… ist der Slogan zu unserem Neuankömmling im Shop: Die Geschichte(n) zu unserer Reise. Der Macher hinter der Marke ist Pierre Aulas, ein anerkannter Duftexperte und Fragrance Consultant, dessen Karriere sich sehr ambitioniert liest: Weder aus einer Parfumeursfamilie stammend noch von Mutters oder Großmutters Duftregalen beeindruckt worden und nicht aus Grasse kommend, waren es bei ihm glückliche Zufälle oder Fügungen des Schicksals, je nach Gusto. Als Marketingmann in der Branche arbeitend, entdeckte er die Begeisterung für das duftproduzierende Gewerbe – und wurde selbst entdeckt aufgrund seiner exzellenten Riechfähigkeiten. Und zwar zuerst durch die Firma Mane, die im die Möglichkeit verschaffte, seinen Geruchssinn zu vertiefen und zu verbessern, und später durch den Aromastoffhersteller Firmenich, die ihn als perfekten Mittelsmann zwischen den Parfumeuren und der anderen Seite sahen. Aulas akzeptierte – unter einer Bedingung: Er wollte unbedingt an den Mugler-Parfumprojekten mitarbeiten. Man kam zu einer Einigung – und Aulas traf einen Menschen, der ihn sehr inspirieren sollte: Die frühere Thierry Mugler-Perfumes-Chefin Véra Strubi. Zusammen arbeiteten die beiden über zehn Jahre lang. Zehn erfolgreiche Jahre, in denen solche Parfums wie das Thierry Mugler Cologne und Alien auf den Markt kamen. Strubi war es schlussendlich auch, die Aulas dazu ermutigte, eine eigene Consulting-Firma zu gründen, woraus Art of Nose entstand. Erster Kunde der Firma: Véra Strubi. Beratend tätig war Aulas in Folge für alle möglichen Firmen, darunter Balenciaga, L’Occitane, Jil Sander, Choé, Cavalli, Pucci, Fendi und andere.
Parallel keimte, wie kann es auch anders sein, natürlich der Wunsch in ihm, ein eigenes Parfumhaus zu haben, ein eigenes Label, wozu sich Aulas 2009 entschloss. Genug Kontakte und Freunde hatte er ja mittlerweile in der Branche, was sich auch an der Auswahl exzellenter Parfumeure zeigt, die für Aulas tätig waren: Dominique Ropion, Alberto Morillas, Laurent Bruyière, Anne Flipo sowie Jean und Aurélien Guichard. Muss ich dazu noch etwas sagen? Ich werde es tun, weil die Parfumschöpfungen, die sich hinter den Namen verbergen, so bemerkenswert sind.
Dominique Ropion ist ein Altmeister, verantwortlich für Düfte wie Ysatis und Amarige für Givenchy, Kenzo Jungle, Amor Amor für Cacharel, Alien (und andere) für Mugler, diverses für Armani, Burberry, Chopard, Gucci, Yves Saint Laurent und viele weitere. Darüber hinaus hat er einige Schönheiten für Malle geschaffen wie zum Beispiel Vétiver Extraordinaire, Carnal Flower, Géranium pour Monsieur, Une Fleur de Cassie und Portrait of a Lady sowie den schönen Homme und So Nude für Costume National.
Alberto Morillas Kundenliste liest sich nicht minder schick: Givenchy, Cartier, Lanvin, Bulgari, Giorgio Armani, Caroline Herrera, Lancôme, Issey Miyake. Kenzo, Narciso Rodriguez gehören zu seinen regelmäßigen Kunden. Des weiteren ist er die Nase hinter Thierry Muglers Cologne, Yves Saint Laurents kommerziellem Ouderfolg M7, Estée Lauders Intuition und Pleasures, Cartiers leider eingestellter Schönling Le Baiser du Dragon, Marc Jacobs Daisy (und diverse Variationen davon) und Lancômes Miracle. Was die sogenannte Nische angeht gehen unter anderem Acqua Dezima von Eau d’Italie, Vanille 44 für Le Labo, S-Perfume für S-Perfume (den Vorgänger von A Lab on Fire), Aspreys Purple Water und Amouages Opus VII auf sein Konto.
Laurent Bruyière schuf Düfte für Ferragamo, Gloria Vanderbilt, Thierry Mugler, Escada, Costume National, Yves Saint Laurent und Escada, unter anderem Alien in Zusammenarbeit mit Ropion sowie Amor Amor für Cacharel, ebenfalls mit Ropion. Im Alter von nur 43 Jahren verstarb er leider vor einigen Jahren.
