Les Voiles Dépliées…

… bescherten uns soeben gleich ein ganzes Quartett an Neulancierungen, und zwar Agrakal, Flowers&Things, Vanilla und Tuberosa. Fleißig war er, der Herr Buccella, der außerdem auch noch einiges Neues für Cerchi Nell’Acqua als auch Sigili kreiert hat, seine anderen beiden Marken. Diesen wenden wir uns natürlich ebenso zu, allerdings… Gemach, gemach, das dauert noch ein paar Tage 😉 Heute beginnen wir zuerst einmal mit Agrakal und den Blüten.

Agrakal, der Name des ersten Duftes steht für das Volk der Berber für „das Meer in der Mitte“, das Mittelmeer. Agrakal ist demnach ein olfaktorischer „Rundumschlag“, möchte der Duft doch all die Noten einfangen, die die Länder prägen, die an das Mittelmeer angrenzen. Ein Blick auf die Ingredienzen bestätigt meine (und vermutlich auch Eure?) Vermutungen sofort: Hesperiden, Kraut und Kräuter satt – Kopfnote: Orange, Zitrone; Herznote: Lavendel, Rosmarin, Neroli, Minze; Basisnote: Patchouli, Moschus, Zedernholz.

Villa del Cigliano

Einmal eingetaucht… merkt man sofort, dass man es hier mit einem Duft nach dem Strickmuster eines klassischen Colognes zu tun hat: Spritzig-herb-bitzelnde Zitrone beißt mich in mein Näschen, kitzelt und prickelt, begleitet von einer perfekten Hohes-C-Orange voller Saft. Ein paar Kräuterchen ducken sich hindurch, von denen vor allem ernst-würziger Lavendel, kühlende Minze und charakteristischer Rosmarin hervorstechen, die vor meinem inneren Auge einen mediterranen Garten direkt vor dem Küchenfenster zur Morgenzeit entstehen lassen. Von fern weht der Wind maritime Anklänge herüber und kündet von nahegelegenen Hesperidengärten in voller Blüte. Und die Basis, ja, die Basis vermittelt hier einen sehr persönlichen Eindruck: Der Rest des Duftes und dessen Verlaufs kündet meiner Meinung nach von der unmittelbaren Umgebung, kreiert deren Impression. Die Basis dahingegen ist skinniger, hautnaher intimer: Sie hinterlässt mich frisch geduscht, gut eingecremt und in einen Bademantel gehüllt in der Kühle der Morgenröte, jener angenehm einsamen Stille, die einen neuen Tag begrüßt.

Ibiza Villa Pool

Ein erfrischender, dynamischer und natürlicher Duft, der sowohl für Frauen als auch Männer ein toller Begleiter ist – allerdings, wie ich finde, eher in den wärmeren Monaten. Das Lancierungsdatum ist irgendwie ungeschickt, eine Testempfehlung oder zumindest -notiz mag ich aber trotzdem geben.

Flowers&Things, unser zweiter Kandidat, passt besser in die kommende Jahreszeit und erinnert mich anfänglich ganz fatal an einen Mainstreamerliebling von mir, den ich über Jahre hinweg vergöttert habe: Cašmir von Chopard. Je länger ich Flowers&Things beobachte, desto mehr verliert sich diese frappierende Ähnlichkeit, allerdings ist sie in Spuren auch später noch vorhanden. Flowers&Things ist – weniger süß, krautiger und würziger, nichtsdestotrotz aber ein vanilledominierter Orientale mit floralen Noten (ein Florientale wäre, wie ich finde, zu weit gegriffen).

Exkurs: Was für Mainstreamer habt Ihr damals geliebt, welche Düfte haben Euch über Jahre begleitet und bekleidet? Bei mir waren es, neben dem bereits genannten, vor allem Boudoir von Westwood, Hypnotic Poison von Dior und Aromatics Elixier von Clinique.

tongue by afornick

flowersthings Aber schauen wir uns zuerst einmal die Ingredienzen von Flowers&Things an: Kopfnote: Orange, Zitrone; Herznote: Lavendel, Rosmarin, Neroli, Minze; Basisnote: Patchouli, Moschus, Zedernholz.

Der Auftakt ist, wie schon erwähnt, für mich Cašmir in Reinform: Pudrigste Vanille, heftiger schwerer Orientaleneinschlag von üppiger Süße… nach einer Weile lichtet sich dann das Geschehen und offenbart krautigen Lavendel, scharf-würzig-süße Gewürznelken und fruchtige Rosenfrische, die miteinander im Vanillemilchbad versinken dürfen. Ylang beschert tropisch-fruchtig-florale Exotennuancen, die sirenengleich locken und einem das Bad wie die Erlösung überhaupt anpreisen. Und, ich muss schon sagen – wer auf derlei Düfte steht der wird dieser Verlockung wohl erliegen… müssen! 😉

Ich persönlich schätze den Duft, mir ist er aber für mich zu pudrig-vanillig und zu feminin. Wer das allerdings zu schätzen weiß, sollte sich vom nichtssagenden und lieblos ausgewählten Namen nicht abschrecken lassen.

