kommt im Regelfall nicht nur der August, sondern auch der Juli – bei Herrn Kormann laufen die Uhren aber etwas anders: Nachdem er uns gerade eben den September bescherte, gibt es nun im Juni den Juli für uns, warum auch nicht? Denn Juli ist ein ganz hervorragender Begleiter für die heißen Monate, sprich – den Sommer, der uns dieser Tage ja zumindest verheißungsvoll bewiesen hat, dass es ihn doch noch gibt, geben wird.
Erik Kormann – ich werde nicht müde, es zu wiederholen: Sympathischer Inhaber des zauberhaften Berliner Shops 1000&1 Seife, Autor des tollen Aromatischen Blogs und Selfmade-Parfumeur – hatte ihn schon vor Jahren kreiert, genauer: 2009. Einen seiner Jahreszeitendüfte, in dem Falle Juli. August und September kennt Ihr von mir schon, so soll auch noch der Juli folgen – rollen wir das Jahr eben rückwärts auf. Es ist aber nicht meine Antihaltung, die zu dieser verkehrten Chronologie führte, sondern Kormanns limitierte Auflagen. Jeden seiner Düfte stellt er in liebevoller Handarbeit selbst her, mischt sie selbst an und füllt sie selbst ab. Deshalb sind jedem Duft Grenzen gesetzt. Alle haben sie sich bisher hervorragend verkauft. Und den Juli gab es schon lange nicht mehr – Grund genug für Kormann, diesen erneut ins Leben zu rufen, passend zum… Juni 😉
Sieben Rohstoffe sind es für den siebten Monat, darunter Vetiver, Hedione, Iso E Super, Grapefruit, Zeder und Stemone. Als „fruchtiges, grünes Feigen-Vetyver-Parfum“ beschreibt Erik seinen Duft, dessen Aufbau er folgendermaßen sieht:
- Zu Begrüßung gibt es reichlich Grapefruit & grüne Mandarine
- Das Herz erinnert dezent an Jasmin und zugleich hält diese blumige Mittelnote die Grapefruit schön fest. Dazu etwas Minze und grüne Feigenblätter.
- In der Basis sorgt ein milder Vetyver, mit Zeder kombiniert, für lange Haftung und trockene Akzente.
Wer Eriks andere Düfte kennt sowie meine Artikel darüber, der wird feststellen, dass ihm zumindest zwei Stöffchen bekannt vorkommen, zu denen ich früher schon einiges geschrieben hatte, nämlich Hedione und Iso E Super.
Dröseln wir es noch einmal für den Nicht-Chemiker und Nicht-Parfumeur auf: Iso E Super ist jenes Wundersynthesemolekül dank dessen Geza Schön mit seinen Escentric No. 1 aus seiner Kollektion Escentric Molecules so bekannt geworden ist. Das Stöffchen stammt aus dem Hause des Aromastoffherstellers IFF und riecht laut deren Angaben „smooth, woody, amber with unique aspects giving a ”velvet” like sensation. Used to impart fullness and subtle strength to fragrances. Superb floralizer found in the majority of newer fine fragrances and also useful in soaps.“ Einer der am meisten verwendeten Duftstoffe. Der, der Lancômes Trésor seine Einzigartigkeit verlieh. Und einer, der eigentlich nach nichts riecht – aber das auf eine so unnachahmlich gute Art und Weise, dass er süchtig machen kann.
Hedione kommt aus den Phiolen des Aromastoffherstellers Firmenich und soll angeblich nach Jasmin riechen – so zumindest klassifiziert man das Molekül, das seinen Namen von dem griechischen Wort „hedone“ [= Lust, Vergnügen, Genuss ? siehe auch die Göttin Hedone] hat. Allerdings stellt Hedione weniger den eigentlichen Duft dar, vielmehr bringt der Stoff Anderes zum Erblühen. Wie schrieb Erik so schön in seinem Blog:
„Hedione ist ein eher schwach wirkender Riechstoff, der irre Eigenschaften mitbringt. Sie wollen wissen, woher in vielen Düften diese Strahlkraft kommt? Nehmen sie Hedione. Sie wollen wissen, warum ein sanft blumiges Herz so eine verdammt gute Haftung hat? Nehmen sie Hedione. Sie wollen wissen, wie man einer Komponente auf die Sprünge helfen kann, ohne diese höher dosieren zu müssen? Nehmen sie Hedione. Ihren eigenen Mischungen fehlt Transparenz? Nehmen sie Hedione. Angst vor Überdosierung? Keine Sorge, nur immer rein damit (was ich mit echtem Jasmin nicht empfehlen würde!). Hedione ist einfach fantastisch und es ist gar nicht mal teuer. Wer also selber Parfum mischt und nicht unbedingt auf dem Naturtrip ist, der sollte sich unbedingt Hedione besorgen. Ich wüßte nicht, wozu Hedion nicht passen sollte. Und wer nun unbedingt wissen will, wie Hedione in einer Mischung vielleicht riechen könnte, der geht einfach in die nächste Parfumerie und schnuppert dort mal am Clinique Happy , das ist voll davon und nun wissen sie auch, warum Hedione mich glücklich macht.“
Hedione finden sich zum Beispiel auch in Diors Eau Savage als auch in Diorella und in vielen weiteren Düften. Martine Pallix allerdings war diejenige Parfumeurin, die Ende der 90er für Comme de Garçons mit Odeur 53 den Duft kreierte, der bis heute weltweit den meisten Anteil an Hedione enthält – nämlich mehr als die Hälfte.
Stemone ist ein Chemical von Givaudan, dass eine grün-fruchtig-holzige Feigennote samt zarten Blumen und Minzanklängen kreiert.
Und damit wären wir dann eigentlich schon beim Duft angekommen: Juli ist in allererster Linie ein herrlicher Vetiver-Duft, für Männer wie Frauen gleichermaßen tragbar. Kormann stellt diesem feinen Gräslein zwei bewährte Partner an die Seite: Einerseits die Zeder, jene knarzig-holzige Gestrenge, die fast immer auch saubere Noten mit sich bringt. Und andererseits Zitrussprenkler, Grapefruit, die mit ihrer extremen Säuerlichkeit salzig wirkt – und somit die salzigen Akzente des Vetivers perfekt fokussiert und verstärkt. Die grüne Ader des Vetivergrases wird durch minzige Noten und Blattwerk untermalt. Letzteres hat auf dem Teststreifen deutlicher fruchtige, vielmehr: grün-feigige Anklänge – meine Haut schluckt diese völlig, betont stattdessen den salzigen Rauch, den ich an Vetiver so sehr liebe. Auf meiner Haut kommt Juli deshalb insgesamt maskuliner rüber, was dem Duft für mich keinen Abbruch tut, ich liebe Vetiver, und zwar genau so. Der Teststreifen gesellt sich deutlich in die Unisex-Richtung: Hier vermag ich im Auftakt die orangige Mandarine zu entdecken und zarte Blümchen umschmeicheln meine Nase wenig später – anders als auf meiner Haut.
Markanter Kerl vs. ambivalenter Schöngeist – beides toll. Und als was entpuppt sich der Juli bei Euch? Ich bin gespannt!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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