Anne Flipo ist sicherlich vielen ebenfalls ein Begriff, diese Dame der Blüten: Verte Violette, La Chasse aux Papillons, Mimosa pour moi, Iris Pallida, Œillet Sauvage, Ananas Fizz, Fleur d’Oranger und Fleur de Narcisse von L’Artisan stammen von ihr, darüber hinaus beispielsweise der schöne La Nuit de L’Homme von Yves Saint Laurent.
Und zu guter Letzt noch die beiden Guichards: Aurélien hat so gut wie die ganze Flotte von Piguet kreiert, des weiteren einiges von Bond No. 9, für Kenzo, Escada, Miyake, Galliano, Gaultier und Davidoff erschaffen. Jean war zum Teil mit von der Partie, hat aber selbst diverse Klassiker zu verzeichnen: Obsession von Calvin Klein, Loulou und Eden von Cacharel, Asja von Fendi oder Parfum de Peau von Montana. Und ein weiteres hübsches Kleinod bleibt da noch übrig – der wunderbare Fifi Chachnil.
Jetzt dröhnen Euch die Ohren, oder? Wird Zeit, uns die Düfte virtuell unter die Nasen zu klemmen. Beginnen wir heute mit Piège à Filles:
„Constructed on a round and snug „feminine“ accord, in which the heliotrope flower and almond are dominant, it numbs the vigilance of anyone it wants to seduce, and is the ultimate weapon of a Don Juan, a rather talented hunter. The spicy notes of cumin come through afterwards, followed by its animalic facets. It’s too late. He’s got her trapped.“
Der Don Juan, der ewige Verführer – reine Lust, pure Leidenschaft, verliebt in die Verliebtheit, der Verführung verfallen. Ob der Duft dieser geschichtenumrankten Figur oder vielmehr: diesem vielschichtigen Motiv gerecht wird? Don Juan ist ja vielmehr die Personifikation der Leidenschaft, also abstrakt und nicht unbedingt in einer Figur darstellbar – so zumindest sieht es mein Dissertationsopfer Sören Kierkegaard, der einige interessante Überlegungen dazu angestellt hat, rekurrierend auf Mozarts Don Giovanni.
Die Zutaten von Flipos Verführung, ihrem Verführer, sind schlau gewählt: Zitrusfrüchte, Kumin, Mandel, Heliotrop und Hölzer. Und was das Persönlichkeitsprofil des Trägers angeht, stapelt man hoch:
„No need for kid gloves! This man is a real man, a lady-killer. But does this preclude tenderness and sensitivity?“
Ja, ja und ja. Dieser geballten Ladung Verführung wohnt natürlich auch Sanftheit, anschmiegsame inne – wie sonst sollte sie funktionieren? Der Auftakt des Duftes glänzt mit Leichtigkeit, zitrisch-prickelnder, neugierig stimmender. Säuerliche Hesperidenfrische, die alsbald die dahinterliegende Wärme erahnen lässt. Erste samtige Anklänge lassen sich erhaschen, die von einer herausfordernden Würzigkeit geprägt sind – Kumin drängt sich charmant hervor, umgehend Ambivalenz heraufbeschwörend: Hier ist er, der Macho. Einer, den animalische Anklänge begleiten wie den Reiter auf dem Emblem des Flakons das Pferd. Eine sehr interessante Mischung, zumal sie von leisen Blüten und bittersüßem Marzipan getragen wird, auf edlen Hölzern ruhend. Und dann ist da noch diese orientalisch anmutende Hitze, die von unten lodert, und von der man sich fragt, woher sie denn kommt, die samtige…
Die Jagd(saison) ist eröffnet, wie Aulas in seinem netten Video zum Duft eben jenem bescheinigt. Das glaube ich wohl, denn Piège à Filles, die Mädchenfalle, wird einigen Damen den Kopf verdrehen – ob nun auf der eigenen Haut oder auf der eines mutigen Mannes, der sich einen solchen Duft zutraut. Denn typisch maskulin ist er nicht – aber wer sagt denn, dass Mann immer vorhersehbar sein muss und Männlichkeit sich immer prollig-offensiv und platt ausdrücken muss…
Ich für meinen Teil würde einen derartigen Duft sehr gerne mal am (richtigen) Mann riechen!
Verliebte Grüße,
Eure Ulrike.
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