… beschäftigt uns einen weiteren Tag: Nachdem ich gestern bereits Adagio und Andante aus dieser Linie rezensierte, folgen heute nun Melodia und Erba Pura.
Melodia, die Melodie… ist weiblich, natürlich, und besteht aus folgenden Ingredienzen: Kopfnote: Gewürznelke, Bulgarische Rose; Herznote: Ylang-Ylang, Veilchen, Damaszener Rose; Basisnote: Patchouli, Mysore-Sandelholz, Weißer Moschus, Bourbon-Vanille. Melodien und Düfte lassen mich sofort an Baudelaires Gedicht Einklänge denken, hier in der Übersetzung von Stefan George:
Aus der natur belebten tempelbaun Oft unverständlich wirre worte weichen · Dort geht der mensch durch einen wald von zeichen Die mit vertrauten blicken ihn beschaun. Wie lange echo fern zusammenrauschen In tiefer finsterer geselligkeit · Weit wie die nacht und wie die helligkeit Parfüme farben töne rede tauschen. Parfüme gibt es frisch wie kinderwangen Süss wie hoboen grün wie eine alm – Und andre die verderbt und siegreich prangen Mit einem hauch von unbegrenzten dingen · Wie ambra moschus und geweihter qualm Die die verzückung unsrer seelen singen.Melodia ist natürlich eine großartige Verführerin, wer hätte daran gezweifelt. Zuallererst haben sich bisher alle Sospiro-Düfte durch herausragende Parfumeurskunst und Qualität hervorgetan. Und dann sind da eben noch diese Zutaten, die bereits erahnen lassen, dass wir es hier mit einer Venusfalle zu tun haben. Seidig-cremige Rosen im Überfluss – und Veilchen, zart-samtige mit Erdanklängen. Das sind unsere Protagonistinnen, die aufs Vorzüglichste eingerahmt werden: Nelke würzt subtil-süß, Ylang spendet sachte fruchtige Nektarsüße. Untermalt ist Melodia so, wie es sich für einen solchen Duft gehört: Mit Sandelholz, das würzig-süße Balsamische des Duftes unterstreichend. Patchouli sorgt für Tiefe und Rückgrat und Moschus und Vanille verstärken die Cremigkeit, die Milchigkeit und zaubern meiner Nase Noten von leise karamelligem, erwärmt-geschmolzenem Popcorn. Diese Mischung entfaltet hier eine derartige Sogkraft, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass es viele Männer gibt, die dieser duftenden Femme Fatale in ihrer ewig lockenden Weiblichkeit widerstehen können… Ein herrlicher Duft, der die Männerwelt ähnlich ähnlich verwirren wird wie sich Rilke in seinem Gedicht von der Rose umgarnt sieht:
Die klare frische Rosenblüte streichelt mein geschlossenes Auge leicht, als legte sie noch tausend kühle Lider, eines auf das andere, über mein heißes Lid. Und tausend Schlummer breitet sie dann über meine Täuschung hin, darunter streif ich selbst umher im Duft des Labyrinths.Es stammt im übrigen aus seinem herrlichen Rosenzyklus, dem sehr lesenswerten.
Erba Pura heißt, wie zu erwarten war, so etwas wie das reine, das pure Gras oder auch die Kräuter – und zwar auf Italienisch. Ganz so grün wie zu erwarten wäre ist Erba Pura vermutlich aber nicht, wenn man vorab einmal einen Blick auf die Ingredienzen riskiert: Kopfnote: Orange, Zitrone, Bergamotte; Herznote: Fruchtige Noten ; Basisnote: Weißer Moschus, Ambra, Bourbon-Vanille.
Grün, grün, grün… mag zwar vieles sein – Erba Pura aber ist es keineswegs. Erba Pura strahlt 100% Lebensfreude und Spaß am Dasein aus, und das mit einem saftig-süßen Obstkorb. Ich habe keine Ahnung, was darin sonst noch so gelandet ist – ich meine einige Beeren herausriechen zu können wie zum Beispiel Stachelbeere und Erdbeere. Daneben dürfte sich noch ein Pfirsich hineingeschmuggelt haben sowie ein grünes Äpfelchen, vielleicht auch eine Melone. Ich bin sehr gespannt, was Ihr in dem Duft an Früchten entdeckt! Das alles hat einen deliziösen Gourmandanstrich bekommen, was den Duft zu einem Vergnügen für Süßschnuten und Leckermäulchen machen wird.
Habt Ihr schon getestet? Welches ist Euer Sospiro-Favorit?
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Eure Ulrike.
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