Paradis Perdu…

John Milton.

… gefällt mir natürlich außerordentlich als Name für einen Duft: Das verlorene Paradies, der Name von Frapins neuem Duft – welch ein inhaltsträchtiger Name… Zurückzuführen ist dieser Begriff auf John Milton, der im Jahre 1667 sein Lebenswerk, das Versepos Paradise Lost veröffentlichte, zwei Jahre nach seiner Vollendung. Milton war Staatsdiener, Dichter und Denker und zu der damaligen Zeit bereits weltberühmt, da er sich mit seinen Schriften sowohl politisch, theologisch/christlich als auch pädagogisch engagierte. Paradise Lost ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein episches Gedicht, das den ewigen Kampf zwischen Gott und dem Teufel, Satan, seinem gefallenen Engel, zwischen dem Himmel und der Hölle zum Thema hat. An diesem Werk lassen sich die Einstellung, die moralischen Überzeugungen des frühen Aufklärers Milton ablesen. Hier könnt Ihr online lesen.

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Paradise Lost war und ist von großem Einfluss in der Literatur und der Kunst, nicht nur im angelsächsischen Raum. Sicherlich fällt vielen die gleichnamige Band ein, die Mitte/Ende der 90er für Furore sorgte im Bereich des Gothic Metal. Und wenn wir schon bei Musik gelandet sind: Nick Cave griff Milton auf genauso wie Glenn Danzig und, in dieser Listung etwas fehl am Platze, Haydn und Penderecki. Schriftsteller könnte man auch genügend in den Raum werfen, Blake sei hier auf jeden Fall genannt, und Filme gibt es ebenfalls zuhauf, Sieben, The Crow, Im Auftrag des Teufels und viele mehr…

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Paradis Perdu aus dem Hause Frapin feiert nun das Familienerbe des Hauses, wie uns der von Harmen dankenswerter Weise überarbeite Pressetext verrät:

„Es ist 1889. Die Zeit schien stillzustehen im Glaspalast der Pariser Weltausstellung. Die Pavillons enthüllten ihren Unterbau aus Eisen und feierten den Aufstieg der Industrie und der „Art Nouveau“.

In dieser begeisterten Stimmung werden die Cognacs von Frapin für ihre erlesene Qualität ausgezeichnet. Pierre Frapin erhält aus der Hand von Gustave Eiffel den ersten Preis. Was zwischen dem Herrn der Erde und jenem des Eisens gesagt wurde, dazu schweigt die Geschichte. Dagegen zeugt der Landsitz in der Charente für das Getane. Herr Eiffel nutzte seine Kreativität und gestaltete für Herrn Frapin ein unvergängliches Weinlager.

Das Parfum: Gestaltet mit der Vitalität der „Art Nouveau“, ist Paradis Perdu eine Ode an die den Besitz umgebenden Weingärten. Das ausgedehnte Grün der Landschaft hat die Parfumeurin Amélie Bourgeois zu einem überschäumenden Duft in fließenden Linien, zwischen sprühend und betörend, inspiriert.

Zuerst ist eine Andeutung von purer Kraft zu bemerken, eine neue Eva in diesem Garten Eden. Sie erhebt sich von der Erde, begleitet vom Rascheln der Vetiverwurzeln. Verflochten in den langen Weinreben, Beweis einer Frische die anhält, entwickelt sich der Duft von einem knackig-frischen hin zu einem dunklen Grün. Basilikum und die kecken jungen Triebe bezwingen das strenge Grün der großen Weinblätter. Das bittere Grün von Spinatblättern zeichnet die eigenartige Eleganz dieses organischen Akkords.

Wie bei der „Art Nouveau“ bedient sich Amélie der Natur und führt diese hin zum Abstrakten. Um dieser fröhlichen Kunst zu dienen, spielt sie mit exotischen grünen Noten und verwandelt die Paradisamide in Paradis.“

Die Parfumeurin hat sich in letzter Zeit bereits mit zwei Düften für Jovoy hervorgetan, nämlich mit Les Jeux sont faits und Rouge Assassin. Auch mit Paradis Perdu hat sie einen weiteren Volltreffer gelandet.

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Wein und Weinberge, das lässt an Grün denken in all seinen Facetten und an Dunkelrot (vielleicht, weil ich bevorzugter Rotweintrinker bin?). Die Zutaten lassen bereits darauf schließen, dass diese Vermutung nicht völlig danebenliegen kann: Kopfnote: Bergamotte, Grapefruit, Cedrat (Citrus Medica), Mandarine; Herznote: Blattgrün, Galbanum, Elemiharz, Grüne Noten; Basisnote: Vetiver, Heu, Virginia-Zedernholz, Rosenholz, Labdanum (Zistrose), Hölzer, Moos, Moschus.

Erhabenes Grün ist die kurze Zusammenfassung für Paradis Perdu. In der Kopfnote trägt er ein paar säuerlich-prickelnde Zitrusfrüchtchen, die allerdings nur den zurückhaltenden Rahmen für das Herz mimen, das definitiv grün schlägt. Herbe, bittere zum Teil harzig anmutendes Blattwerk, zerdrückte Blätter, die ihren Saft preisgeben und in den unterschiedlichsten Farbnuancen leuchten: Smaragdgrün, Tannengrün, Maigrün, Minzgrün, Laubgrün, Flaschengrün, Schwarzgrün, Grasgrün und Kieferngrün, keine Schattierung wird ausgelassen. Vetiver stiftet Grasiges, dezent rauchend und salzend. Das krautig-grüne Inferno stützt sich auf Unterholz – sattes, sauberes, harziges Unterholz, bemoost und taubenetzt. Und mineralisch-erdige Akzente, nicht zu vergessen, die dem Duft ein seltsames Schillern verleihen.

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Ein eleganter und charaktervolles Parfum, sowohl für Männlein als Weiblein geeignet. Paradis Perdu fügt sich nahtlos in die schöne Kollektion von Frapin ein, die zeigt, dass die Damen und Herren dort nicht nur Alkohol können!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.1: Spinat habe ich, obgleich ich nicht nur ein Paradeiserkaiser bin, wie Harmen einmal dichtete, sondern auch ein Spinatadvokat, nicht entdecken können.

P.S.2: Und der Zusammenhang zum Paradise, dem verlorenen, der erschließt sich mir ebenfalls nicht wirklich… Euch? Macht aber nichts bei einem solch schönen Duft 😉

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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