Beethovens Liebesbriefe…

… waren, wie ich gestern dargelegt habe, die Inspirationsquelle für YS UZACs zwei neue Düfte namens Immortal Beloved und Satin Doll, derer wir uns heute annehmen werden.

Immortal Beloved Immortal Beloved – welch herrliches Wortspiel: Die „Unsterbliche Geliebte“, gleich der Anrede in Beethovens Briefen. Natürlich denken wir Parfumliebhaber noch einen Schritt weiter, und zwar an die kleine gelbe italienische Strohblume genannt Immortelle. Helichrysum Italicum, so der korrekte botanische Name, wird im Volksmund auch gerne „Die Unsterbliche“ genannt, genauso wie Sonnengold oder Currykraut – nach Curry riecht dieser würzige Strauch nämlich auch, weswegen er nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als Gewürz eingesetzt wird.

„Wie die grelle Sonne
inmitten einer glitzernden
Konstellation, wie eine
heimliche Liebe, die nie
verblasst.

Helichrysum italicum flowers

Immortelle in Düften ist – Geschmackssache, das wird jeder wissen, der bereits einmal einen Duft mit der leuchtend gelben Blume getestet hat: Intensiv, würzig und trocken. Gewürzig, an Curry erinnernd, bisweilen von Honig- und Teenoten sowie Sellerieanklängen begleitet. Und – präsent. Spielt eine Immortelle mit in einem Duft, spielt sie immer die oder wenigstens eine der Hauptrollen – unmöglich, diese Blume zu „überriechen“.

Immortal Beloved gleicht einem Liebesbrief an diese Blüte – und ist für mich auf Anhieb der schönste Immortelle-Duft, der mir bisher untergekommen ist. Oftmals sind mir die Düfte zu würzig, zu kräftig, die Immortelle zu harsch, zu einseitig. In Immortal Beloved ist das Gegenteil der Fall: Micotti ist es gelungen, eine olfaktorische Hommage an diese charakteristische Blume zu erschaffen. Eine, die deren Naturell vorteilhaft unterstreicht und sie zum Strahlen bringt.

Ein Blick auf die Noten lässt bereits einiges erahnen: Kopfnoten: Pflaume, Cognac, Lavendel, Pfeffer; Herznoten: Ambra, Davana, Rose; Basisnoten: Strohblume, Cistus, Opoponax, Castoreum.

Die hier präsentierte Immortelle ist eine Königin: Majestätisch zeigt sie sich in all ihrem Glanz, ihrer trockenen Würzigkeit mit Nuancen von Heu, Honig und Leder – das alles wird überaus gekonnt aufgefangen und unterstrichen von den restlichen Zutaten. Pflaume und Cognacnoten sorgen für satte Wollust und Opulenz und Ambra mit ihren Schwestern stiftet umfassende Wärme, von feminin-üppigen Davanablüten und einer frisch-fruchtigen Rose gekrönt. Selten habe ich solch eine weiblich-verführerische Immortelle erlebt, eigentlich – nie.

Lujuria / Lust: Tentación

Satin Doll flacon Satin Doll ist natürlich auch ein Vollweib, aber ein anders geartetes:

„Ein Spiel der Verführung, ein Duft der Obsession –
Sie kommt herein, sie
ist das Leuchten, sie ist
die Königin der Nacht,
sie verwandelt den
Abend in ein
zuckersüßes Erlebnis.“

Die Zutaten dieses betörenden Weibsbildes: Kopfnoten: Rosa Pfeffer, Elemi, Pfeffer; Herznoten: Iris Pallida, Tuberose, Rose, Jasmin; Basisnoten: Myrrhe, Weihrauch, Patchouli, Opoponax, Benzoeharz.

