Nach dem dunkelsten Winter und dem niederschlagend nierderschlagsreichen Mai lassen wir uns nicht unterkriegen. Wir Duftsüchtlinge haben einen großen Vorteil: wir können einfach die Rollläden herunterlassen und uns Sommer, Sonne und Mittelmeer intranasal verabreichen. Genau dies werde ich jetzt tun. Hierzu erhoffe ich mir tatkräftige Unterstützung von italienischer Seite, Acca Kappas „Giallo Elicriso“ muss heute zum Ausgleich der Wetterdefizite herhalten.
„Gelbe Strohblumen“ hat sich der Duft als Name umgehängt. Die Geschichte hinter dem Duft lautet wie folgt:
Die östliche Adriaküste mit ihren zahlreichen Inseln ist eines der Lieblingsziele von Elisa Gera, der Seele des Unternehmens Acca Kappa. Die Landschaft auf den Inseln und Halbinseln ist zu jeder Jahreszeit wild und verträumt und verführt zu langen Spaziergängen zwischen Reben, Olivenbäumen, Mandel- und vereinzelten Feigenbäumen, durch die immergrüne mediterrane Macchia. Hier in der steinigen, von der Sonne erhitzten Landschaft, wächst die Strohblume mit ihren silber-grünen Blättern und gelben Blüten. Ein magischer, kräftiger und unverwechselbarer Duft. Ein Geschenk der Natur.
Während eines Spazierganges wurde Elisa, deren Passion die Rosen, Blüten und aromatischen Pflanzen sind, von diesem Duft umhüllt. Sie beschloss diesen einzigartigen mediterranen Duft in ein edles Eau de Parfum für Herren zu verwandeln.
Genau das das brauche ich jetzt, drehe die Heizung noch ein wenig höher und stelle mir vor, an der Küste am Mittelmeer zu sitzen.
Die Italienische Strohblume, wird Immortelle oder auch Currykraut genannt. Letzteren Namen erhielt sie durch ihren Geruch, der an ebenjenes Curry erinnert, mit welchem sie aber eigentlich nichts zu tun hat. Tatsächlich wird die Strohblume auch kulinarisch eingesetzt, als Gewürz für Fisch, Fleisch und Saucen. Als ätherisches Öl wirkt sie bakterien-, entzündungs- und oxidationshemmend. Man findet übrigens auch den Hinweis, dass diese Pflanze bestens zur Katzenabwehr geeignet sein soll, wenn man diese Besucher beispielsweise im eigenen Garten weniger schätzt – das muss ich mir merken, sollte ich es einmal zu einem eigenen Garten bringen – aber nicht Uli weitersagen.
Die Duftnoten
Kopfnote: Cedrat (Citrus Medica), Aquatische Noten, Veilchenblätter
Herznote: Immortelle (Italienische Strohblume), Weißer Pfeffer, Muskatnuss
Basisnote: Zedernholz, Benzoeharz, Vetiver
Auf dem Duftstreifen sind es vornehmlich die zitrischen und aquatischen Noten wahrnehmbar. Auch auf der Haut ist die Zitrnatzitrone vorne dabei, die aquatischen Noten wurden absolut in Maßen eingesetzt, also keine Sportduschgelgeschichte, wahrscheinlich von den Veilchenblättern stammt eine merkwürdig metallisch-grüne Note, oder nicht?
Jetzt wird mir auch klar, dass die Curryassoziation eine falsche Fährte ist. Mein oft zu Rate gezogenes „Taschenbuch der Riechstoffe“ deutet in eine andere Richtung. Unter dem lateinischen Namen der Strohblume „Helichrysum“ (S. 181) findet man dort das Öl mit einem „intensiven, honigartig-süßen fruchtigen Geruch mit tee- und kamilleähnlichen Nuancen“ beschrieben; die Absolues „weisen einen honigartig-süßen fruchtig-kräuterartigen Geruch mit Untertönen von Tabakblättern und Sellerie auf“.
So komme ich der Sache weitaus näher. Nach dem zitrischen Auftakt kommen grüne und krautige Anklänge ins Spiel, die eine gewisse bittere Herbheit einbringen. Die in der Basis angegebenen holzig-harzigen Noten sind nur ansatzweise spürbar, auch das Vetiver wurde in Maßen eingesetzt.
Alles in allem ist „Giallo Elicrisio“ ein leichter Sommerduft, wenn auch für Männer kreiert, vollkommen unisextauglich. Man darf sich also keinen Wellenbrecher im Mittelmeer vorstellen, sondern eine sanfte Brise die vom Strand aus durch die Sträucher weht und sich so mit würzigen und herben Noten belädt. Wem der thematisch ähnliche Duft „Sel de Vétiver“ von The Different Company zu viel des Guten sein sollte, kann es durchaus einmal mit „Giallo Elicrisio“ versuchen.
Ich schwelge nun weiter in Urlaubsfantasien…
Liebe Grüße
Harmen
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