Enrico Buccella…

… hat uns letzte Woche schon auf Trab gehalten mit seinen Neuveröffentlichungen für sein Label Les Voiles Dépliées. Auch für seine anderen Marken war er aktiv: Sigilli darf sich über Khanbaliq (ja, genau so heißt der Duft) freuen, während Cerchi Nell’Acqua gleich zwei Zuwächse verzeichnen dürfen, E Star Five und Armònia. Alle drei heute im kurzen Rundumblick – und los geht’s!

Liu-Kuan-Tao-Jagd

khanbaliq Khanbaliq – das Parfum hat weder aus Mittelerde „rübergemacht“ noch ist es nach einem Ork-Häuptling benannt, nein: Khanbaliq, die Stadt des Khans, ist der frühere Name Pekings, als es noch unter der Herrschaft der Mongolen stand (diese begann, um genau zu sein, im 13. Jahrhundert – Kaiser wurde Kublai Khan, den kennen wir ja schon von einem anderen Duft!) – auch Marco Polo schrieb darüber. Bei Sigilli ist etwas zu lesen von einer exotischen Stadt, die dem Entdecker eine Fülle von Blumen, Früchten, Gewürzen und Kräutern bot, über die er berichten konnte: Pflaumen, Pfingstrosen, Telosma (Chinesisches Veilchen), Bitterorangen und Patchouli, um nur einige jener fremdländischen Kostbarkeiten zu nennen.

Khanbaliq ist, wie einige der letzten Sigillis, ein wirkliches Unikat und dermaßen bildgewaltig, dass mir der Duft schon auf den ersten Schnupperer ein Lächeln ins Gesicht zaubert: Die stürmische Liebesheirat von Serge Lutens und Keiko Mecheri, die sich in ihrer Hochzeitsnacht an Heeleys Esprit du Tigre berauschen. Könnt Ihr mir folgen?

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Hier verschmilzt im Eifer des Gefechts Feuriges mit Fruchtigem, Scharfes mit Süßem, Würziges mit Warmem und Florales mit Weichem – alles zusammen und auf einmal. Zimtgepuderter Ingwer, gepfefferte Bitterorange, mit scharfen Gewürznelken gespickte Pflaume, ein Hauch Pfingstrosenlöschwasser und erdiges Veilchen, auf warmer Ambra gebettet.

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Nichts für jedermann aber sicherlich die Welt für ganz bestimmte Menschen, denn Khanbaliq ist schon sehr besonders!

estarfive E Star Five ist eine Hommage an die Esxence, so Buccella:

„Meine Absicht war es, die ersten fünf Jahre der Messe Esxence mit einer Kreation zu feiern, die nicht zu extrem ist und exzellente Duftrohstoffe aus aller Welt beinhaltet.“

Das ist im und womit huldigt man am besten einer italienischen Messe? Genau – mit einem Hesperidenduft. Der Auftakt gehört ganz unseren Agrumenfreunden: Zitrone, prickelnd und spritzig, fast ein wenig an sommerliche Brause erinnernd. Herb-fruchtig-saftige Bergamotte, Blüten von Hesperidenbäumen und Blattwerk, dunkelgrün schillerndes Blattwerk. Dieses Stillleben sieht sich von Zimt und Gewürznelke gekonnt akzentuiert – feine Süße, verhaltene Schärfe und sachte Wärme, die von Edelhölzern samt Sandelholz später aufgegriffen und ausgebaut wird. Patchouli braucht es natürlich auch, das hervorragend mit dem zimtigen Sandel harmoniert und dessen würzig-warme Süße ausbaut, den später im Duftverlauf balsamischen Charakter von E Star Five unterstreichend. Lavendelkraut balanciert den Duft zusammen mit Vetiver aus, stiftet krautig-grasige und dezent rauchige Facetten, die ein schönes Gegengewicht zu der moosumschlungenen warmen Basis bilden.

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Klassisch ist der Duft – und irgendwie auch wieder nicht. Der Übergang zwischen der Zitrusfrüchtefrische und der balsamisch-orientalischen Basis ist zwar nicht absolut unüblich, gestaltet sich aber hier durchaus gewagt und demnach auch interessant. Und zwar sowohl für Frauen als auch für Männer, meine Lieben!

