Keine Angst – der Tag heute macht nicht dick, aber vielleicht süchtig: Lauter Naschsachen erwarten uns heute, am zweiten Tag mit Alice & Peter, dem Nebenprojekt von Histoires de Parfums Gérald Ghislain. Fancy Choco, Bloody Orange und Showy Toffee, mmmhhh…
Fancy Choco ist unser Kandidat Nummer Eins, bezeichnet als „dangerous creative“ – Obacht also!
„Dangerous creative Watch out! There is no turning back. A modern duo of mint and citrus take flight to an isle of tropical fruit. Exquisitely exotic yet tart in flavor peaches and apricots balance the pure scents of of freesia and lilac. A spontaenous soft amber unleashes a rich trail of wild imagination lead by a confection of deep dark chocolate and creamy caramel with a hint of tonka bean.“
Aaaah – … After Eight! After Eight-Eis! Ok, in Fancy Choco finden sich auch noch andere Zutaten außer einer geeisten Pfefferminze und Schokolade, dazu allerdings muss man den ersten Rausch hinter sich lassen, jene herrliche After Eight-Impression. Dann entdeckt man dort noch einiges mehr, nämlich diverse Früchtchen, exotische: Limette, ja, und samtigen Pfirsich sowie eine schmackhafte Ananas… Fancy Choc, dieser „aromatic gourmet“ lässt selbst mir das Wasser im Munde zusammenlaufen, obgleich ich keine klassische „Süße“ bin. Freesien und Flieder finden sich wohl noch im Duft, mir sind sie nicht wirklich über den Weg oder besser: Arm gelaufen. Dafür aber eine überaus köstliche Basis, die die Früchtchen karamellisiert, mit Kakao bestäubt und mit Vanillecreme unterfüttert. Lecker, wirklich sehr sehr lecker.
Duft Nummer Zwei ist Bloody Orange, ein „bubbly gourmand“:
„You won’t resist the passion of this orange! Lively and bubbly citrus fruits merge with a mischievous carrot. A magical explosion ensues, blasting a fresh bouquet of water flowers through the air. The aftermath is an inevitable swirl of amber and caramel. As these forces flare, an earthy yet potent patchouli is wrapped in white musk, for a subtle relief.“
„Ardently fruity“, also leidenschaftlich, heißblütig fruchtig soll sie sein, diese Orange – wie das geht erklärt sich alsbald mit einem Blick auf deren Zutaten: Kopfnote: Orange, Zitrone, Grapefruit, Bergamotte; Herznote: Karotte, Alpenveilchen, Lotosblüte, Jasmin, Kumin, Safran, Zimt; Basis: Ambra, Zedernholz, Patchouli, Leder, Vanille, Karamell, weißer Moschus.
Bei Orangen und Zimt denke ich immer sofort an jene mit Nelken gespickten und mit Zimt verzierten Agrumenfrüchte, die man zu Weihnachten gerne mal irgendwo rumliegen hat. Diese Assoziation ist aber weit gefehlt: Ghislain schafft es trotz relativ orientalischer Zutaten einen dennoch auf seine Weise frischen Duft zu kreieren. Bloody Orange ist einerseits ein typischer Hesperidenduft, vielmehr: Orangenduft. Saftige Orangen von feiner Süße, durch ihre Agrumenverwandten eine zart-prickelnde Säuerlichkeit erfahrend sowie von Zimt geküsst. Ein paar Karöttchen nehme ich, nachdem ich es weiß, auch war – und Karotten stiften immer Skinnigkeit, jene hölzern-trocken-süße, die sich angenehm an die Haut schmiegt. Ein Blütenbouquet mit Weißblühern sorgt für Facettenreichtum, richtig interessant ist aber die ledrig-vanillige Basis mit zart-warmem Ambrarauch, die den wahren Kontrast zur Zimtorange bildet. Schön! Bloody Orange lässt sich meiner Meinung nach ganz schwer zuordnen: Ein untypischer Hesperidengeselle mit einem orientalischen Gourmandeinschlag – so ungefähr.
Showy Toffee, der letzte Duft der Alice&Peter-Kollektion, überrascht mich: Als „Sweet Amber“ angekündigt soll er „brazenly exuberant“ sein, also sowas wie dreist übermütig, unverfroren übermäßig… Darunter hätte ich mir einen „Plombenzieher“ vorgestellt, ein quietschig-süßes Karamellbonbon, ein olfaktorisches. Ein Blick auf den Text zum Duft lenkt die Assoziationen schon in eine etwas andere Richtung:
„Irresistible Temptation! Veering on the side of quirkiness, the unmistakable scent of freshly cut grass takes on a lemony allure. Rose, lilac and freesia enchant with whimsical brilliance. Finally, never short on audacity, amber and caramelized chocolate strut arm in arm into a patchouli parade.“
Regelmäßige Leser des Blogs werden wissen, dass ich Ambra zwar sehr schätze, aber mittlerweile dank der Flut an Ambradüften etwas müde bin, zumal die Ingredienz nicht zu meinen präferierten Lieblingen gehört. Showy Toffee ist aber etwas ganz Besonderes: Ja, es ist ein Karamell-Ambra-Gourmand – aber ein sehr erwachsener. Und zudem noch ein sehr spezieller. Der Duft lebt von und gewinnt durch die herrlichen Heunoten und eine sanfte zitronig-maritime Brise an Charakter. Ein paar wässrige Blütchen, ein Hauch Kakaopuder und Moschus, der den Duft noch näher an die Haut holt, vervollständigen dieses köstliche Düftchen.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Kollektion von Alice&Peter überrascht hat, positiv. Form ist eben nicht gleich Inhalt – es kommt, wie immer im Leben, auf die inneren Werte an. Und die sind es wert, hier einmal genauer hinzusehen.
In diesem Sinne –
viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Echt nett, liebe Ulrike, dass du dich – und uns – von diesen, ähem, Geschmackssachen hast positiv überraschen lassen. Und ein ganz dickes, zuckersüßes Lob für die köstliche Bildauswahl. Dafür hast du immer ein Händchen und auch in diesem Fall, der ja zwischen echt lecker und bad taste gratwandert. Besonders entzückt hat mich der abblätternde Nagellack beim cheery Griff nach den süßesten Cherrys.
Die Bilder sind wirklich toll, aber beim Schokoladenkuchen mit Pfefferminzfüllung…*Schüttel*. Eine Schachtel „After eight“ kann mein Mann gefahrlos im Kühlschrank deponieren, ohne das sie „spurlos“ verschwindet. Da werde ich nicht in Versuchung geführt.
Da erinnere ich mich immer an „Asterix bei den Briten“. Obelix probiert Wildschwein mit Pfefferminzsauce… Eine herrliche Szene.
Wieder zurück zu den Düften. Ulrike, Du hast mich wieder einmal ins Grübeln gebracht. „Bloody Orange“ und „Wicked Berry“ könnten durchaus einmal den Weg in Abfüllungs-Warenkorb finden.
Barbara
Danke, danke, liebe Stefanie, für die virtuellen Blümchen 😉
Ich gebe mir auch wirklich Mühe mit den Bildern, hoffe, das merkt man.
Und, ja, dieser Naschkram hier hat mich wirklich positiv überrascht – auch wenn ich persönlich kein Fan der Verpackung bin, die aber, wie ich finde, trotzdem eine Berechtigung hat.
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.