Kurz und knackig…

… sehen wir uns heute folgende Neuveröffentlichungen an: Violette Fumée von Mona di Orio, Annick Goutals Eau de Monsieur und Laliques Satine.

violets and barrel

Mona di Orios rauchiges Veilchen Violette Fumée ist vermutlich eine jener Rezepturen, die die Parfumeurin noch vor ihrem viel zu frühen Tod im Dezember 2011 erstellte: „Jedes Mal, wenn ich dieses Parfum in besonderen Momenten in meinem Leben trage, habe ich das Gefühl, Monas Nähe zu spüren. Jetzt ist die Zeit gekommen, dieses Gefühl zu teilen“ so Jeroen Oude Sogtoen, Mona di Orios Geschäftspartner und Mitgründer ihrer Linie.

violette_fumee Ich brauche es nicht zu verhehlen: Obgleich ich Mona di Orio sehr sympathisch fand, konnte ich mit ihren ersten Düften gar nichts anfangen. Das hat sich mit ihrer Nombre d’Or-Kollektion schlagartig geändert, aus der ich ihre göttliche Tuberose besitze und mir immer noch die Finger nach ihrem Oud-Duft lecke. Violette Fumée ist, wie zu erwarten war, wieder mal etwas für mich: Frisch aufgesprüht rieche ich Früchte, süß-brausige Früchte. Wo kommen die denn her? Ich habe keine Ahnung – ein paar Aldehyde, die man uns verschwiegen hat? Diese Noten vehallen alsbald, während sich zitrisch-schillernde, herbe Bergamotte mit Moos vermählt. Eine schöne Kombination, die in diesem Fall wie in einem Chypre-Duft Lederassoziationen mit sich bringt. Je länger ich die Nase am Handgelenk lasse, desto mehr gewinnt hier das Veilchen die Oberhand: Zuerst erdig, dann zunehmend samtig und von Grün umrankt, wieder die ihm genuine staubtrockensüßfruchtigpudrige Art an den Tag legend, die auf weiches Wildleder trifft und sich überaus cremig gebärdet. Rose greift die Frische fruchtig auf und Vetiver raucht und grünt ein wenig, während die Basis sich als feines Lager entpuppt: Würzig und warm, leicht rauchig, weich und holzig. Ein tolles Veilchen – und das meine Lieben, das hört man von mir nicht allzu oft, wie ihr vielleicht wisst 😉

Violets

Annick Goutal hat ein Geschenk für die Männerwelt parat: Eau de Monsieur. Was für ein schöner Name, oder? Mir gefällt das ja auch immer bei Gravel: „A man’s cologne.“ Dem ist einfach nichts mehr hinzuzufügen, oder? Da ihr aber wissen wollt, wie der Monsieur denn nun duftet… „Eine Hommage an die maskuline Eleganz“ soll er sein, eine Art Liebesbrief – und zwar geschrieben mit Folgendem: Kopfnote: Mandarine, Bergamotte, Minze; Herznote: Wacholderbeeren, Geranium, Wermut, Gewürze; Basisnote: Patchouli, Sandelholz.

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eau_de_monsieur Die Kopfnote zwickt – und zwar mich, mitten in die Nase: Herb-prickelnde Bergamotte und frische Pfefferminze, die mich fast niesen lässt. Bald schiebt sich eine saftige Mandarine hinterher, schön greifbar, köstlich und… animiert mich dazu, mir eine aus der Küche zu holen. Passiert selten, kommt aber vor. Eine echte Mandarine weiter ist die Mandarine am Handgelenk noch immer vorhanden, grün-minzig-frisch umrankt. Und Grün geht der Duft dann auch weiter, die schöne Mandarine beibehaltend. Leuchtend Grün und leuchtend Orange begleiten wir den Duft in die gekonnt-gewohnte Basis aus Patchouli und Sandelholz, die so duftet, wie man es erwartet: Erdig, warm, holzig, würzig und von einer feinen Süße.

Ein hübscher Duft, ja. Und falsch macht man damit gewiss nichts – ganz abgesehen davon, dass ich eigentlich ein echter Fan von Mandarinen- und Orangenoten, vor allem in Verbindung mit Pfefferminze bin. Das gibt es nicht so oft. Und es ist eine schöne Kombination. Aber im Falle von Eau de Monsieur eben auch nicht viel mehr. Das sollte den Duft nicht herabqualifizieren – aber unter dem Namen hätte ich mir… irgendwie etwas Bahnbrechenderes vorgestellt. Ich bleibe in dieser Hinsicht bei Carons Anarchiste und Creeds Himalaya, die für mich beide in diese Richtung tendieren – aber wenn die Noten interessieren: Ein Test ist sicherlich nicht verkehrt – obgleich sicherlich der Frühling die bessere Jahreszeit für einen solchen „Frischling“ wäre.

(34/365) Peeling a mandarine

lalique-satine

Laliques Satine lässt mich natürlich gleich an das hier denken:

Nathalie Lorson, die den Duft geschaffen hat, hatte Verführerung im Kopf, na klar – und das ewig lockende, in Seide verpackte Weibliche lässt sich nun einmal olfaktorisch perfekt mit groooßen Blumen darstellen, am besten auf einer cremigen, vielleicht gerne auch vanilligen Basis. So auch hier: Kopfnote: Jasmin, Heliotrop, Gardenie; Herznote: Rosa Pfeffer, Vanille, Tonkabohne; Basisnote: Patchouli, Vetiver, Sandelholz.

Covenant Garden

Neu ist Satine von der Idee her nicht: Lorson hat hier das Rad nicht erfunden, wie man so schön sagt. Macht mir aber in dem Fall auch nichts aus. Satine trumpft weder mit großer Originalität noch mit irgendwelchen Kanten auf, verkörpert dafür aber genau das, was in der Tat viele Frauen gerne an sich riechen mögen, wonach sie gerne duften: Schöne große weiße Blüten, opulent, aber ohne jegliche Abgründe olfaktorisch abgebildet. Dazu Gourmandanklänge dank deliziöser Vanille- und Milchcreme, die auf meiner Haut einen leicht nussigen Charakter an den Tag legt. Darunter eine würzige Wärme, balsamisch die Haut umschmeichelnd und samtig betörend.

Ich glaube, dass sich Satine einige Freundinnen machen wird. Und würde ihn, wenn man auf die Stichworte (Weiß)Blüten – Vanille – Gourmand reagiert, zum Test ans Herz legen 🙂

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Stefanie
    20. Oktober 2013
    Antworten

    The man I love – danach duftet für mich di Orios rauchiges Veilchen. Nicht jedoch nach dem einen, der von Ella Fitzgerald als zukünftige Liebe besungen wird, sondern nach jenem, der längst vertraut ist und bald zurückkommen wird. Als säße man zuhause auf dem Sofa, in eine Decke oder einen Pullover gehüllt, der nach ihm (IHM) riecht. Und als würde man darauf, allein und doch nicht allein, mit einem Glas Champagner anstoßen – das sind für mich die „brausigen Früchte“, ganz eindeutig. Dieses Veilchen wirkt auf mich modern-zeitlos, wie ein nur kurz überraschendes Wiedererkennen, wie eine leichte Sehnsucht, ohne jeden Schmerz. Ich mag Mona di Orios Düfte sehr, wie einige bereits wissen – dieser reiht sich auf seine Weise nahtlos ein.

  2. Avatar-Foto
    Ulrike
    24. Oktober 2013
    Antworten

    Was für ein schöner Kommentar, den ich nur unterschreiben kann.

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