EvelyndeMorganHarmonia Armònia trägt seinen Namen zu Ehren der gleichnamigen Göttin, auch Harmonia genannt. Diese ist, wie ihr Name schon verrät, die Göttin der Harmonie und der Eintracht. Und das trotz der Eltern – Ares und Aphrodite, der Gott des Krieges und die Göttin der Liebe, der Schönheit, des Begehrens… Allerdings ist natürlich nicht alles in Armònias Biographie eitel Sonnenschein: Der Legende nach bekam sie von ihrem Gatten Kadmos, des Königs von Theben, ein Halsband zur Hochzeit geschenkt, das jedem, der es trug, Schönheit verliehen haben soll. Dieses Halsband hat in der späteren Geschichte wohl nur Unheil angerichtet, da es Zwietracht und Mord nach sich zog – wohl der Gier und der Hinterlist der Menschen geschuldet. Lest ruhig einmal nach, wie sich die Legenden um dieses Schmuckstück ranken.

Armònia soll, genauso wie das Halsband, die „magische Kraft“ besitzen, „Wohlbefinden und Emotionen“ hervorzurufen, für Harmonie und Erleuchtung zu sorgen. Das Ziel sei „physisches, mentales, emotionales und spirituelles inneres Wohlbefinden“ – hört sich gut an, funktioniert aber nur, wenn man sich nicht an den Raffzähnen orientiert, die das sagenumwobene Halsband als Mittel zum Zweck genutzt haben. Aber kehren wir zurück von den Sagen in die Realität und zum Duft.

Armònia ist kein komplexer Duft, muss er aber auch nicht sein. Er brilliert mit einem schönen Gleichgewicht, dass er zwischen zwei gänzlich unterschiedlichen Duftrichtungen zaubert: Einerseits haben wir da die Hesperiden – typisch italienisch, saftig, zitrisch, prickelnd, dynamisch und saftig, Mandarinen, aber vor allem Zitronen und Bergamotte. Und andererseits – ist ein Kracher: Fettes Glattleder, grün-schwarz-funkelnder Koriander, knarzige Hölzer und Ambrawärme, von kakaopudrig-erdigem Patchouli geküsst.

Maskulin – yep, definitiv. Aber sehr wohl auch von der richtigen Frau tragbar. Um Armònia zu mögen, sollte man keine Scheu vor Ambra-Lederchen haben und italienische Düfte im Stile von beispielsweise Mazzolari mögen.

Und, war oder besser ist etwas für Euch dabei?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

15 Kommentare

  1. Barbara
    9. Oktober 2013
    Antworten

    Huch, da kriege ich fast Angst, wenn ich die Beschreibung von Khanbaliq lese. Ich bin jedenfalls jetzt sehr gespannt. Testbericht folgt. Die Abfüllung ist bereits in Bruchsal in Arbeit.

    Die anderen zwei Düfte müssen noch warten. Aber irgendwann müssen sie getestet werden. Ich als Perfektionistin muss ja ALLES genau wissen und getestet haben. Furchtbar… 😉

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Barbara
    12. Oktober 2013
    Antworten

    Erster Testbericht:

    Gestern ist das Pröbchen von Khanbaliq eingetroffen und sofort auf den Papierstreifen damit. Ich habe beim ersten Schnuppern auch gelächelt. Nein, stimmt nicht, ich habe breit gegrinst.

    Kuddelmuddel – Da kommt aber alles auf einmal und sehr viel davon. Nach einem Tag auf dem Papierstreifen hat er sich aber beruhigt. Der Test auf der Haut fehlt noch. Wie er sich wohl anstellt?

    Barbara

  3. Barbara
    12. Oktober 2013
    Antworten

    Entschuldigung, liebe Ulrike, ich habe unbewusst fast einen Satz bei Dir abgekupfert. … alles zusammen und auf einmal… bei mir in leicht abgeänderter Form. Sorry, war nicht meine Absicht.

