erzählen uns dieser Tage Atelier Cologne, die beiden (fast) gleichnamigen Düfte veröffentlicht haben: Silver Iris und Gold Leather, beide zusammen Auftakt der neuen Collection Métal:
„Following Collection Originale and Collection Matières Absolues, Sylvie Ganter and Christophe Cervasel unveil the Collection Métal. The bottles are covered in genuine precious metals, marking an industry first technology. Real gold and silver give the flasks a new personality.
Silver Iris and Gold Leather are the first two Cologne Absolue in this distinctive collection. Celebrating the lustrous beauty of rare elements and enriched in craftsmanship and character, the Atelier Cologne story continues.“
Rare Ingredienzen – die Rede ist hier nicht ausschließlich von den Inhaltsstoffen der Parfums, sondern natürlich auch von deren Hülle, ihrer Darbietung: Die Flakons sind von hauchfeinem Silber bzw. Gold überzogen. Sieht sehr stylish aus, das gebe ich zu – aber ich benötige als Nicht-Flakonsammler und Nur-auf-den-Inhalt-scharf-Seiende derlei Pompöses nicht, obgleich es das Auge natürlich auch nicht stört 😉
Die Konzentration der Düfte ist, wie man es von der Firma kennt, extrem hoch: 18%. Ähnliche hohe Konzentrationen erreichen oft nicht einmal Eau de Parfums, klassischerweise fällt dieser Anteil schon in den Bereich der Extraits. Das erklärt auch die Sillage der Produkte von Atelier Cologne. Stürzen wir uns gleich auf die neuen zwei Schönheiten und beginnen, na klar, mit der Dame – Silver Iris:
„A woman of such intimidating beauty and sparkling vitality gained the adoration of everyone around her. However, no one knew what she had been through. With her wild spirit, she was tough, stronger than metal, and never looked back. When she met him, for the first time in her life, she could stand still. She may have found the absolu man.“
Silver und Iris passt perfekt zusammen – und den beiden eine kühne, nach außen hin distanzierte, starke und stilvolle Frau an die Seite zu stellen, die, einmal von Leidenschaft gepackt, zu äußerster Hingabe bereit und fähig ist… Gefällt mir, sehr sogar. Und deckt sich mit meinen Vorstellungen zum Thema Iris.
Ein erster Sprüher der Silver Iris überzeugt mich sofort: Diesen Duft werden viele Frauen lieben, absolut zu Recht. Eine ausladende, einhüllende, pudrige, weiche, zarte, cremige, fein-süße, sacht-ledrige Iris, also genau solch eine Interpretation der Blume (oder vielmehr: Wurzel), wie sie die meisten ihrer Fans lieben. Spritzig-herbe Fruchtanklänge von saftigen Mandarinen und schwarzer Johannisbeere im Auftakt balancieren den Duft aus, der in der Basis von Ambra, Tonka und Patchouli dominiert wird. Dieses gerne mal heftige Trio hält sich gesittet und charmant im Hintergrund und untermalt lediglich das Facettenreichtum der Iris. Würzig-warme Anklänge, cremig-vanillige sowie marzipanige Nuancen und erdige Tiefe… Ein femininer Immergeher voller Eleganz und Understatement – was für eine schöne Iris!
Kommen wir nun zum Mann, Gold Fing… äh Leather genannt 😉
„A man of such great power and charisma could have anything he asked. Despite it all, he could not have the only thing he really wanted. For the first time in his life, he had found the absolue woman and he was a better man for it. He would not let her go. Anything but that. He would trade all the gold in the world to be with her.“
Ein Mann, der alles haben kann – und nur SIE will… Pretty Woman lässt grüßen. Der erste Test… endet feucht-fröhlich: Ich denke an meine letzten Erfahrungen mit altem, kostbarem Rum. Ach Du meine Güte, anschnallen meine Lieben, Gold Leather hat es wirklich in sich! Die ersten drei Minuten denke ich noch, würde ich so in meinem Auto sitzen und in eine Polizeikontrolle kommen – man würde mich vermutlich mit zum Bluttest nehmen… Dermaßen deutlich zeigen sich die Rumnoten hier, im Vergleich dazu ist Lubins Idole ein echter Waisenknabe. Mit dem hat Gold Leather aber in der Tat was gemein, und wenn wir schon gerade bei Vergleichen sind: Denkt an den pflaumengetränkten Dandy von Parfums d’Orsay – bei Gold Leather sind es auch die opulenten, trunkenen Pflaumen, in dem Falle rumgetränkt, die hervorragend mit dem dichten Oud korrespondieren. Erinnert wiederum an Midnight Oud, jenes trunken-fruchtige Oudlederchen. Auch bei Gold Leather sind es Glattledernoten, schwer, glänzend, dick, die sich aus dem Unterholz aufmachen, den Duft zu erobern, was ihnen perfekt gelingt. Dazu noch eine große Prise Safran und betörende Davana, fertig ist der Verführer!
Gold Leather ist wirklich ein Kracher und hat mit einem „klassischen Cologne“ so gar nichts gemein. Er erinnert mich in seinem ganzen Duftverlauf an viele von mir geliebte Düfte und brilliert mit der herausragend schönen Kombination von Rum, Pflaume, Leder und Oud – was will man(n) mehr?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
„…solch eine Interpretation der Blume, (…) wie sie die meisten ihrer Fans lieben“ – oh ja, auf mich trifft das voll zu! Obwohl es – wie so oft bei mir – eine Liebe im zweiten Anlauf war…
Schuld an allem war der Name, der mich nämlich erst einmal auf die völlig falsche Fährte brachte. Für mein inneres Auge war Silver Iris ganz selbstverständlich ein „grauer“ Duft – so grau wie mein erdig-wurzeliger Herbstliebling Iris Silver Mist, oder zumindest so wie Iris Nazarena. Der fruchtige Auftakt hat mich zunächst sehr enttäuscht – und dann noch die Tonkabohne in der Basis :(. Ein Gourmandduft? Oh nein, danke, nicht für mich. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass Silver Iris eine etwas anspruchsvollere Interpretation des aus La vie est belle bekannten Pralinen-Themas sei 🙁
Doch dann hat die schöne Iris doch mein Herz erobert. Ich schaffte es, mich von meinen Erwartungen loszulösen und den Duft nochmal ganz neutral zu betrachten. Und wir haben doch noch zueinander gefunden.
Nun, es ist eben kein kühl-silbriger Nebelschleier, der mir hier begegnet, sondern eher die silbrig funkelnden Lichtreflektionen eines auf dem Wasser tanzenden Sonnenstrahls. Ja, für mich ist SI eindeutig eine glitzernde, strahlende Iris. Einfach ideal für sonnige Herbsttage, aber auch toll in der grauen Zeit, wenn man die in der Flasche eingefangene Sonne genießen möchte. Und trotz der gourmandigen Anklänge doch nicht zu süß. Ein „comfort scent“ eben.
Ja, ein „comfort scent“ – das trifft es ziemlich gut. Und Du hast vollkommen recht, liebe Dorothea: Das Silber führt einen gerne auf eine falsche Fährte.