… ist heute, und zwar mit Masque Fragranze, unserem Neuankömmling. Die Geschichte einer Freundschaft steckt dahinter, die Freundschaft von Alessandro und Riccardo, die, wie ihr Pressetext verkündet, „viele Leidenschaften teilen: Die Leidenschaft fürs Reisen und die Musik. Sie lieben Designobjekte, natürliche Materialien und handgearbeitete Dekors. Sie glauben an ein Arbeitsleben voller Hingabe und streben dieses unermüdlich an, genauso wie die Lebensfreude und den Genuss. Beide sind unverbesserliche Träumer, die fest entschlossen ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.“
Und wie kann man besser Gefühle zum Ausdruck bringen als durch Düfte? Wir Parfumistas wissen es – es geht nicht. Zuallererst aber beschäftigten sich Alessandro und Ricardo mit einer eigenen Kosmetiklinie: 2010 kam Masque Cosmetics Milano auf den Markt. In der Weiterentwicklung ihrer Linie und dem tiefen Einstieg in die Thematik wurde es den beiden klar: Sie brauchen eigene Düfte.
2013 nun war die Geburtsstunde von Masque Fragranze, der eigenen Duftlinie, für die man sich natürlich echte Experten an Bord holte: Meo Fusciuni/Giuseppe Imprezzabile, den wir bereits mit seiner eigenen Kollektion kennen. An Parfumeuren kamen noch hinzu: Julien Rasquinet (z.B. unter anderem Andrea Maack, Naomi Goodsir), Delphine Thierry (z.B. Galaad & Akkad für Lubin, Tendre est la Nuit für Majda Bekkali) und Cécile Zarokian (z.B. Amouage Epic for Woman, Jovoy Private Label, zwei noch zu lancierende Neulinge für Parfums MDCI, Undergreen Pink, Majda Bekkali Mon Nom est rouge).
Wir schauen uns heute die beiden ersten Düfte an, die bei uns gelandet sind: Act 1-1 Terralba und Act 1-2 Montecristo. Wer das Wörtchen Akt hört, wird bereits hellhörig werden und gedanklich in die korrekte Richtung driften – die Welt der Oper. Genauso wie in einer Oper haben wir es bei den Düften von Masque Fragranze mit einzelnen Akten zu tun, einzelnen Szenerien, denen sich die Düfte verpflichtet sehen.
Terralba baut sich auf Folgendem auf:
„Vor dir: die See. Hinter dir: mediterranes Buschland. Es ist Morgen.
Akt I, Szene 1: Du befindest dich in einem Gebiet, in dem sich der Geruch der Büsche und der Heide aufs Engste und unauflöslich mit dem salzigen Duft der See verbindet. Du gehst vorsichtig auf den Felsen auf einem kleinen Pfad, der zum Strand führt, und folgst dem Klang der Wellen, jagst ihm fast hinterher, und bahnst dir den Weg durch die dichte Vegetation.
Es ist ein enger und steiler Pfad. Du berührst die Zweige der Büsche. Aus einem gebrochenen Zweig blutet eine zähe und klebrig-harzige Flüssigkeit, deren starker und bitterer Duft deine Haut nicht mehr verlässt. Und vor dir die dunkelblaue See. Der Horizont öffnet sich und du übergibst dich dem Klang und dem Ausblick des mächtigen Ozeans.“
Mediterran die Landschaft, bewachsen von knarrig-verwachsenen Bäumen, Sträuchern und Kräutern – und, ganz in der Nähe, … die See. Das Meer mit seiner schäumenden Brandung, seiner Gischt…
Terralba meine Lieben ist ein Duft für all diejenigen, die Meerdüfte lieben – und ein willkommener und würdiger weiterer Vertreter seiner Gattung. Aquatisch ist er nicht, ganz und gar nicht, und so wollen wir ihn ja auch nicht. Terralba fängt obige Szene perfekt ein, verkörpert olfaktorisch die Landschaft, die von der Sonne gewärmte, die Erde samt ihrer Vegetation. Ein einsamer Spaziergang durch einen felsig-ungestümen Landstrich, der mit seiner Wildheit und seinem Facettenreichtum lockt.
Saftig-satte, prickelnd-herbe Zitrone, ein wenig süße Fruchtigkeit durch Muskatellersalbei und ein ganzer Haufen nicht näher zu identifizierender, schillernder Kräuter. Man riecht das Blattwerk, die Ästchen, das Harz und die Bäume der ganzen Pflanzen, während Wacholder aus dem Hintergrund hervorleuchtet. Zypresse, ganz klar, jenes knarzige Gewächs durchdringt das Unterholz, und irgendwo da draußen… schäumt und sprudelt das Meer, das hier von Weite kündet. Maritime Anklänge sind es, die Sehnsucht wecken. Sehr sehr schön – und auf keinen Fall einer jener Happy-Like-Ice-in-the-Sunshine-Vertreter, was mir persönlich ein Gott sei Dank entlockt.