Übermorgen geht es weiter mit den restlichen zwei Düften von Les Voiles Dépliées – bis dahin alles Liebe,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Barbara
    2. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    Zum Thema Mainstreamer: Hallo, Zeitreise. Fühle mich fast 20 – 25 Jahre jünger…

    Ispahan – Yves Rocher: mein erstes Parfum
    Cašmir, das war mein Rollkragenpullover-Duft.
    Joop! Le Bain
    Aromatics Elixir – war auch im Sortiment. Geht heute für mich gar nicht mehr. Aber dieser Duft hat einen unglaublichen Wiedererkennungswert.
    Narcisse von Chloé – (Frau P., Sie riechen wie eine Blume…)
    Wings von Giorgio of Beverly Hills – (Frau P., Sie riechen so gut. Wie heisst dieser Duft?) Von Wings habe ich damals die Restbestände einer Parfumkette in der ganzen Schweiz aufgekauft.

    Übermorgen? Ach, in Deutschland ist morgen Feiertag! Na dann, viel Vergnügen und geniesse den Tag.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Margot
    2. Oktober 2013
    Antworten

    Hallo Uli,

    ja, ja, die Zeit vor ALzD 🙂

    Aromatics Elixier gab’s bei mir ebenfalls und ist heute als Mini-Sprüher noch vorhanden.
    Rive Gauche – Guerlain
    Lancaster
    Worth – Je reviens (so zwischen Teenie und Twen)
    Ganz lang war Jil Sander’s Bath & Beauty mein Begleiter. Der Reformulierung fehlt irgendwie etwas.
    Das erste von Fendi war ebenfalls eine ganz große Liebe
    und Chanel No. 19

    So, geniesse den Feiertag und VG,
    Margot

  3. Jutta L.
    2. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Uli,

    bei mir waren es Fendi Donna, Obsession, Coco, Paloma Picasso, KL, Egoiste, später Christalle, und in den 90ern bin ich dann in Richtung Nische gewandert, angefangen mit Sacrebleu und Parfum de Rosine.
    Die Vanilligen a la Casmir waren nie so meins, erst später (Vanille Tonka und Vanille Exquise z.B.).
    Aber zurück zu Les Voiles Dépliées, ich liebe den Puderduft Potiche sehr und bin jetzt natürlich auf die Tuberose gespannt!

    Lieben Gruss
    Jutta L.

  4. Dorothea
    2. Oktober 2013
    Antworten

    Ach ja, die Jugendsünden 😉
    Also bei mir waren es der bereits erwähnte Aromatics Elixir, Montana Parfum de Peau, Aramis Tuscany per Donna, Calvin Klein Eternity sowie Contradition, Chloe Eau de Narcisse, Issey Miyake Eau d’Issey, Ralph Lauren Romance und Givenchy Ysatis und Amarige.
    Angel durfte auch für ein paar Tage bei mir einziehen, wurde allrdings wegen heftiger Kopfschmerzen flugs weiterverschenkt.

    Und dann, 1999, erschien Hiris und eine lange Zeit der Duftmonogamie begann… bis ich eines Tages eine Rezension von Iris Silver Mist las und der Bestellfinger zum ersten Mal zuckte. Wie heißt das noch so schön – falling down the rabbit hole 🙂

  5. Birgit
    2. Oktober 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    wenn Du schreibst, dass Dir ein Duft zu pudrig-vanillig ist, dann werde ich sofort hellhörig. Der ist dann nämlich genau „mein Ding“!! Der Vanilla ist natürlich mein großer Favorit.

    Casmir, Hypnotic Poison, Amarige, Joop! Le Bain und den gelben Giorgio Beverly Hills-Duft habe und benutze ich immer noch. Die großen Klassiker – Poison, Shalimar, Chanel Nr. 5, Opium – dagegen waren und sind nicht für mich bestimmt.(Muss man sich als Parfumliebhaber deswegen schämen??)Und geliebt habe ich auch den Magie Noire. Ich würde ihn wohl immer noch benutzen,aber er ist – zumindest für meine Nase und Erinnerung – nur noch ein müder Abklatsch vom Original.

    LG

    Birgit

  6. Barbara
    3. Oktober 2013
    Antworten

    @Birgit: Ich schäme mich mit Dir 😉
    Chanel No. 5 – Auch nicht DER Duft für mich.
    Shalimar – noch nie gerochen. Grosses Schämen.
    Poison – einen Tag in der Berufsschule getragen. Die Klassenkameradin im Bank hinter mir: „Was stinkt den hier so?“
    Opium – das Lieblingsparfum meiner älteren Schwester…! Und sie verbraucht viel davon. Deshalb Überdosis von diesem Duft.

    @Dorothea: Die Calvin Klein-Düfte! Völlig vergessen. Yes, Contradiction und Truth. Zusammen mit den Calvin Klein-Jeans. Musste mein letztes Exemplar nach 15 Jahren letzte Woche entsorgen *schneuz*

    @Ulrike: Du schaffst es immer wieder, meine Aufmerksamkeit auf Marken zu lenken, die noch überhaupt nicht auf meinem Radar waren. So wird das nie was mit dem Abbau der Wunschliste. Was wir ja gar nicht wollen, oder? 😉

    Schönen Feiertag Euch allen

    Barbara

  7. Ulrike
    24. Oktober 2013
    Antworten

    Danke für die Einblicke Ihr Lieben!

    Und witzig – es sind doch schon immer wieder ähnliche Düfte bzw. Überschneidungen gegeben, was die Welt der Mainstreamer und unsere alten Lieblinge angeht 🙂

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