… dieser Tage, wie Ihr ja wisst: Françis Kurkdjian lancierte gerade mit seinem Label Maison Françis Kurkdjian die OUD mood-Kollektion – ein Trio an Ouddüften, dessen Erscheinung ich zum Anlass nehmen konnte, Monsieur zu interviewen. Das Interview hatte ich bereits letzte Woche veröffentlicht – daran gekoppelt ist ein Gewinnspiel:
Wir verschenken jeweils einen Duft der OUD mood-Kollektion – OUD silk mood, OUD cashmere mood und OUD velvet mood. Die Aktion läuft bis nächsten Freitag, den 26.4.13, 24.00 Uhr. Ich möchte gerne von Euch wissen, welchen Oud-Duft Ihr haben wollt – und hätte gerne eine schöne, interessante, ehrliche, lustige, verrückte Antwort darauf. Diejenigen, die mich mit Ihren Antworten am meisten überzeugen, dass sie unbedingt einen Flakon brauchen, gewinnen.
Macht gerne mit, Ihr Lieben – es ist noch Zeit bis Ende der Aktion! Damit Ihr allerdings eine bessere Ausgangsbasis habt, Euch für eine der drei Schönheiten zu entscheiden, stelle ich sie Euch heute und morgen vor.
Kurkdjian erzählte ja bereits in dem Interview, dass er der Meinung ist, dass Oud sehr lange von der Parfumindustrie übersehen wurde, zu lange. Und dass Oud heute zum gängigen Repertoire eines jeden Parfumeurs gehört, weil „Oud-Holz“ eine Sinnlichkeit birgt, die man in der Parfümerie vor 20 Jahren mit animalischen Noten erzielte. Um die Tiere zu schützen, können wir sie allerdings nicht länger verwenden. Oud ist auf eine Art ein guter Ersatz dafür. Ein weiterer Grund ist die Stärke von Oud; das Holz ist ein sehr langanhaltender Rohstoff.“ Dass heutzutage in der Parfumindustrie keinerlei tierische Stoffe mehr verwendet werden, für die Tiere in irgendeiner Form leiden oder sterben müssen ist Gott sei Dank Standard – was Tierversuche angeht sind wir da leider noch meilenweit davon entfernt… Trotzdem finde ich die Aussage von Kurkdjian ein wenig grenzwertig: Für das eklatant gestiegene Interesse am Oud und den damit zusammenhängenden Bedarf wurden in den letzten Jahren etliche Urwaldriesen gefällt und mittlerweile sind teilweise sogar Bestände der Adlerholz-Gattung bedroht. Ich hatte dazu bereits einmal einen Artikel geschrieben – siehe hier.
Heute allerdings ist die Lage vermutlich nicht mehr ganz so brenzlig (wobei sicherlich immer noch ernstzunehmend – siehe dazu auch diesen bereits einige Jahre alten Artikel): Zuallererst weiß man mehr über die Entstehung von Oud, ist also in der Lage, mehr oder weniger gezielt Oud zu „produzieren“ – siehe auch den schönen Artikel bei Erik Kormann in seinem aromatischen Blog. Darüber hinaus gibt es mittlerweile auch diverse synthetische Duftmoleküle, die Oud darstellen (können). Aber kommen wir zu den Düften der OUD mood-Kollektion zurück und lassen nochmals Herrn Kurkdjian zu Wort kommen:
„Mein OUD ist dafür gemacht, die Wüste zu durchqueren – ein Sandsturm unter einem tiefblauem Sternenhimmel mit einem Vollmond, der einen goldenen Palast anstrahlt.“
Und weiter, wie er mir im Interview dazu antwortete:
„Die OUD mood Kollektion spiegelt die Quellen meiner Inspiration wider. Es ist die enge Verbindung zu meiner Liebe für Couture und Kleidung und Teil einer idealen Duftgarderobe, die ich Saison für Saison kreiere, Jahr für Jahr. Die Kunst der Schneiderei und Couture ist der Kunst des Parfums sehr nah. Ich habe mir die drei Düfte als Empfindungen, Gefühle, Texturen ausgedacht und mich entschieden, diese mit Stoffen anstatt mit einem Seelenzustand zu verbinden. Deshalb spielen sie mit Wärme, Glamour, Dichte, Wohlgefühl und Sinnlichkeit. Ihre Kostbarkeit, Intensität und Konzentration lassen sie herausstechen, denn ich genieße die totale Freiheit über meine Kreationen, die totale Freiheit über Qualität und habe kein Preislimit. Die OUD mood Kollektion ist eine Kollektion von Düften, die man mit dem Gefühl assoziiert, sich selbst mit einem seltenen und zarten Stoff zu umhüllen.“
Das erste Stöffchen, mit dem ich mich für Euch umhüllen werde, ist Cashmere Mood: Dieser gleicht, laut Kurkdjian, „einer zweiten Haut.“ Ein „orientalischer Duft, sanft, weich und balsamisch.“ Die Ingredienzen sind übersichtlich, und gleichermaßen erlesen: Oud aus Laos, Labdanum aus Marokko, Benzoeharz und Vanille.