Die Ingredienzen bekommt ihr natürlich auch noch: Kopfnote: Muskatellersalbei, Zitrone, Mandarine; Herznote: Myrte, Thymian, Caloupilé / Curryblätter, Sand-Strohblume; Basisnote: Mastix, Wacholder, Zypresse, Zedernholz.
Weiter geht es mit der zweiten Szene und Montecristo:
„Im Wohnzimmer einer alten Villa, auf dem Land in der Toskana. Der Tag neigt sich dem Ende.
Akt I Szene 2: Jedes einzelne Element der Einrichtung trägt zu Wärme und Komfort bei. Der Boden aus alten dicken Holzdielen hat sich mit der Zeit abgenutzt. Im großen Kamin glühen die Kohlen noch. Die bequeme Couch besteht aus bestem Leder, früher einmal dick und starr und makellos gefärbt, ist es jetzt weich und abgenutzt und die Farbe ist verblasst. Ein Kartenspiel liegt verlassen auf dem Kaffeetisch. Tabakblätter einer handgerollten Zigarre neben einem Glas Rum.“
Das ist ja meine Idealvorstellung (m)eines Feierabends, vielleicht auch – Lebensabends (der dürfte, by the way, dann gerne auch etwas früher anfangen, mit Verlaub…). Doch, damit kann ich mich identifizieren, sehr gut sogar – es müsste nicht mal die Toskana sein und die Couch braucht natürlich noch Kratzer von den Tierchen, die hier herumfleuchen. Aber wenden wir uns zuerst einmal den Ingredienzen des Duftes zu, bevor ich weiter ins Träumen gerate: Kopfnote: Hölzer, Ambrettesamen, Rum; Herznote: Tabakblätter, Selleriesamen, Labdanum (Zistrose), Benzoeharz; Basisnote: Lilie, Styraxharz, Guajakholz, Zedernholz, Patchouli.
„Hach schön“ entfährt es mir sofort beim Aufsprühen: Geliebtes altes Ledersofa – yes. Zigarre oder Rillo – yes. Ein gutes Gläschen Rum – yes. Und ordentlich Kaminrauch. Genau so, wirklich – exakt so riecht Montecristo. Mir macht es auch gar keinen Spaß bei diesem Duft, in weiter auseinanderzupflücken. Denn wo Naomi Goodsirs Bois d’Ascèse mein Holy Grail geworden ist betreffs des von mir lang ersehnten Lagerfeuer-Duftes, ist Montecristo jetzt auf einmal aus dem Nichts auf Platz Eins meiner Herrenzimmer-Düfte gesprungen. Mehr Authentizität geht nicht. Und ich brauche der Worte keine mehr – Montecristo hält, was er verspricht. Und ist ein herrliches Kleinod, ein rares, das mich gerade in absolute Verzückung versetzt!
Begeisterte Grüße,
Eure Ulrike.
„Wer das Wörtchen Akt hört, wird bereits hellhörig werden und gedanklich in die korrekte Richtung driften – die Welt der Oper.“
Ja, … ja, natürlich, Oper, richtig! 😀
Liebe Uli,
Ich schon wieder…
Aber das brennt mir so unter den Nägeln…
Freitag habe ich Terralba getestet und mein erster Gedanke war: Lillipur!
Heute morgen habe ich beide Düfte Terralba und Lillipur auf den Papierstreifen gesprayt und für mich sind sie sehr ähnlich. Lillipur eine Spur intensiver.
Bei den Zutaten sind aber nur Zitrone, Thymian und Zedernholz in beiden Düften vorhanden. *grübel* Sind es die Kräuter, die beiden eine grosse Rolle spielen? Die Parfumeure verraten wohl nicht alle Bestandteile…
Kannst Du meinen Duftvergleich nachvollziehen? Bin gespannt!
Liebe Grüsse,
Barbara
PS: Heute hat mein Standardradioprogramm SRF 3 ein sehr interessantes Thema: „Düfte“. Es gibt einige Videobeiträge auf der Website dazu, aber leider nur in „Schwyzerdütsch“. Und da wohl die wenigsten Leser dieser „Halskrankheit“ mächtig sind, bringt es nichts, die Links zu posten.
Huhuu liebe Barbara,
Terralba und Lillipur, echt? Ich muss sie mir beide nochmals schnappen, so aus der Erinnerung her kann ich allenfalls eine leichte Tendenz nachvollziehen, habe sie aber ansonsten anders abgespeichert.
Danke für den SRF3-Tipp, ich schaue mal nach. Demnächst gibt es eh mal wieder eine Linksammlung, da passt das vielleicht ganz gut hinein 🙂
Viele liebe Grüße,
Deine Uli.