wollen wir uns noch einen weiteren Tag schnuppernd erschließen – weiter geht es mit Lavande Ombrée, Figue Fruitée, Jasmin Rêvé und Tubéreuse Rosée.
Lavande Ombrée ist der zweite maskuline Duft der Kollektion, der auf die werten Herren zielt und sich als echter Mann positioniert. Ein solcher ist er auch – aber es wäre verteufelt schade, wenn wir, und ich spreche da jetzt einfach mal im Namen meiner weiblichen Geschlechtsgenossinnen, dieses schöne Kleinod nur den Männern überlassen. An eben jenen riecht Lavande Ombrée natürlich toll: Ein kraftstrotzender Lavendel kühner Natur, die Brust stolz geschwellt. Dynamisch dank Bergamottesprenklern, die ihm frech-frische Herbheit verleihen, von Rosen gewässert und durch Zedernholz gesäubert, welche aber auch Markanz verleiht. Zimt schärft und leitet in wohlige Ambrawärme über, die Anleihen von edlem Wildleder und knackigem Rauch offenbart, Patchouli, wen denn sonst atmend. Ein französischer Casanova, ein Lebemann, ein Dandy – und zwar einer mit Profil. Und einer, der auch einer Charakterfrau zu Gesicht steht.
Figue Fruitée, die fruchtige Feige… hat es wirklich in sich: Dem Namen nach zu urteilen war ich auf, – nun ja, einen weiteren Feigling eingestellt. Ich mag Feigen und kann auch einige mein Eigen nennen. Der Name – er trifft eigentlich auch. Aber er ist ganz klar zu trivial für das, was sich auf meinem Handgelenk abspielt: Diese Feige hat Tiefgang, sie hat Seele, verfügt über einen opulenten, wunderschönen Körper. Anklänge von grünen Feigen, unreifen Früchten, vereinen sich mit satten reifen Exemplaren, ein wenig Milch nebst dunkelstgrünem Blattwerk umrankt das herrliche Stillleben, das sich von subtilen, an rote Marmelade erinnernden Noten angereichert sieht. Hier und da blitzt ein Zuckerkristall auf, der sich mit dem Saft der angeschnittenen Feigen vermengt, und zusammen tropfen sie auf… ein wenig Holz, das darüber hinaus mit deutliche Walnussnoten aufwartet. Ein bisschen Leder soll sich noch in der Basis verstecken – bei mir auf der Haut zeigt es sich nur sehr versteckt und verhalten, auf dem Teststreifen etwas deutlicher. Aber auf das Lederchen kommt es hier auch nicht mehr an – ein herrlicher Feigling und solch ein schöner Zuwachs in der Riege derselben!
Jasmin Rêvé ist, wie der Name schon erahnen lässt, ein Sommernachtstraum voller opulenter Blüten: Wir blicken auf ein weißes Meer voller Jasmin, cremig, betörend, scheinbar unschuldig lockend. Dieses Blümelein hat es faustdick hinter den Ohren, wie wir ja wissen. Hier hat man dem Jasmin aber einen Teil seiner Unschuld gelassen, vielmehr: Diese Facette unterstrichen. Lediglich ein Hauch indolische Noten haben sich in den Auftakt von Jasmin Rêvé verirrt, legen sich allerdings im Duftverlauf wieder und lenken den Fokus auf jene unberührte Schönheit: Zart-zuckrig und milchig, von einer samtigen Weichheit, sanft von Vanille geküsst und taubenetzt von Frische spendender Rose. Moschus und warm-würziges Sandelholz runden den Duft gekonnt ab und machen ihn zu einem würdigen Begleiter aller Frauen, die schon immer auf der Suche nach einem femininen hellen Jasmin-Soliflor sind.
Der letzte Duft im Bunde ist Tubéreuse Rosée und schon beim Auftragen wird mir von Ferne klar, dass wir es hier mit einer richtig kräftigen Tuberose zu tun haben. Tuberose ist – immer Geschmackssache, klar. Dem geneigten Leser wird nicht entgangen sein, dass ich mich in den letzten Jahren vom Tuberosenunverständigen (ok, fast – Tuberosenhasser) bis hin zum absoluten Tuberosesüchtigen entwickelt habe. Mittlerweile stehen viele Tuberosen in meinem Regal und ich werde ihrer nicht müde… Tubéreuse Rosée gewinnt meiner Meinung nach der Gattung der Tuberosen-Soliflors noch einiges ab: Diese Tuberose ist, ja, narkotisierend. Voluminös. Raumgreifend. Und macht keine Gefangenen. Im Mittelpunkt stehen allerdings hier nicht die cremig-buttrig-bitteren Aspekte, die Tuberosen gerne mal aufweisen, sondern die kühle, kühne Frische der Tuberose. An die Seite gestellt hat man der Tuberose eine frische Rose, die im Zusammenspiel mit der Tuberose atemberaubend schöne fruchtige Anklänge entwickelt, die meine Nase mal an Pfirsich, mal an Melone erinnern. Dazu gesellt sich passenderweise natürlich noch nektarsüß-tropisches Ylang. Keine große Aufgabe für die Basis aus Moschus und Sandelholz – hier muss nur sanft und unprätentiös untermalt werden, alles andere kann der Duft alleine. Ich bin schon am Überlegen… muss es noch eine Tuberose sein? Eine solche hier habe ich noch nicht – und mir mag auch keine andere dieser Art einfallen.
Habt Ihr schon getestet? Auf was seid Ihr neugierig? Ich bin gespannt!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,ich warte auf meine Proben. Damit beginne ich nun, die Wunschliste abzuarbeiten. Von Les Inédits habe ich Figue Fruitée in meine Wunschliste aufgenommen. Liebe Grüße, Waltraud
Huhuu liebe Waltraud,
oh ja, da sagst Du was, Wunschlisten abarbeiten… Meine wird gerade auch wieder bedrohlich länger, die Haben-Wollen- und Intensiv-Testen-Liste… dabei hatte ich sie doch erst neulich so hübsch dezimiert… Nun ja, so ist es wohl 😉 Erzähle mal, was Du testest und ob Dir das Feigenfrüchtchen zusagt, bitte!
Viele liebe Grüße,
Ulrike.