… ist der zweite Duft aus dem Hause Jovoy, dem wir uns dieser Tage widmen. Bereits der Name kündet von der Inspirationsquelle, so schrieb ich bereits vor einiger Zeit:
„Les Jeux sont fait – der Begriff kommt natürlich aus der Welt des Casinos: Das Spiel ist gemacht, das Spiel ist aus, Roulette würde mir da als erstes einfallen… Verboten hört sich alles an, was in den Duft gewandert ist – und deshalb umso verlockender: Tabak, Gin, Cognac und Rum. Die Zeit der Prohibition schießt einem in den Kopf und ich muss sofort wieder an die tolle US-Serie „Boardwalk Empire“ denken, deren männliche Figuren diesen Duft wohl sehr gut tragen könnten. Hénin hat bei diesem Duft aber an seinen Vater gedacht und an dessen Lieblingsfilm „Les Tontons Flingueurs“ aus dem Jahre 1963, der erst späte Beachtung erfuhr und heute als Klassiker des französischen Kinos gilt: Naudin, ehemaliger Gangster, geht mittlerweile der betuchlichen Tätigkeit eines Landmaschinenverkäufers nach – bis zu dem Tage, an dem er ans Totenbett seines Jugendfreundes gerufen wird, dessen Verbrechersyndikat er übernehmen soll samt der Aufgabe, sich um das verwöhnte Töchterlein zu kümmern… Hier eine der populärsten Szenen des Films, eine eigentlich völlig sinnlose, die nur auf Beharren von dem Produzenten in der Endfassung blieb, der diese als Hommage an den Film-Noir-Klassiker Key Largo (Bogart & Bacall!) beibehalten wollte:“
Natürlich könnte man bei dem Namen auch an Sartres gleichnamiges Stück denken – diese Assoziation passt aber so gar nicht, insofern bleiben wir lieber bei unseren jetzigen Bildern.
Les Jeux sont fait ist eine Ode an die französischen Filmikonen der 60er Jahre. Die 60er, eine Zeit, wie man bei Jovoy lesen kann, in der Raufbolde noch als ideale Schwiegersöhne galten. François Hénin ehrt mit seinem Duft die Ikonen des Kinos, Charaktere, die eine ganze Ära prägten und deren Glanz noch heute erstrahlt.
„Les Jeux sont fait ist ein Parfum, das mein Vater getragen hätte oder andere Männer der gleichen Generation. Diese Männer haben den Krieg und die Besetzung überlebt. Die Menschen waren arm und Kriminelle machten ihr Geld mit Prostitution, Casinos, Rennen und Erpressung. Um diese Epoche besser verstehen zu können, empfehle ich den Film ‚Les Tontons Flingueurs‘. Der Duft ist von dieser Zeit inspiriert, als Parfums für Männer eher unpopulär und eigentlich nicht existent waren.“
Nun denn, den Hintergrund kennen wir ja jetzt, wagen wir uns an Hénins duftende Huldigung seines Vaters: Yes, Yes, fährt es mir sofort durch den Kopf – Jovoy enttäuschen mich nicht. Deren Kollektion hat es mich ja gelehrt, dass man hier im Hause nicht vor kräftigen und überaus charakteristisch-kantigen Duftakkorden zurückschreckt. Krautig-würzig und dunkelgrün empfängt mich der Duft, und zwar ganz entschieden. Bitter, herb, erdig und nach Kräutern duftet es, das Grün, dass sich in allen möglichen gedeckteren Tönen manifestiert. Schon bald jedoch lugt hinter diesem etwas anderes hervor: Eine Trockenheit greift um sich, von leisem Rauch begleitet, der eine feine Süße innewohnt. Tabakrauch, feiner, warmer, deliziöser, hüllt mich in transparenten Nebel… durch den ich sehr deutlich den Ruf von einem guten Rum vernehme. Hier beginnt er, jener Eindruck, der wie ein Einblick ins Herrenzimmer wirkt: Edelalkoholika stehen auf dem Tisch – erlesener Gin, pur bitte, vielleicht mit einer Scheibe Gurke, je nachdem. Und Rum, gut gereifter älterer, einer, der seine erhabene Süße aus Fruchtnoten zieht, die in diesem Duft durch Trockenfrüchte imitiert werden.
Haach, in diesem Zimmerchen lässt es sich leben: Ich habe mich bis in die Basis des Duftes hier schon quasi häuslich eingerichtet, wohl eingerahmt von einer harzig-holzigen Wärme, die sich vanillegeküsst zeigt.
Les Jeux sont fait ist alles andere als ein Altherrenduft. Es ist ein markanter maskuliner Duft, Selbstbewusstsein und Präsenz ausstrahlt – und auch der einen oder anderen Dame sehr gut zu Gesicht stehen wird.
Chapeau Monsieur Hénin, sehr gut gelungen!
Viele liebe Grüße und bis morgen,
Eure Ulrike.
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