Lys de Désert…

59101 ist der letzte Duft der Luckyscentschen Decennial-Kollektion und diesmal nicht aus den Händen von Epinette, sondern kreiert von einem alten Bekannten, nämlich von Andy Tauer. Mal wieder geht es um Los Angeles, und ich glaube sogar, mich daran zu erinnern, dass Andy irgendwo mal über (s)einen Besuch in den Staaten schwärmte… Nun, der Hintergrund zu Lys de Désert ist folgender:

„Die Idee für das Parfum Lys du Désert, das exklusiv für Luckyscent kreiert wurde, kam dem Parfumeur und Freund Andy Tauer, als er das erste Mal den Joshua-Tree-Nationalpark besuchte, wo die Wüstenlilie im Pinto Basin in voller Blüte stand – eine seltene Erscheinung, nur wenige Wochen im Jahr. Der weiße Lilienduft war berauschend, mit grünen frischen Nuancen, die Andy an die Oase bei den Cottonwood Springs erinnerte, ein Ort voller üppiger grüner Vegetation am nördlichen Zugang. Seine Ode an das, was L.A. hervorbrachte – die raue, dennoch zarte, gnadenlose und doch fesselnde Wüste – wurde in Lys du Desert eingefangen. Andy Tauer verbindet diese besonderen, cremigen und botanischen Duft mit der Wärme und Trockenheit der Wüste, ein Ort in der Natur, der seine olfaktorische Vorstellungskraft über Jahre befeuerte.

Desert Twilight

Zu Beginn weht ein heißer Wüstenwind durch Lys du Desert und führt eine Oase voll grüner Frische mit sich. Aber die Frische wird nur angedeutet. Knochentrockene ambrierte Hölzer, verstärkt von pudriger Iriswurzel, hüllen diese Noten ein, und deuten diese magische Kombination aus Blüten und Wüste an. Die trocken-holzige Ambra leitet den Duft und erinnert uns, wo die Wüstenlilie blüht: unter Kreosotbüschen und einzeln stehenden Kiefern, in dem felsigen Wunderland oben bei den Hügeln. Im Ausklang wird Lys du Desert zu einem Zusammenspiel aus süßen Blüten, warmer Ambra und trockenen Hölzern. Bemerkenswert und atemberaubend.“

Hesperocallis undulata

Ist er oder ist er nicht – die Gretchenfrage ist: Erkenne ich sofort, dass es ein Tauer ist, dieser Lilienduft? Ja. Ist er. Definitiv. Und Lys du Désert, der Name passt exakt. Die tauertypische Hitze, die dem Duft innewohnt, passt perfekt zur Wüste – oder zumindest zu meiner Impression derselben. Dass Andy Wüste kann, ganz platt gesagt, hat er ja schon einmal bewiesen – L’Air du Désert war der Duft, der ihn berühmt machte und ihm viele Fans aus der ganzen Welt bescherte. Zu Recht – für mich ist der Wüstenwind – neben meinem ganz speziellen Liebling Carillon Pour un Ange – noch immer Tauers Meisterwerk.

Lys du Désert vereinigt für mich vieles Altbekannte von Tauer in einer herrlichen Art und Weise: Die trockene Wüstenwärme des Wüstenwindes, rauchig-harzig und sandig. Majestätische Zedernholznoten, knarzig, kühl, aber dennoch wärmend. Erdige Iris, pudrig und erhaben. Helle Rosenfrische, die die dunkle Kälte der Nacht evoziert, deren finsterer Himmel sich von Bergamottesternen gesprenkelt sieht. Wie war das bei Elie Wiesel, dieses wunderschöne Zitat? … Ich habe lange für Euch gestöbert, es kommt aus Dawn, dem Mittelteil seiner Trilogie:

„Night is purer than day; it is better for thinking and loving and dreaming. At night everything is more intense, more true. The echo of words that have been spoken during the day takes on a new and deeper meaning.“

Geminid Meteor above a Joshua Tree

Ich sitze beim Schreiben dieser Rezension natürlich auch mal wieder hier, mitten in der Nacht – dem einen oder anderen wird es aufgefallen sein, an den Kommentaren, dass ich gerne nachts schreibe und arbeite… Lys du Désert ist für meine Nase nichts genuin Neues, was in diesem Falle mitnichten ein schmälerndes Urteil ist, ganz im Gegenteil – für mich symbolisiert der Duft ein Best-Of der Tauerschen Duftwelt. Meine Haut entwickelt Lederanleihen, die mich an eine sachte Variante des Cowboys aus Lonesome Memories erinnert, vielleicht ein Lonesome Cowgirl? Eines, das vermutlich genauso schön ist wie diese Lilienblüte, diese phantastische, samtige, strahlende, die Andy diesem Duft geschenkt hat (und die, meine Haut mag mich trügen, kakaobestäubte Füßchen hat).

the appetite to live

Wenn man sich dann die Bilder zu der Wüstenlilie, auch Hesperocallis Undulata genannt, anschaut [Bitte bemüht doch mal Google oder gerade flickr – es gibt jede Menge herrliche Fotos, nur keine, die ich hier verwenden darf, leider] dann weiß man, dass Odins 04 Iris Petrana nicht die einzige betörende Wüstenschönheit ist.

Testen meine Lieben! Und berichten, bitte!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Habt Ihr schon einen Decennial-Liebling?

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Dorothea
    5. Juli 2013
    Antworten

    Von Deiner Rezension inspiriert, trage ich heute Petrana, Du hast Recht, es ist eine bezaubernde Schönheit…
    Ansonsten musste ich noch an Laawan von S4P denken, der mein Herz bisher leider nicht so wirklich erobern konnte. Hat Lys du Desert denn mit ihm Ähnlichkeit? Und ist die Lilie sehr dominant? Das ist nämlich eine Duftnote, mit der ich auch so meine Probleme habe… Der einzige Lilienduft, den ich gut tragen kann, ist Passage d’Enfer…

    Übrigens, arbeite ich auch sehr gerne nachts, ich finde, man ist dann am kreativsten, besonders so kurz vorm Einschlafen, dann muss ich immer aufstehen und meine Gedanken aufschreiben…
    Leider sind meine nächtlichen Aktivitäten durch die Arbeitszeiten und die Schulzeiten der Kinder etwas limitiert…

    Liebe Grüße und ein sonniges Wochenende
    Dorothea

  2. Ulrike
    8. Juli 2013
    Antworten

    Hallo liebe Dorothea,

    jaaa, Petrana ist toll, gell?! Laawan und Lys du Désert haben, wie ich finde, gar nichts gemein. Aber – die Blüten im Tauer sind schon sehr präsent, allerdings nicht monothematisch nur die Lilie. Diese ist aber schon fetter als in Passage d’Enfer, wobei sie noch meilenweit entfernt ist von Lilienkrachern wie bei Yosh Han oder Penhaligon’s Lily & Spice (den ICH so sehr liebe, nachdem ich keine Stargazer-Lilien mehr hier aufstellen kann wegen einer meiner Katzendamen 🙁 …) Ich fürchte, Du musst selbst einmal probieren – aber, wie schon in der Rezension geschrieben: Für mich ist der Duft so etwas wie die Essenz des Tauerschen Werkens. Wenn Du dazu einen Zugang hast, dann müsste Dir der Duft auch gefallen, denke ich 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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