Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen [Public domain], via Wikimedia CommonsAls ich die Duftnote „Kaskarilla“ las, schaute ich wie eine Kuh, wenn es blitzt. Noch nie zuvor war mir diese Ingredienz untergekommen. Es scheint sich um einen Strauch zu handeln, der zu den Wolfsmilchgewächsen gehört und in der Karibik beheimatet ist. Der getrockneten Rinde dieses Strauchs bzw. des Kaskarilla-Baums (Croton eluteria) wird per Wasserdampf das ätherische Öl entzogen, das für medizinische Zwecke oder auch zum Verfeinern von Getränken verwendet wird – und zum Aromatisieren von Tabak – was für „Feuilles de Tabac“ interessant sein dürfte. Doch wie duftet dieses Öl? In meinem schlauen Buch „Taschenbuch der Riechstoffe“ von Martinetz/Hartwig steht auf S. 95f: „Das Öl weist einen stark aromatischen, leicht zimt-, pfeffer- und küchenkräuterartigen Geruch und einen bitteren gewürzhaften Geschmack auf. […] Es wird in der Parfümerie in geringen Mengen für Gewürz-, Holz-, Tabak-, Oregano-, Nelkenblüten- und Chypre-Düfte eingesetzt, die es würzig und frisch gestaltet.“
Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen [Public domain], via Wikimedia CommonsNeben Kaskarilla finden wir noch Piment in den Kopfnoten – wenn ich schon am Recherchieren bin, dann auch noch ein paar Informationen zu dieser Pflanze. Piment oder Nelkenpfeffer gehört zu den Myrtengewächsen. Hier sind es die kleinen runden Beeren sowie die Blätter, die den feinen Duft bzw. Geschmack enthalten, denn Piment wird bekanntlich als Gewürz verwendet, per Destillation wird ihm aber ebenfalls auch ein ätherisches Öl abgerungen. Für Parfums spielen dabei offensichtlich eher die Öle der Blätter eine Rolle. Balsamisch-würzige, pfeffrige und gewürznelkenartige Noten spielen hier die Hauptrolle.
Ja, ich gestehe, dass ich mich wie viele meiner Generation beim Gedanken an Tabakdüfte ein wenig gruseln muss. Zu sehr kommt einem Opas-Rasierwasser-Assoziationen oder ein bekannter Herrenduft aus dem Massenmarkt in den Sinn, der ebenfalls recht präsent war und ist. Dann fällt mir noch ein gewisser Tabakduft von Creed ein, den ich vor etwa einem Jahr hier vorgestellt habe: „Tabarome“, der zugegebenermaßen auch nicht in die Sparte „Großvaters Bester“ fiel.
„Feuilles de Tabac“ erlaubt sich mehr Tabak als der eben erwähnte Duft und weist im Auftakt eindeutig frisch-würzige Akzente auf, die stark an Zimt erinnern. Irgendwie bekomme ich eine leichte Fruchtkaugummiassoziation und muss meine Nase schnell mal zurücksetzen. Zimtig und nelkenartig ist der Duft mit würzig-scharfen Noten, zudem mit einer leichten Holzigkeit versehen. Ja und nach Tabak riecht er erwartungsgemäß auch, leichteste Patchouliakzente und ebenso hauchdünne Tonkabohnenspritzer lassen sich erahnen. Am Anfang würde man den Duft klar in die Herrenkiste stecken, aber nach der anfänglichen Gefühlsentladung wird der Duft immer harmonischer, weicher und tendiert immer deutlicher in Richtung unisex.
Wirklich ein toller, moderner Tabakduft, von dem die Chefanfixerin wohl schon fast einen ganzen Flakon durchgebracht haben soll…munkelt man. 😉
Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwasunddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ
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