    Zum Glück habe ich keinen Doktortitel, den man mir wegnehmen kann 😉

    Leicht geknickte Grüsse,

    Barbara

  4. Barbara
    19. Oktober 2013
    Antworten

    Der „Khanbaliq“ hat mich nicht aufgefressen. Ich kann nichts dafür, ich assoziiere diesen Namen immer mit einer Menschengattung, der ich nicht begegnen möchte.

    Leider kenne ich die Serge Lutens-Düfte noch nicht. Betonung auf noch… Und von Keiko Mecheri nur „Sedona Blue“. Deshalb kann ich Dir, liebe Ulrike, noch nicht folgen.

    Aber ich kann mir ungefähr vorstellen, was Du meinst. Khanbaliq legt los… Bitte anschnallen. Nach den ersten Minuten nehme ich vor allem Zimt, sehr viel Zimt wahr. Und der Ausklang finde ich auch sehr schön. Sehr intensiv und langanhaltend. Für mich eindeutig ein Herbst-/Winterduft.

    Ich gebe Dir recht, liebe Ulrike, dieser Duft wird nicht jedermann/frau begeistern. Wer leichtes mag, wird wohl mit diesem Duft nicht glücklich, aber für alle anderen. Testen!

    Den Test bei meinem Mann hat er überstanden. Als wir uns im Einkaufszentrum trafen, hat er nach ca. 30 Sekunden gesagt: „Du riechst wieder gut“. Mehr kann frau nicht verlangen, oder ;-)?

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  5. Margot
    20. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Khanbaliq-Tester,
    ich reihe mich in die Schlage der „Bin sehr angetan“-Tester ein.
    Pflaume, Zimt und all die anderen Zutaten ergeben ein wundervolles Gesamtwerk! Hat mich grenzenlos überzeugt und wird wohl in Kürze bei mir einziehen dürfen. Er darf dann zwischen zwei anderen Pflaume-Zimt-Schwestern stehen, die im Gegensatz zu den Gewürzen von Khanbaliq süße Puderhäubchen tragen und einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. HdP – Moulin Rouge + Nez a Nez – Hiroshima mon amour. Ein direkter Vergleich ist allerdings nicht möglich. Khanbaliq hat definitiv herberes zu bieten als die anderen beiden. Aber Uli + Barbara, ihr habt beide Recht. Nach der ersten stürmischen Umarmung und ungezügelter Leidenschaft wird es sanfter und man kann differenzierter geniessen.

    Schönen Sonntag euch allen!
    LG, Margot

  6. Barbara
    20. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Margot,

    Bin ich froh, dass meine Nase nicht total falsch liegt…

    Im Fach „Dufterfahrung“ bin ich gerade in der Krabbelgruppe angekommen und Du, liebe Margot, bist die Professorin an der Universität.

    Ganz liebe Grüsse,

    Barbara

  7. Ulrike
    24. Oktober 2013
    Antworten

    Houuuuh – „Du riechst wieder gut“… liebe Barbara, nein, mehr kann man(n) eigentlich nicht erwarten, Du hast vollkommen recht 🙂 Ist er denn jetzt was für Dich, eigentlich?

    Dass er Dir, liebe Margot, sehr gtu gefällt – das hatte ich mir schon gedacht 🙂 Und, steht er schon zwischen den anderen Pflaumen?
    By the way, bei mir ist gerade auch eine Pflaume eingezogen – Le Dandy. Immer wieder schön 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  8. Margot
    24. Oktober 2013
    Antworten

    Hahaaaaaa liebe Barbara!
    Ich und Professorin? Nein, nein meine Liebe, wenn Du Dich in der Krabbelgruppe angesiedelt fühlst bin ich allerhöchstens im Kindergarten 🙂
    Vor allem bin ich kein philosophisch angehauchter Mensch und finde nicht die liebreizenden Worte um so wunderbare und intensive Rezenssionen zu schreiben wie ich sie hier oft lese.
    Hier auch meinen besonderen Dank an Winny, deren „Kundenmeinungen“ ich sehr schätze und die mir oft aus der Seele spricht.