Lorena Sturlese 03 © studio.es

Satin Doll geizt schon zu Beginn nicht mit ihren Reizen, die zum Teil auch namensgebend sind: Weich fließende Seide assoziiere ich, die über sanfte, sacht gepuderte Haut fällt. Iris leistet hier ganze Arbeit und offenbart fast schon marzipanartig-kakaohafte Anklänge, die zusammen mit dem deutlich wahrnehmbaren Pfeffer betörende Wirkung entfalten. Im weiteren Verlauf gewinnt Satin Doll an sanfter Wärme, entwickelt sich auf Teststreifen als auch Haut floraler, was den hübschen Weißblühern geschuldet ist. Diesen entlockt der Duft einige fruchtige Anklänge, die durch die Frische der Rose aufgegriffen werden. Satin Doll zeigt sich insofern als sehr femininer Duft, dem aber trotzdem eine gewisse grazile Leichtigkeit innewohnt sowie eine schwebende Eleganz. Das zu vereinen in einem skinnigen Blütenduft ist eine Meisterleistung.

Habe ich zu viel versprochen? Ich bin begeistert – einmal mehr. Chapeau Monsieur Micotti!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

13 Kommentare

  1. Barbara
    11. Juli 2013
    Antworten

    Hallo Ulrike,

    Currykraut? Diesen Namen trägt dieses Kraut zu recht. Riecht wirklich so. Blühte bis letzten Winter in meinem Garten. Hat leider das Zeitliche gesegnet. Ich bin deshalb sehr gespannt, ob ich den Duft in Immortal Beloved erkenne. Sehe gerade dass auch Cognac Bestandteil ist. Wenn das nichts für die „Schnaps-Drossel-Fraktion“ ist…

    Um mein Abfüllungs-Kontingent bei „Aus Liebe zum Duft“ nicht unnötig zu strapazieren, habe ich mir die sechs Düfte von YS UZAC direkt bei meinem Landsmann bestellt. Die scheinen ja alle ein „Leckerli“ zu sein.

    Auch bei einem anderen Landsmann habe ich Proben bestellt. Dreimal darfst Du raten. Andy Tauer: Pentacord White, ZETA, L’AIR DU DÉSERT MAROCAIN, LE MAROC POUR ELLE, CARILLON POUR UN ANGE

    Das sind meine ersten Tauer-Düfte. Bin auch hier sehr gespannt, ob die für mich Top oder Flop sind.

    Liebe Grüsse aus der Schweiz,

    Barbara

    @Stefanie: Ja, der verschlingende Skorpion hat wieder zugeschlagen. 😉

    Musste mir nach einer fiesen M-D-Grippe etwas Gutes tun. Frau gönnt sich ja (fast) sonst nichts…

  2. Stefanie
    11. Juli 2013
    Antworten

    …vielleicht kannst du ja zusätzlich noch einen Zwillinge-Aszendenten für dich beanspruchen, liebe Barbara, als solcher muss man sich einfach für alles interessieren, kann nichts auslassen – sagt eine mit der Venus in diesem Zeichen 😉 Beethoven soll im übrigen einen Skorpion-Aszendenten gehabt haben. Und sein für mich schönster Liebesbrief ist die Missa Solemnis, eine ebenso erhabene wie erhebende Komposition, die mich trifft, berührt, auf eine Weise, wie auch besondere Duft-Kompositionen es vermögen (und Worte niemals). Der Herr Tauer beherrscht das auf seine ganz eigene Weise ebenfalls ziemlich gut. Und die Düfte von YS UZAC? Dazu werde ich mich dann etwas später äußern – wenn meine Zwillinge-Venus sie getestet hat.

  3. Barbara
    13. Juli 2013
    Antworten

    Volltreffer, liebe Stefanie, Volltreffer. Mein Aszendent ist … Zwilling. Und nebenbei bemerkt habe ich auch noch eine Zwillingsschwester.

    Und wie Du vielleicht weisst, MUSS ein Skorpion alles ergründen und zudem ist er auch noch Perfektionist. Daher immer auf der Suche nach dem PERFEKTEN Duft. Und wenn ich etwas Neues für mich entdecke (z. B. aktuell Design, Innendekoration oder eben Düfte), dann zu 110 %.

    Meine Venus steht übrigens in der Waage. Kann es sein, dass Du Dich für Astrologie interessierst? Und was mich brennend interessiert, hast Du selber Skorpion irgendwo in Deinem Horoskop oder kennst Du einen Skorpion näher? Sorry, aber da ist er schon wieder, der Skorpion, der alles, alles genau ergründen muss.

