lassen wir uns heute verführen: Unseren zweiten Tag mit dem noch jungen Label Oliver & Co. des Spaniers Oliver Valverde verbringen wir mit Vetiverus und La Colonia.
Der Name Vetiverus kommt von, man ahnt es vielleicht schon, Vetiver und Osmanthus, den beiden Protagonisten des Duftes:
„VETIVERUS’ formula was bred from the collision of two prime materials who are very different in each of their own nature: the Osmanthus flower and the Vetiver root. With its unmistakable dry and woody notes, Vetiver is one of the most common ingredients in classic and modern perfumery, while the rare Osmanthus flower absolute is reserved for the most high end perfumes in the world. This flower has particularly unique combination of apricot fruit and floral notes yet milky and leathery at the same time. With VETIVERUS, vetiver takes on a new identity, less woody and obvious, acquiring an obscure, sophisticated and erotic voluptuousness. Oliver & Co. has chosen to define their fragrances with sensations, since their creation begins with intuition, chance and experimentation, and not of a literal narrative.“
Und ein paar Schlagworte als Etikett(en) gibt es auch gleich mit dazu: „WARM – INTIME – DARK – AUTUMNAL – VELVETY – DEEP – EROTIC“ – das passt nun wirklich allzu gut zu meiner momentanen Stimmung und der Lust, mich einzuigeln bei Aschenbecherschmuddelhimmel samt nasser, in die Knochen kriechender Kälte.
Allerdings muss zumindest für die ganz große Wärme ein Tee sorgen – oder besser: Ein Whisky, ein ordentlicher Rum? Ja, die Richtung ist gut – denn Vetiverus ist nicht der Duft für das stille Kämmerlein, er braucht eine Bühne: Die hier dargebotene Amour Fou von Vetiver und Osmanthus ist waffenscheinpflichtig, würde ich sagen. Vetiverus ist – extravagant und präsent, eigen-artig und selbstbewusst. Und dennoch auf gewisse Art und Weise – elegant. Und weder vordergründig noch aufmerksamkeitsheischend. Der Vetiver zeigt sich hier von einer samtig-salzigen Seite, zart und gleichermaßen verrucht vor sich hinrauchend, was durch Harze noch kräftig untermalt wird, die darüber hinaus unser Duo wärmend umgarnen. Eine gewissen pfeffrige Schärfe akzentuiert, wie bald zu erkennen von Gewürznelken stammend. Jene entwickeln sich hier allerdings nicht damenhaft oder gar alt, sondern verschmelzen mit dem Puderwildleder des Pfirsichosmanthus, der sich nicht nur von seiner charakteristischsten, sondern auch von seiner besten Seite zeigt.
Ein innovativer und charakteristischer Duft, der in der Tat verführen kann – wenn er von einer starken eigenwilligen Frau getragen wird. Oder auch von dem richtigen Mann, der allerdings… schon besonders sein muss.
Eine entfernte Ähnlichkeit ist mir in den Sinn gekommen – und zwar zu Frankfurt Kitchen von Social Creatures. Kennt den noch wer? Schade eigentlich, dass die Kollektion, die kleine feine, so in der Versenkung verschwunden ist…
La Colonia ist Duft No. 2, und Valverde warnt dezidiert vor vorschnellen Schlussfolgerungen oder gar Urteilen:
„Don’t let this classic name fool you. This is not your grandfather’s cologne. LA COLONIA is an experiment based on all that’s volatile, yet at the same time, ultralight. A fresh, green scent for today’s modern times. LA COLONIA blends unusual elements such as ozone, dill and green pepper with ingredients found in classic colognes, including cedar, bergamot, citrus and jasmine. Oliver & Co. has chosen to define their fragrances with sensations, since their creation begins with intuition, chance and experimentation, and not of a literal narrative.“
Als „REFRESHING – CITRUSY – STRIKING – HERBAL – GREEN – TRANSPARENT – UNSETTLING“ bezeichnet er La Colonia des weiteren… und ich kann mich nur anschließen. Einmal gesprüht, einmal geschnuppert… Hell, zitronig, etwas holzig, sauber… Aha, Zeder… Ich denke an Kurkdjians Acqua Universalis, warte auf das Maiglöckchen, dass die frische Sauberkeit aufgreift und forciert… und stutze: Dill. Ja, es ist wirklich Dill. Begleitet von in Wolken gehüllte Pfeffrigkeit, die den Gegenpol zu einer süß-synthetischen, sauberen Frische bildet. Zwei, drei Regentropfen kullern von irgendwoher – oder ist es Tau, der langsam in der die Wolken durchbrechenden Sonne trocknet, auf zarten weißen Blüten? Gras oder gesalzener Schnee? Humiecki & Graef meets Comme des Garçons? Auf einmal nehme ich Paprika wahr. Paprika, ziemlich genau, und zwar grünen und gelben, der vor den aromatischen und latent hellgrünen Facetten des Duftes tanzt. Lange bleibt er nicht alleine, mit jedem Schnuppern entdecke ich mehr – und auf einmal auch… Petersilie? Zitronenmelisse? Oder ist es lediglich normale Melisse, denn die Hesperiden wabern glitzernd durch den gesamten Duft…
La Colonia ist ultramodern, aber dennoch (oder auch gerade deswegen) tragbar. Ein echter Charakter und voller Innovation, allerdings trotzdem (oder ebenfalls gerade deswegen) ein authentisches Cologne. Klassisch – nein, nicht wirklich. Und vielleicht – gerade deswegen 😉
Testen!
Viele liebe Grüße und bis morgen,
Eure Ulrike.
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