Monothematisch…

tuberosa geht es heute mit Enrico Buccellas weiter: Tuberosa und Vanilla heißen die zwei (von vier) neuen Düfte, die er für seine Marke Les Voiles Dépliées geschaffen hat. Den einen oder anderen höre ich schon ächzen: Monothematisches, schon wieder, muss das? Das ist vermutlich eine prinzipielle Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt… Allerdings finde ich, so lange dabei immer noch Innovatives herauskommt, dürfen die Herren und Damen Parfumeure damit gerne weitermachen.

Tuberosa, Buccellas Tuberosenhommage, ist wohl, wie die Ingredienzen erwarten lassen, eine warm-würzige Interpretation: Kopfnote: Orange, Neroli; Herznote: Tuberose; Basisnote: Ambra, Patchouli.

Tuberose

Von einer „großen Strahlkraft“ ist die Rede – und ja, die hat Tuberosa. Der Duft ist nicht eigentlich monothematisch, auch wenn der Name das vermuten lässt, vielmehr haben wir es mit einem Duett zu tun, einem Duett aus Tuberose und Orangenblüten. Weißblüher satt, fruchtig, saftig, orangig, nektarsüß, betörend, ein wenig indolisch und, typisch Tuberose, mit latenten Pilzanklängen behaftet. Die Basis allerdings ist untypisch für einen Tuberosenduft – ähnliches kennen wir eher von Orangenblüten oder Nerolidüften, reinen: Ambra und Patchouli wärmen hier, und zwar harzig, würzig, samtig-pudrig und mit einigen Honigakzenten. Wohlig auf der Haut und weiblich in der Ausstrahlung – Tuberosa wird Freunde von opulenten Blüten begeistern, bedarf allerdings einer Neigung für Weißblüher. Ein Anfängerweißblüherchen ist es eher weniger 😉 Und ob er nun für Männer geeignet ist… nun – ich kann mir bei seiner Würze schon vorstellen, dass er an dem passenden Mann sexy sein kann. Allerdings muss dieser dann auch Blüten ((v)er)tragen können!

Fresh flowers from Drumm Farms
April 7/2010 Ice cream homage

Vanilla macht es allen einfacher: Eine unkomplizierte, aber dennoch sehr schöne Vanilleinterpretation, die sogar mein Herz entflammt, obgleich Vanille und ich nicht die allerdicksten Freunde sind. Zitrische Noten, Vanille und Rum sind enthalten, und, wie ich finde, maritime Noten: Salz, eine lichte Brise, die den Duft des Sandes und der Gischt in sich trägt. Zitrussprenkler, ich meine auch Mandarine zu erkennen, seidig-cremige, milchige Vanille von Softeis-Charakter und ein Schlückchen würzig-warmer Rum, der warm und süß die Kehle herabrinnt… Ein bisschen fühle ich mich an Micallef erinnert – Vanilla ähnelt ein bisschen ihrer Vanille-Kollektion sowie Note Poudrée, der Rumvanille, der herrlichen. Allerdings ist Vanilla sanfter, zarter, dahingehauchter – wie ein Aquarell. Und dabei so wunderbar hautnah, skinnig, umhüllend.

That Hot Summer Heat

Und, ist bei den neuen Düften von Les Voiles Dépliées etwas dabei, das Euch neugierig gemacht hat?

Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,

Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Barbara
    5. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    Ein Anfängerweißblüherchen ist es eher weniger ;). Bei diesem Satz bin ich gestern morgen leicht zusammengezuckt. Da war doch noch was… Das Pröbchen von Sensual Tuberose rausgesucht und getestet. Also, ich habe nicht gerade vor Glück geschrien, aber das Handgelenk musste nicht mit Stahlwatte geschrubbt werden. Er durfte mich sogar den ganzen Tag begleiten. Liebe auf den ersten Riecher ist es nicht, aber einer weiteren Testreihe mit den bereits ans Herz gelegten Düften wie Nuit de Tubéreuse oder Gardénia Pétale bin ich nicht abgeneigt.

    Les Voiles Dépliées: Ob etwas dabei ist, das mich neugierig gemacht hat? Bis auf die Tuberosa muss ich sie ALLE testen. Und durch Deine Artikel bin natürlich auf die „alten“ Düfte gestossen. Des Salins, Bayadère, Eau Saharienne… Aber ein Duft von Enrico Buccella ist bereits unterwegs. Khanbaliq – Pfingstrose in der Herz- und Basisnote. Da musste ich sofort eine Abfüllung bestellen.

    Und diese Woche habe ich auch noch „Geste“ getestet. Die Folge? Das Veilchen geht mir nicht mehr aus dem Kopf und die anderen noch zu testenden Düfte von Humiecki & Graef auch nicht. Scheibenkleister!

    Schönes Wochenende und liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Simone
    8. Oktober 2013
    Antworten

    Mir ist Enrico Buccella vor allem durch „Eau Saharienne“ aufgefallen und ich bin neugierig geworden. „Khanbaliq“ gefällt mir ausgesprochen gut, „Bayan Mulak“ und „Electra“ sind echte Erlebnisse und absolut empfehlenswert. Leider kam mir auch „Armònia“ unter die Finger (der erinnert mich irgendwie recht lange an „Jicky“ von guerlain“)

  3. Barbara
    9. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Simone,

    Danke für Deine Tipps. Sind schon auf meiner Testliste notiert.

    Schön, dass Ulrike gerade heute noch drei weitere Buccella-Düfte unter die Lupe nimmt. Extra für uns… 😉

    Ich merke, ich bin wirklich noch eine Anfängerin. Bin schon mehrmals über „Jicky“ gestolpert, aber keine Ahnung wie er riecht. Die Guerlain-Düfte sind bis jetzt an mir vorüber gezogen. Ich habe noch viel „Arbeit“ vor mir. Wie schön!

    Und? Durfte der „Armonia“ schon bei Dir einziehen?

    Liebe Grüsse,

    Barbara

    PS. Teste gerade „Ophelia“ von Heeley. Der könnte mir gefährlich werden, obschon Tuberose enthalten ist.

  4. Ulrike
    24. Oktober 2013
    Antworten

    … aaah, nicht doch: Jetzt drängt sich mir Bayan Mulak wieder gedanklich auf – der ist toll. Und soo eigen. Mmmhh.

    Jicky im übrigen sollte man wirklich mal testen. Wenn man schon Oldies testet, finde ICH, muss man sich Guerlain und Caron ansehen. Und Houbigants Quelques Fleurs.

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