… schwelgen wir heute mit Jean Patous Héritage Collection in der Vergangenheit: Eau de Patou und Patou pour Homme sind an der Reihe. Beginnen wir gleich mit Eau de Patou, dem älteren Duft von beiden.
Eau de Patou wurde im Jahre 1976 kreiert und scheint wohl Patous Interpretation eines Hesperidenfrischekicks gewesen zu sein – hier die Noten: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Limette; Herznote: Maiglöckchen, Geißblatt, Rose, Jasmin; Basisnote: Moschus, Tonkabohne, Labdanum (Zistrose).
So richtig viele Informationen zum alten und neuen Duft finden sich nicht im Netz… Mich verwirrt er beim ersten Test: Ich rieche ganz klar chyprierte Facetten, die aufgrund der genannten Inhaltsstoffe eigentlich nicht unbedingt zu Tage treten dürften. Im Internet finden sich einmal mehr – ich hasse es – unterschiedliche Angaben zu den Duftnoten von Eau de Patou, dem Neuen. Diese wiederum differieren im Vergleich zu Eau de Patou, dem Alten, zu dem wiederum ebenfalls unterschiedliche Angaben kursieren. Bevor ich noch mehr Verwirrung stifte: Die Angaben zur alten Variante von Eau de Patou geben meiner Chypre-Vermutung recht… Egal.
Auf der Haut angekommen entfaltet sich erst einmal ein ganzer Hain voller Zitrusfrüchtebäumchen: Prickelnd-frisch, säuerlich-saftig und strahlend. Sauber, rein und hell duftet es mir von meinem Handrücken entgegen sowie herb. Zur Bergamotte gesellen sich einige zart-süße Blümchen, das säubernde Maiglöckchen und fruchtig-frische Rose, den Grundtenor des Duftes aufgreifend und untermalend. In der Basis wird es dann gemütlich: Zurückhaltend-zivilisiertes Harz, nur sehr verhalten rauchig, dafür aber würzig und würzend, der Cremigkeit von Moschus und vanilliger Tonkabohne Geschmack verleihend.
Entgegen anfänglicher Vermutungen, meine Lieben: Eau de Patou eignet sich sowohl für Frauen als auch für Männer. Ein typischer Colognevertreter ist der Duft nicht, hat er doch eine andere Konzentration, eine bessere Sillage und auch mehr Körper. Nichtsdestotrotz geht es in diese gediegene Richtung – und tut gut darin. Ein charaktervoller Hesperidengeselle.
Patou pour Homme soll so etwas wie „die Essenz des Männlichen“ sein – da bin ich aber gespannt, auf was man den Mann an und für sich zusammenschnurzeln kann… Man nehme laut Patou dafür: Kopfnote: Bergamotte, Limette, Galbanum, Pfeffer; Herznote: Jasmin, Rose, Lavendel, Estragon, Veilchenblätter; Basisnote: Patchouli, Leder, Weihrauch, Ambra.
Jaaa, doch – so dürfte er meiner Meinung nach durchaus aussehen und vor allem auch riechen, der Mann! Für mich ist Patou eine echte Überraschung: Diese Ode an den Mann ist eine Hommage an den gleichnamigen Duftvetter von 1980 – und ich hätte etwas Offensives erwartet, einen Mann-Mann-Duft mit Karacho, der doch aufgrund seiner stereotypen Anwandlungen vielleicht etwas Langeweile beschert. Nichts da – Patou pour Homme hat zwar durchaus Schmackes, aber von Steretypen keine Spur weit und breit und langweilig wird dieser Mann sicherlich auch nicht so schnell!
Die Kopfnote brilliert mit den üblichen Verdächtigen, die, gut gemacht, eigentlich immer überzeugen können: Eine harmonische Kombination von Zitrusfrüchten und Pfeffer, daran kann gar nichts falsch sein. Eine Prise minzig-waldmeisteriges Galbanum, krautig-ernster Lavendel, frischer Rosenodem und Veilchen, grünsamtigseltsamtrockenfrischwässrigfruchtige Veilchen in grauviolettem Samt. Schön, sehr sehr schön. Kühles, aber dennoch selbstbewusstes Understatement, gefolgt von einer himmlischen Basis: Harzig-samtige Wärme, feinster Rauch und Leder. Gefällt mir, und zwar sehr.
Und Euch? Bin gespannt auf Eure Meinungen!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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