Aurore Nomade…

… habt Ihr, falls Ihr ihn nicht schon vorher kanntet, dieser Tage schon mal gelesen hier im Blog, und zwar unter den fünf besten Indie-Neuveröffentlichungen des Herrn Kraft, vorgestern. The Different Companys Neuer hat mich ebenfalls schon beim ersten Schnuppern für sich eingenommen, und wie – endlich einmal wieder einer jener innovativen Düfte. Einer, den man noch nicht kennt, von irgendwo her. Einer, der keine Variation ist, sondern ein Unikum. „Aurore Nomade is the proof that sensual bananas with a frangipani heart do indeed exist!“ schrieb Kraft so schön. Und wir wollen uns dieses olfaktorische Erlebnis heute unter die Nase klemmen.

thedifferentcompany-aurorenomaden

„Aurore Nomade, or the heavenly travel – We are on an heavenly island in the middle of the Ocean. It’s seven AM and the first light of dawn illuminates this celestial landscape. The sand is already warm, the nature offers us its delicious and complex scents while the sun continues its inexorable rise in a clear blue sky. This is where Aurore Nomade takes you at a glance, a deep, solar and floral fragrance.“

Als „oriental-woody“ wird der Duft angepriesen – das weist meiner Meinung nach in eine verfänglich falsche Richtung. Ein erster Blick auf die Ingredienzen lässt ahnen, weshalb: Kopfnote: Bananenblüte, Karambole (Sternfrucht), Maritime Noten, Muskatnuss, Rum, Davana; Herznote: Ylang-Ylang, Geranium, Gewürznelke, Frangipani, Florale Noten; Basisnote: Immortelle (Italienische Strohblume), Sandelholz, Ambra, Vanille, Moschus.

Anna Banana (34/52)

Eine „Ode an die Lebensfreude“ soll er sein, der Duft, der „olfaktorische Schönheit anstrebt“… Worthülsen, sicher. Aber Aurore Nomade wird ihnen auch gerecht. Die Vielschichtigkeit dieses Duftes aus den Händen von Bertrand Duchaufour ist unglaublich: Im Auftakt präsentiert sich bereits sogleich eine – Bananenblüte, deutlich wahrnehmbar. Reife Banane, tropisch-florale Anklänge, herb-fruchtige, leicht säuerliche Noten, die die Sternfrucht symbolisieren (und, ja, diese wirklich olfaktorisch abbilden). Über diese tropische Impression weht ein zart-maritimes Lüftchen hinweg, krautig-kräuterig und Muskat begleitet. Unsere liebe Strohblume sorgt hier für prägnante, aber zivilisierte Würze und wird selbst Zögernden schwer zuviel werden. Die Basis wärmt sanft und cremig mit einem Hauch Vanille.

banana trees

In ein paar Worten kann ich kaum ausdrücken, weshalb Aurore Nomade so besonders ist – es liegt, wie ich finde, an zwei Aspekten: Einerseits ist der Duft enorm komplex. Er besitzt aufgrund seiner Vielschichtigkeit einen schillernden Duftverlauf. Andererseits ist da diese… Fremdartigkeit. Diese Mischung aus Bekanntem und Exotisch-Fremdem. Jener Cocktail aus heimisch anmutenden und tropischen Früchten, jene Anklänge von Blüten, von Nektarsüße, von Meer, von fernen Ländern und von Kräutern, Gräsern, alles ineinander verwoben und… von einer gütigen Sonne beschienen. Denn Aurore Nomade ist in der Tat ein Sonnenanbeter. Ich kenne kaum Düfte, die es wie dieser vermögen, Sonne in eine Flasche zu bannen. Und dann ist da noch etwas, was Herrn Duchaufour betrifft: Ich finde in Aurore Nomade jeglichen roten Faden wieder, den er jemals gespannt hat. Aurore Nomade hat die Leichtigkeit seiner früheren Reisedüfte für L’Artisan Parfumeur. Darüber hinaus findet man in dem Duft aber auch jene Schwere wieder oder vielmehr – die Dunkelheit, die manchem Duchaufour innewohnt, jene behütende. Ein Spiel von Licht und Schatten, ein Schauspiel der Gegensätze. Chapeau Monsieur Duchaufour, einmal mehr!

waipio valley

Für mich jetzt schon einer der besten Düfte des Jahres.

Und für Euch? Habt Ihr schon getestet? Und zeichnen sich bei Euch bereits Lieblinge ab?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Dorothea
    20. Juni 2013
    Antworten

    Dies ist auf jeden Fall ein Testkandidat für mich, gar keine Frage, Duchafour-Düfte erwarte ich immer mit großer Spannung. Auch wenn ihm manch einer vorwirft, er würde den Markt mit seinen Werken überschwemmen, ich finde sie allesamt gelungen, auch wenn sie für mich nicht immer tragbar sind (wie z.B. Seville a’l Aube).

    Deine Beschreibung hört sich mal wieder ganz verführerisch an… Hoffentlich gibt es bald Abfüllungen im Shop, es ist nämlich ein Duft, den ich gerne im Urlaub testen würde. Ich hoffe auch, dass die Frangipani- und Ylang-Ylang-Noten nicht allzu dominant sind…

    Mein vorläufiger Liebling unter den diesjährigen Neuerscheinungen ist Eau de Narcisse Bleu von Hermès (ist Aurore Nomade übrigens nicht schon letztes Jahr auf den Markt gekommen?) – vielleicht wird es aber auch Iris Nazarena werden… Mal schauen, was das Jahr noch so bringt…

    Mein Top-Favorit des letzten Jahres ist auf jeden Fall der gleiche wie die Nr. 1 des Herrn Kraft – nämlich Cuir de Nacre (schon wieder eine Duchafour-Kreation…)

    Viele liebe Grüße
    Dorothea

  2. Ulrike
    24. Juni 2013
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    yep, Aurore Nomade kam letztes Jahr… Da ICH ihn aber erst dieses Jahr getestet habe, fällt er für mich ins Jahr 2013 😉 Genehmigt? 😉
    Die Narzisse konnte ich noch nicht testen, das sollte ich aber bald, bald einmal nachholen. Und die Iris von Aedes, ja, die werde ich sehr bald vorstellen 🙂
    Cuir de Nacre, – nun ja, was soll ich sagen… den Duft NICHT zu mögen wäre schon vermessen.

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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