Oud ist nicht gleich Oud – und Kurkdjians Oud in allen seinen drei OUD mood-Düften kommt aus Laos. (Gutes) Laotisches Oud ist sehr selten, es gibt wohl kaum mehr frei wachsende Adlerholzbäume dort. Von der olfaktorischen Qualität gibt laotisches Oud einiges her, je nach Sorte: Reif-fruchtig kann es sich darstellen, erdig und kann darüber hinaus wurzelige, zum Teil feuchte Anmutungen erzeugen, die an Vetiver erinnern. Darüber hinaus ist der Rauch häufig von einer pfeffrigen Schärfe, die mitunter auch fäkale Facetten aufweist. Jetzt, liebe Leser, bitte nicht wegdrehen – auch Jasmin beispielsweise enthält derlei Noten, unter anderem. Fäkalnoten in Düften sind nicht selten und, in Dosen, durchaus interessant, auch gerne mal erotisch… Überhaupt, aber das ist eine Theorie von mir, gehe ich davon aus, dass Oud auch und gerade dafür so geliebt wird, weil viele der Facetten, die es an sich hat, ausgesprochen körperlicher Ausprägung sind.
Cashmere Mood entwickelt auf dem Duftstreifen in den ersten, schnell vorüberziehenden Momenten in der Tat flüchtige Fruchtnoten, die so flink wieder verschwunden sind, dass ich sie gar nicht adäquat festmachen kann – für mich sind es Trauben, reife, dunkle Trauben von einer gewissen Süße, die alsbald schon eingeholt wird von den für Oud recht typischen medizinischen Anklängen. Auf dem Teststreifen verharrt der Duft noch länger in seltsam kühlen, aber dennoch medizinischen Gefilden, während bei mir auf der Haut ziemlich zügig ein pfeffrig-scharfer Rauch tonangebend ist. Eine winzige Prise latent fäkal sich zeigendes Tier mischt im Hintergrund mit, vor allem aber ist Cashmere Mood bodenständig – er offeriert jede Menge Erdiges. Und genau diese Erde vermählt sich im späteren Verlauf mit zart kokeligem Holzrauch, trockenem von einer leichten, vanillig-salzigen Wärme. Hier wird Cashmere Mood dann auch anschmiegsam wie ein Kleidchen desselben Materials – aber: wir haben es mit einem Winterkaschmir zu tun, definitiv. Und für mein Empfinden ist es auch kein helles Kleid, sondern eher eines in einem gedeckten Naturton oder gleich in Grau oder Schwarz.
Cashmere Mood ist definitiv ein Minimalist: Zuallererst aufgrund der überschaubaren Anzahl der Ingredienzen, die auch, zweitens, eigentlich nur dazu dienen, die hier fokussierten Facetten des Ouds zu unterstreichen. Heraus kommt ein qualitativ überragender, herrlicher Oudduft, der allerdings nur im abstrakten Sinne mit Kaschmir zu tun hat. Wer hier Wollig-Wohlig-Weiches erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Diese Person sollte sich lieber bis morgen gedulden, denn wir haben noch, soviel verrate ich, einen sehr viel feminineren Kandidaten in petto…
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Eigentlich wollte ich ja gaaaanz viel tun heute vormittag.
Aber dann dieses Dufttagebuch! Ich musste unbedingt alle Artikel zu Oud aufrufen – ausdrucken – keine Sorge, nur für meinen ganz privaten Parfümordner in dem ich alle wissenswerten Informationen abhefte. Das Argument mit dem Ersatz der tierischen Duftstoffe und der dann auch sogleich auftretenden Probleme bei der Gewinnung von Ersatzstoffen von Pflanzen…Letztlich wird es dann auch synthetische Nachbildungen geben. Darüber kann man dann endlos diskutieren. Wie meine Freundin, die Goldschmiedin sagte: „Schmucksteine aus Glas und Kunststoff sind nicht notwendig, die Natur hat alles vorrätig und das auch reichlich. Aber wir Menschen sind so gierig. Wir wollen immer noch mehr und viel davon.“
Wenn daran denke vor einem Jahr, als ich mich bemühte herauszufinden, was denn dieses mysteriöse Zeugs wäre: Oud. Ich ging vom niederländischen Wort ‚oud‘ was ‚alt‘ heißt.
Aber nicht jeden Oudduft mag ich. Immerhin, einen mit dem ich mich den ganzen Tag eindieseln könnte – jedenfalls zur Zeit – ist Bois d’Oud von Perris Monte Carlo. Aber das tue ich nicht.
Ich werde aber weiterhin auch andere probieren, immer wieder.
Liebe Grüße, Waltraud