Flüssiges Gold – Byredos Bullion.

Einen weiteren Tag werden wir heute mit Byredo verbringen: Nachdem ich gestern den zauberhaft leichten Inflorescence rezensiert habe, ist heute Bullion an der Reihe, der nun ganz anderer Natur ist: Gold(barren) oder auch nur Edelmetall heißt der Name auf Deutsch, und inspiriert sieht sich diese Kostbarkeit durch Gorhams Reisen oder vielmehr: seine verschiedenen Stationen im Leben, unter denen auch arabische Länder vertreten waren:

Bullion is the first fragrance that we’ve created that is actually inspired by all the visits I’ve made to the Middle East. It’s a combination of places, food and, most, importantly people.“

bullion Bullion ist – limitiert. Und war, soweit ich das mitbekommen habe, eigentlich gar nicht unbedingt vorgesehen für den europäischen Markt.

Bullion is a hymn to the perfumes of Arabia, and of ancient Persia. These cultures are steeped in mystery and riches and „Bullion“ – gold and silver bars are inherently valuable: broken pink pepper (or baies roses) opens the fragrance – aromatic, stimulating, sultry, yet flirtatious – combined with black plum. In the heart and base – osmanthus, magnolia, leather, sandalwood and a cornucopia of sensual musk, summon up images of shimmering palace gardens, narrow souks and great bazaars, and as a finale an abundance of dark wood conjures up the architectural majesty of Byzantine and Ottoman interiors.“

Bullion ist – ein Spalter, das merkt man gleich. Man(n oder Frau) wird ihn mögen – oder nicht. Viel dazwischen gibt es nicht. Sanfte Schwaden rosanen Pfeffers kitzeln mich im Auftakt in der Nase, betreiben aber nicht viel Aufhebens und geben alsbald die beiden Protagonisten preis, die den Charakter des Duftes maßgeblich prägen: Pflaume und Leder. Eine dunkelblauviolette Pflaume, saftig und reif, sowie samtig sich anfühlendes Wildleder, das mir Sandfarben erscheinen mag. Fruchtig-florale Anklänge spenden Osmanthus und Magnolie: Letztere wässert ein wenig, wie sie es gerne einmal tut, milchig-floral-taubenetzt sich präsentierend. Und Osmanthus generiert einen besonderen Kick – zarte Pfirsichanleihen, die der Lederpflaume harmonisch Kontrast verschaffen. Die Basis wird von Hölzern und Moschus gestiftet und ist an und für sich unspektakulär, dient lediglich der Untermalung, wenn wir einmal von Sandelholz absehen. Dieses süß-würzige und gerne mal balsamisch-pudrig anmutende Holz ist meiner Meinung nach in Verbindung mit dem Leder-Pflaumen-Duo für zweierlei zusätzliche Akzente verantwortlich: Einerseits eine zimtige Note, die von der verhaltenen Pfeffrigkeit noch unterstrichen wird, und andererseits für latent animalische Anklänge.

Bridgman,_Frederick_Arthur_-_The_Siesta_(Afternoon_in_Dreams) Diese letzte von mir herausgearbeitete Entwicklung ist es meiner Meinung auch, die Anlass zu der Entscheidung gibt, ob man Bullion mag oder nicht. Ich finde ihn toll – und für einen Duft, der sich arabischer Einflüsse erfreut, finde ich ihn überraschend minimalistisch. Ich würde sagen, dass es sich hier um einen Avantgarde-Orientalen handelt – Dries van Noten(s Mode) passt dazu perfekt (der im übrigen mit Malle auch gerade einen eigenen Duft lanciert hat).

Ich finde die Kombination Leder & Pflaume äußerst gelungen, vor allem auch in Kombination mit umrahmend-unterstreichendem Osmanthus und Sandelholz. Allzu viele Düfte dieser Richtung gibt es nicht, definitiv nicht. Pflaume ist ohnehin schon eher seltener, was Leder und Pflaume angeht, fallen mir lediglich eine Handvoll Düfte ein: Chambre Noire von Olfactive Studio, der allerdings viel dunkler und würziger ist, Histoires de Parfums‘ Moulin Rouge 1889, welcher ebenfalls deutlich anders ausfällt – viel pudriger, make-up-lastiger, skinniger. État Libre d’Oranges Malaise of the 1970s (früher: Sex Pistols) hat leiseste Ähnlichkeit, von der Richtung her würde ich Bullion aber eher neben zwei andere Düfte stellen wollen, und zwar neben Inekes Evening Edged in Gold und Bottega Veneta. Während diese beide aber eher die eleganten blonden Schwestern sind, dürfte Bullion die rassige Unzähmbare aus diesem Reigen darstellen.

Danke Monsieur Gorham / Byredo und Chapeau – einmal mehr zwei tolle Düfte aus Ihrem Haus! Darüber hinaus meine Lieben gibt es noch Aktuelles zu Ben Gorham zu berichten: Die Schweden von H&M haben gerade ein neues Label samt Onlineshop und eigenem Store (zukünftig vermutlich: Stores) lanciert – & Other Stories heißt es. Man findet dort eine ganze Körperpflegelinie, die es in sechs verschiedenen Duftrichtungen gibt: Fig Fiction, Punk Bouquet, Shinjuku Bloom, Lemon Daydream, Couture Carnival, Moroccan Tea, Rose Revival. Dreimal dürft Ihr raten, wer hinter diesen Düften steckt?

Einen wunderschönen Tag und ein ebensolches Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Üt
    26. April 2013
    Antworten

    limitiert ?! ?!

    oh nein …..

    • Ulrike
      1. Mai 2013
      Antworten

      Oh doch, liebe Üt, leider! Ich bin gerade auch hin- und hergerissen… Aber er ist ja gerade erst im Shop gelandet, ergo habe ich, haben wir hoffentlich noch ein wenig Zeit 😉

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