… werden wir uns mit Decennial beschäftigen, der schönen Luckyscent-Kollektion die zu deren 10jährigem Jubiläum 2012 geschaffen wurde. Zwei Düfte habe ich Euch schon vorgestellt, beide von Jérôme Epinette. Heute folgt noch ein dritter von Monsieur, und zwar Nuit Épicée:
„Das Nachtleben von L.A. … das Verlangen … die ruhelose Jagd der abendlichen Streifzüge: Von Beginn an stürzt Nuit Épicée seinen Träger in einen dunklen Wald aus samtigen, oudähnlichen Hölzern und Gewürzen, die subtil mit Pralinen- und Mandelnoten gesüßt und von einer Ambra-Vanille-Basis gewärmt werden. Nachtschwärmend besucht er uns zur Geisterstunde und bleibt, manchmal bis zum Morgengrauen.
Nuit Épicées Anfang ist scharf, mit einer herben Rhabarbernote, welche durch die darauf folgende Opulenz blitzt. Die Dunkelheit weicht schnell, und der Gourmandduft mit seiner dunklen Wendung zeigt uns das köstliche Gefühl, als würde man in eine feine, meisterhaft gemachte dunkle Schokolade beißen, verfeinert von einer exotischen Kuminnote. In der Basis erschafft die lustvolle Komposition aus eleganten Hölzern und großzügigen, balsamischen Noten einen berauschenden und erotischen Duft, den man vortrefflich zu Jeans, schwarzer Krawatte und allem dazwischen tragen kann … oder zu überhaupt nichts.“
Aha, das Nachtleben in der Stadt der Engel verführt einen also zu der Marilyn-Monroe-Bettgarderobe – einzig ein paar Sprüherchen Parfum, in ihrem Falle Chanel No. 5? Je nach Anlass sicherlich nett, aber nicht… situationsübergreifend kompatibel, würde ich mal sagen 😉
Los Angeles… pulsierendes Leben, vor allem auch in der Nacht – auf der Suche nach Songs über die Metropole bin ich auf diese unglaublich lange Liste bei Wikipedia gestoßen, siehe hier. Einer der schönsten Songs aber ist und bleibt B.B. Kings „Back in L.A.“:
Nuit Épicée – der Name führt ohne Kenntnis der Ingredienzen etwas in die Irre: Ich hätte ohne den Begleittext an einen Orientalen gedacht, klar. Wir haben es hier aber mitnichten mit einem solchen zu tun, was Ihr Euch sicher schon gedacht habt: Ein deliziöser Erwachsenen-Gourmand-Duft, und was für einer…
Die Kopfnote ist fruchtig-herb mit einer satten Säure dank des Rhabarbers, der allerdings bereits auf warmem Grunde sich präsentiert oder vielmehr: räkelt. Mandel, Kumin, Gourmandanklänge, Labdanum und Veilchen tummeln sich sonst im Duft – und kreieren im Zusammenspiel diverse Duftnoten, die so nicht gelistet sind. Ganz am Anfang meine ich den Rhabarber bereits von Zimt gepudert wahrzunehmen – eine samtig-süße Schärfe, die alsbald in dunkelste Kakaonoten mündet, die mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Ich fühle mich erinnert – und zwar an Anima Dulcis von Arquiste, jenen wunderbaren Duft. Mandel zeigt sich hier weniger marzipanlastig als nussig, was vorzüglich mit dem leisen Labdanumrauch und dem erdigen Veilchen harmoniert. Trocken, warm, kantig und verführerisch verschmilzt Nuit Épicée mit der Haut – und wird so manches Outfit veredeln… Er verwandelt einen, wenn nicht gleich in eine Femme Fatale, so zumindest doch in eine begehrenswerte Gattungsvertreterin. Einer jener seltenen Düfte, mit denen man sich sofort weiblicher und verlockender fühlt. Die Nacht ist noch lang, es bleibt jede Menge Zeit, das auszuprobieren. Und, wenn wir gestern mit Harmen schon bei Oscar Wilde waren – „Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ Und, an anderer Stelle: „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.“ Schließlich ist, so Wilde, „der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ihr nachzugeben.“ Stürzen wir uns in die Nacht, meine Freunde!
Alles Liebe, – Ulrike, gourmandtrunken.
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