ambra, Vanille.

Nach meinem Empfinden ein toller Einstand – ich freue mich auf die nächsten Düfte von Tola, die uns dieser Tage erwarten!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    23. Dezember 2013
    Antworten

    Ja, die Prinzessin ist zauberhaft – und seit gestern mein.*hüpf* Ein wundervoll sonniger Duft, für mich der schönste dieser Reihe.

  2. Avatar-Foto
    Ulrike
    14. Januar 2014
    Antworten

    Zwei Prinzessinnen, wie schön! 🙂

  3. Christiane
    6. Februar 2014
    Antworten

    🙂
    Und heute bin ich ein Zimtzicklein:
    Gerade trage ich den Anbar-Amber, der ist aber auch sehr lecker!
    Die Marke hat ja nun auch Öle zu den Düften herausgebracht, werden die auch in Eurem Shop erhältlich sein?

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