    Liebe Uli, leider noch nicht …. ist aber in Tagen abzählbar. Du weißt doch, am Ende vom Geld ist immer noch so viel Monat übrig 😀
    Freue mich für Dich über den Le Dandy …. zu den vielen neuen Dingen die ich gerne hätte, kommen bei mir ebenfalls immer wieder „alte Lieben“ die aufgefrischt gehören.

    Viele Grüße an euch alle,
    Margot

  9. Barbara
    25. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Margot, liebe Uli,

    Ja, die „Kundenmeinungen“ von Winny sind wunderbar. Die muss ich immer mehrmals lesen – so schön.

    „Khanbaliq“ ist für mich – unbedingt. Und da mir Herr Wuchsa heute aus „besonderem“ Anlass ein Gutschein für Euro 10.– geschickt hat, bin ich ihm schon einen Schritt näher.

    Das Phänomen „Ende vom Geld und noch viel Monat“ existiert auch in der Schweiz. Leider! So viele Düfte, die einziehen möchten…

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  10. Margot
    25. Oktober 2013
    Antworten

    Hallo liebe Barbara,

    dann wünsche ich Dir aus ganz besonderem Anlass heute einen wunderbaren Tag und dass all Deine Wünsche (vor allem die Duftigen) in Erfüllung gehen!
    Laß Dich feiern und genieße!

    LG, Margot

  11. Ulrike
    26. Oktober 2013
    Antworten

    Ich weiß, bei mir sind es immer die unmöglichsten Zeiten, aber… so bin ich wenigstens nicht arg zu spät 😉 Ganz viele liebe Grüße und alles alles Gute – ich hoffe, Du hattest/hast (?) einen schönen Tag!

    Herzlichst,

    Deine Uli.

  12. 26. Oktober 2013
    Antworten

    Oha, hier gab es gestern etwas zu feiern! 🙂

    Nun denn, liebe Barbara, da schließe ich mich sehr gerne noch an und wünsche Dir zwar nachträglich, jedoch nicht minder herzlich, alles Liebe und ganz viel Glück, Gesundheit, Zufriedenheit und tolle Duft-Offenbarungen im neuen Lebensjahr! 🙂

    Herzlichst
    Evelyn

    PS: Der Einzu des großen Khans wird auch bei mir erwartet! 🙂

  13. Barbara
    26. Oktober 2013
    Antworten

    Guten Tag Ihr Lieben,

    Ganz, ganz herzlichen Dank für Eure Glückwünsche zum meinem gestrigen „besonderen“ Anlass. Meine neue Schnapszahl „44“ habe ich gestern Abend mit meinen Liebsten gefeiert. Dank meiner jüngeren (sieben Minuten!) Zwillingsschwester können wir immer „doppelt“ feiern.

    Zum Abendessen hat mich übrigens „Orangers en Fleurs“ von Houbigant begleitet. (Die liebe Uli hat mich wieder einmal total neugierig gemacht). Als duftendes Geschenk habe ich von meinem Mann den neuen „Maremma“ von Tiziana Terenzi bekommen. Perfekt für die kommenden Monate. Darüber freue ich mich sehr.

    Nochmals herzlichen Dank an alle und ganz schönes Wochenende.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

    @Uli: Zu dieser „frühen/späten“ Nachtstunde habe ich schon herrlich geschlafen und von neuen Düften geträumt 😉

  14. Ulrike
    28. Oktober 2013
    Antworten

    Doppelt feiern – das ist toll! 🙂

    … uund, magst Du den Houbigantschen Orangenhain?
    Was den Mann und das Geschenk angeht: Respekt! Sehr gut „erzogen“ 😉
    Oder gar vielleicht von Natur aus aufmerksam? Das wünsche ich Dir – und natürlich ganz viel Spaß mit dem Schönen, ok, BEIDEN Schönen 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  15. Barbara
    29. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Uli,

    Meinen Orangenhain-Kommentar findest Du bei Deiner Rezension. Ein bisschen Ordnung muss sein, oder?

    Von Natur aus aufmerksam, frau glaubt es kaum. Ich musste fast 33 Jahre suchen, bis ich diesen Mann gefunden habe. Und dann gibt es auch noch Outlook mit Terminerinnerung für die wichtigen Daten 😉

    Liebe Grüsse zurück,

    Barbara

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