hätte ich es, Euch die restlichen Sterne aus der Les Étoiles-Kollektion von Rancé 1795 vorzustellen. Das war natürlich nicht meine Absicht und liegt allenfalls an der Flut der neuen Düfte, die bei uns dieser Tage im Shop eintrudeln – denn, wie schon erwähnt in den letzten zwei Artikeln: Mir persönlich gefallen diese Damendüfte überaus gut.
Avant le Jour, übersetzt soviel wie „vor dem Tag“ läutet also dem Namen nach den Tag ein – und dem geht gemäß dem Textchen zum Duft natürlich auch eine besondere Nacht voraus:
„Die belebenden Kopfnoten von ägyptischer Minze und Veilchen-Absolue werden von intensiven und betörenden orientalischen Duftnoten hervorgehoben. Eine fröhliche Granatapfelnote verleiht den sinnlich kraftvollen Noten von Jasmin, Guajakholz und Iris-Concrete einen prickelnden Hauch. Würzig-warme Bourbon-Vanille und Weihrauch aus dem Jemen schaffen eine pulsierende und aufregende Atmosphäre, was dem Moschus und den Hölzern Fülle und Lebendigkeit schenkt. Der Duft regt zu absoluter Liebe von Körper und Seele und bezaubernder, fesselnder Leidenschaft an.
Die Edelsteine nehmen die Farbe der Morgenröte an, wenn die Nacht noch nicht ganz gewichen ist und sich Liebende nach zärtlicher Umarmung und langen Stunden der gegenseitig zugeflüsterten Liebesschwüre ausruhen und einander ihre Herzensgeheimnisse offenbaren. Bei Sonnenaufgang färbt sich der Himmel im Osten rosa, die Farbe der vollkommenen Liebe und Leidenschaft verblasst und die Helligkeit setzt ein. Das Parfum wird von Liebe inspiriert, deren Süße und Kraft es zum Ausdruck bringt.“
Uiuiui – hier ist aber viel los mit Passion(en) 😉 Aber man hat das Thema außerordentlich gut umgesetzt, wie ich finde: Avant le Jour ist ambivalent, und das auf eine außerordentlich schöne Art und Weise. Diese beschriebene Nacht hitzig zu nennen fällt nicht schwer, würde ich sagen – und Avant le Jour kündet von deren Emotionen, von der Intensität vieler Augenblicke, die, kaum gelebt, jetzt schon Vergangenheit sind.
Es ist die Wärme der Basis, die emporströmt, sich den Weg bahnt und den Duft innerlich leuchten lässt: Sanfte Harzwärme, zarter Rauch, feinste Hölzer und Vanillemilch, die dazu einlädt, darin zu baden. Iris pudert samten, von Veilchen unterstützt, das dem Ganzen noch erdige Anklänge verleiht. Mittendrin rankt ein Weißblüher, Jasmin, ein cremiger Vertreter seiner Gattung ohne jegliche indolische Anleihen, der in der Kopfnote Frische erfährt durch saftige Mandarine und mentholische Minze.
Ich mag dieses Spiel, dieses Oszillierende zwischen dem sehr modernen und kühlen Hesperidenauftakt und der fast schon florientalisch anmutenden Wärme der Basis. Ihr auch?
Einen guten Start in die Woche und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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