    Ganz herzlichen Dank für den Tipp mit Missa Solemnis. Diese Musik werde ich mir in aller Ruhe zu Gemüte führen. Kennst Du per Zufall Erik Satie „3 Gymnopédies“? Da komme ich ins Träumen… Ist auch ein bisschen melancholisch. Die Skorpion-Emotionen halt…

    Die Proben von Andy Tauer und YS UZAC sind schon eingetroffen.

    Tauer-Düfte: Hola, die Waldfee! Da muss ich mich langsam ran tasten.

    Liebe Mitleser: Bitte streicht meine frühere Bemerkung „Top oder Flop“. Das ist für diese Düfte ganz und gar unpassend.

    Die Düfte von Tauer und YS UZAC habe ich schon auf den Duftstreifen getestet, aber noch nicht auf der Haut. Und deshalb erlaube ich mir noch keinen Kommentar.

    Bis bald und man liest sich…

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  4. Stefanie
    14. Juli 2013
    Antworten

    …und dann auch noch eine Waage-Venus, aber hallo 🙂 Ja, die Filigranität Saties ist zauberhaft, im Wortsinn. Und zwischen ihr und der Wucht von Beethovens Sakralmusik öffnet sich womöglich eine ähnlich große Spanne wie zwischen Grossmith und Tauer. Nicht die einzige Parallele zwischen Musik und Parfum, wie ich finde – längst nicht. Beides kann Perfektion, Vollkommenheit tatsächlich abbilden – während unsere meist wortlastigen linearen Kommunikationsstrukturen wohl unweigerlich daran scheitern müssen. Es mag überraschen, dass Astrologie dabei ähnlich poetisch ist wie Musik und Parfum. Zumindest dann, wenn man sich dieser Symbolsprache skorpionisch nähert – und da lauert er bei mir, in meinem Horoskop: der (und die) Allesganzgenauwissenmüssende. Oft halten wir eine unvoreingenommene Offenheit (Zwillinge)und das Streben nach einem hohen Ideal (Skorpion) für einen Gegensatz. Astrologie, Düfte, Musik lösen ihn auf, indem sie ein „und“ dazwischen setzen statt auf ein Entweder-oder zu bestehen. Und das macht gerade auch Tauers Düfte interessant, obwohl ich sie nicht unbedingt „schön“ oder für mich tragbar finde. Man lernt viel dadurch, kennen und verstehen. Also immer schön weiter das Näschen in den Wind halten, liebe Barbara. Macht klug UND schön 😉

  5. Ulrike
    15. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Barbara,

    ach, Maßlosigkeit… das ist auch meine bevorzugte Todsünde 😉 Vollstes Verständnis meinerseits – außerdem spricht gegen Komplettieren gar nichts, man muss sich ja einen adäquaten Überblick verschaffen 😉
    Ich bin sehr gespannt, wie Du sowohl die Tauers als auch die YS UZAC-Düfte findest, berichte mal! Und gib den Düften von Andy Zeit, vor allem dem L’Air du Désert – er hat einen unglaublichen Duftverlauf!

    Viel Freude beim Testen!

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

  6. Ulrike
    15. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Stefanie,

    … ich bin Waage, Aszendent Skorpion – was sagt das jetzt über mich?
    Bin gespannt 😉

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike

    P.S.: Satie ist toll.

  7. Barbara
    15. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Ulrike,

    Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.

    Habe ich es mir doch gedacht wegen Skorpion und so…

    Ich lese mich durch Deine Blogs und – Zufall oder nicht – ist mir bei „Carillon pour un ange“ der Satz:

    „Mich erinnert das alles wieder an das bitter-süße Moment des Lebens, an Fröhlichkeit, die für mich nur echt ist, wenn sie einhergeht mit einer Prise Melancholie – ob der Vergänglichkeit des Augenblicks.“

    sofort in die Augen gestochen. Ja, genau so ist es. Da sprichst Du mir aus der Skorpion-Seele.

    Heute ist gerade „Glockenspiel für einen Engel“ auf meinen Handgelenken zum Testen. Noch nicht Liebe auf den ersten Riecher, aber wir nähern uns an. Auf jeden Fall kein „sun, fun and nothing to do“-Duft.

    L’Air du Désert habe ich für meinen Mann gedacht. Wenn ich vielleicht lieb frage, gibt er mir noch etwas vom Pröbchen ab. Wäre auch interessant der Vergleich zwischen Mann-Hautchemie und Frau-Hautchemie.

    „L’Air du Désert“ – Da sehe vor mir „The English Patient“. Das Buch, der Film, die Musik – alles wunderschön und melancholisch…

    Bis bald und wie Stefanie schreibt – man liest sich!

    Viele liebe Grüsse,

    Barbara

  8. Stefanie
    15. Juli 2013
    Antworten

    Mit einer solchen astrologischen Konstellation, liebe Uli, musst du unbedingt in Philosophie promovieren, durch die Zeit reisen, in Paris einen Salon eröffnen und Zigaretten mit ellenlanger Spitze rauchen. Den Skorpion-Aszendenten trägst du dabei wie (d)eine Persona. Oder einen Umhang. Tief, dunkel, ungewöhnlich für eine Kopfnote. Die Waage-Sonne prägt die Art, wie du gehst, lachst, sprichst, denkst, küsst, lernst, tanzt, wartest… das Herz, leuchtend, bezogen. Und zig, Dutzende, Hunderte Planeten, Centauren, Asteroiden bilden die Basis dieses einmaligen, vollkommenen Duftes. Der gleichzeitig ist UND wird. Ja: sehr spannend!

    Freue mich schon sehr auf ein gemeinsames Zigarettchen irgendwann im Salon. Wenn sich der Rauch mit den Parfums und den Stimmen mischt. Dabei rauche ich seit hundert Jahren nicht mehr. Aber mit 80 will ich wieder anfangen.

  9. Barbara
    16. Juli 2013
    Antworten

    Satin Doll!

    Hilfe, Ulrike, meine Nase klebt an meinen Handgelenken fest und will nicht mehr weg!

    Satin Doll: Dieser Duft ist für mich einfach nur wunderschön…

    Und auf meiner Haut entwickelt er sich viel schöner als auf dem Papierstreifen.

    Ja, die Schweizer können nicht nur Halsbonbons erfinden. 😉

    Liebe Grüsse,

    Barbara

    @Stefanie: Habe soeben wieder ein Schatz entdeckt.

  10. Ulrike
    17. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Barbara,

    neenee, das Glockenspiel ist nichts für unbeschwerte Engelein 😉 Bist Du mittlerweile weiter in der Annäherung oder hat Dich die schöne Satin Doll ganz in ihren Bann gezogen? 😉

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  11. Ulrike
    17. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Stefanie,

    das mit dem Zigarettchen im Salon ist gebongt, aber wie!!!

    Alles Liebe,

    Uli.

    P.S.: Mit dem richtigen Getränk lasse ich mich vielleicht auch zum Philosophieren verleiten 😉

  12. Stefanie
    20. Juli 2013
    Antworten

    Uih, Philosophieren inklusive – dann sollten wir uns auf jeden Fall schön was einschenken, muss nicht unbedngt reiner Wein sein 😉 Und: Beide Düfte scheinen mir absolut alltagstauglich, liessen sich aber auch vortrefflich in den Salon hineintragen, finde ich. Wobei „Satin Doll“ nicht ganz meinen Geschmack trifft, mit einer dominanten Iris(wurzel) kann ich nicht so viel anfangen, obgleich ich die Schönheit der Substanz wie der Komposition erkenne. Die unsterbliche Geliebte indessen kommt auch mir einzigartig vor, diese rosenlederlikörfruchtige Immortelle hat Schönheit, Glanz und und Kurven, während sie mich zB in ELdOs „Like this“ oder auch „Afternoon of a Faun“ an den Geruch erinnert, der nach dem Kochen eines würzigen Mahls in Haaren und Stricksachen zurück bleibt.
    Tjaha, die Schweizer… Venus will die anderen YS UZACs nun auch noch testen. Mal sehen, wie lange ich die Dame im Zaum halten kann.

  13. Ulrike
    25. Juli 2013
    Antworten

    Reiner Wein muss nicht immer sein 😉
    *pumuckelspiel*
    Tjaa… Du solltest die anderen auch testen, was soll ich sagen 😉 Ich mag ALLE Düfte von YS Uzac, eine tolle Linie!

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